Die anhaltende Kritik am Kapitalismus sucht nach den Schuldigen für die unendliche Krise. Doch ist der Kapitalismus wirklich das Problem oder liegt das Versagen eher im Geldsystem? In diesem Artikel wollen wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen und die verschiedenen Standpunkte beleuchten.
Kapitalismus als Feindbild wieder konsensfähig
Seit dem Platzen der Dotcom-Blase und besonders seit der Finanzkrise von 2007 und der Eurokrise von 2009 ist der Kapitalismus wieder ein gesellschaftsfähiges Feindbild geworden. Die Forderung nach “Bändigung des Kapitalismus” gewinnt wieder an Zustimmung. In Talkshows diskutieren Menschen, die die Ursache der Krise im “neoliberalen Marktradikalismus” sehen und die Dominanz der Politik über Wirtschaft und Banken zurückgewinnen wollen. Doch ist wirklich der Kapitalismus schuld an den Problemen oder sind Marktversagen und zu wenig Staat die wahren Ursachen?
Ein Bärendienst für den Liberalismus
Die FDP verteidigt das herrschende Finanzsystem lediglich leise, kritisiert aber die hohe Verschuldung einiger Staaten und fordert eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte. Die anderen Parteien können mit ihrer diffusen Kapitalismuskritik bei den Wählern punkten. Doch die eigentlichen Ursachen der Krise liegen tiefer. Es gibt echte Liberale, die seit Jahrzehnten das bestehende System scharf kritisieren und erklären, dass das, was wir heute haben, schon lange keine Marktwirtschaft mehr ist. Sie haben die Krise lange vorhergesagt und die Probleme genau analysiert.
Kampf um die Definitionshoheit
Es ist interessant zu beobachten, wie der Begriff “Kapitalismus” negative Konnotationen in Deutschland hat. In Amerika wird der Begriff positiv mit Freiheit und Ordnung in Verbindung gebracht. Die historische Epoche, die man als “Kapitalismus” bezeichnet, ist nicht mehr die Zeit, in der wir leben. Das heutige Geldsystem, das auf Verschuldung basiert, hat mit dem ursprünglichen Kapitalismus nichts mehr zu tun. Es ist also fraglich, ob der Begriff “Kapitalismus” noch angemessen ist, um das aktuelle System zu beschreiben.
Kapitalismus ungleich Marktwirtschaft
Der heutige Kapitalismus ist eine stark regulierte Marktwirtschaft unter den Bedingungen eines zentral gesteuerten Schuldgeldsystems. Dies hat nichts mehr mit einer freien Marktwirtschaft zu tun. Der Staat greift massiv in die Wirtschaft ein und begünstigt Großunternehmen und Konzerne. Das System der sozialen Sicherung ist geprägt von staatlichen Monopolen. Die Staatsquote beträgt rund 47% und wenn man alle vom Staat erzwungenen Ausgaben berücksichtigt, liegt sie sogar bei 70%. Dies ist kein freier Markt, sondern ein stark regulierter und verzerrter Markt.
Zentralbankwirtschaft mit politisiertem Geld
Das zentrale Problem unseres heutigen Wirtschaftssystems ist das Geldsystem. Seit dem 20. Jahrhundert wird Geld aus dem Nichts geschaffen und das vorhandene Geld kann beliebig vermehrt werden. Dies führt zu einer nachhaltigen Störung des Preissystems und zu Fehlallokationen in der Wirtschaft. Die Finanzmärkte sind verzerrt und der Staat kann mehr ausgeben, als er einnimmt. Die Zentralbanken spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sind ein Kartell der Banken und ermöglichen die Schöpfung von Kreditgeld aus dem Nichts. Dieses Schuldgeldsystem ist eine Illusion und zerstört die Marktwirtschaft.
Markt ohne Haftung ist kein Markt
Die Banken können Risiken eingehen, weil sie davon ausgehen, dass sie vom Staat gerettet werden. Diese Rettungsaktionen haben jedoch nichts mit einer freien Marktwirtschaft zu tun. In einer freien Marktwirtschaft sind Gewinne privat und Verluste auch. Doch die Politik socialisiert die Verluste der Banken, um das System zu retten. Die Finanzbranche ist bereits stark reguliert, doch alle Interventionen und Regulierungen führen zu weiteren Verzerrungen und Kosten. Die Finanztransaktionssteuer ist nur eine weitere Maßnahme in dieser Spirale.
Wie geht es weiter?
Es ist fraglich, ob das Schuldgeldsystem mit kosmetischen Korrekturen weitergeführt werden kann. Ein “Herauswachsen” aus der Schuldenkrise ist nicht mehr möglich. Die Fallhöhe wird immer größer und das System wird irgendwann zusammenbrechen. Ein geordneter Systemwechsel hin zur Marktwirtschaft ist politisch kaum machbar. Die Politiker werden nicht wagen, die Banken pleitegehen zu lassen. Doch die Illusion des Schuldgeldsystems wird eines Tages platzen und das System wird zusammenbrechen. Wir brauchen eine echte Marktordnung und ein gesundes Geldsystem.
Die Alternative zum Kapitalismus ist die Marktwirtschaft und ein gedecktes Geldsystem. Es ist an der Zeit, die Diskussion darüber zu führen und nach Lösungen zu suchen. Die Zeit ist reif für eine echte Revolution des Geldsystems und der Wirtschaft.
Fußnote: Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von Kristof Berking und erschien in der Dezember-Ausgabe 2011 des Anlegermagazins Smart Investor.