Karen Duves Buch “Warum die Sache schiefgeht”: Eine kritische Betrachtung

Karen Duves Buch “Warum die Sache schiefgeht”: Eine kritische Betrachtung

Halloween ist ein christlicher Brauch, der die Ängste und Hoffnungen der Menschen aufgreift. Dabei spielt auch Karen Duve eine Rolle. In Deutschland hält man Schriftsteller oft für intelligenter, wichtiger und moralisch höher stehend. Die Literatur wird zu einem Fetisch für gebildete Menschen, die sich vor dem Buch verneigen. Doch letztendlich wissen Schriftsteller genauso wenig wie alle anderen. Gute Schriftsteller machen aus diesem Nichtwissen große Kunst. Bei Karen Duve allerdings ist es anders. Sie nutzt Angst, Ressentiment und Vorurteile für ihr Geschäft.

Ihr Buch “Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen” ist ein typisches One-Liner-Buch, das sich gut verkauft. Akif Pirincci schreibt ähnliche Bücher, nur dass es bei ihm “Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer” sind, die an allem schuld sind. Bei Karen Duve wird er zur feministisch-vegetarischen Pirincci.

Ihr einfaches Weltbild lässt sich auf einige Begriffe reduzieren: Einsatzbereitschaft, Risikobereitschaft, Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen. Das ist die gefährliche Mischung, die unsere Welt zweifellos in die Apokalypse führt, wenn es keine “Frauenquote” gibt. Duve verurteilt Unternehmer als Verbrecher und vergleicht Börsenmakler mit Serienmördern. Statt ein gutes Buch zu lesen, arbeiten sie angeblich 16 Stunden am Tag und verbergen ihr wahres Wesen hinter großem Charme.

Was Duve schreibt, hat den Erkenntnisgewinn einer Anleitung für Mundspülung. Dennoch wird es in der 3sat-“Kulturzeit” von Ernst Grandits besprochen. Einerseits, weil Duve selbst aus dem Milieu der Angsthasen und Rechthaber stammt, die den Kulturbetrieb bevölkern. Andererseits gibt es tatsächlich Probleme wie den Klimawandel, den Kapitalismus und die Zukunft.

Ihr zusammenhangloser Zombie-Text ist ein Beispiel für den antiaufklärerischen Untergangsschauer eines bestimmten Milieus, das sich in seiner eigenen Aufwallung gefällt. Duves Sätze wie “Mit dem Weg von den sammelnden und jagenden Horden in die Agrargesellschaft wurde der Weg der Gier und Entfremdung eingeschlagen” sind kaum ernstzunehmen.

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Duve beschäftigt sich ähnlich wie bei Ebola, ISIS oder Boko Haram mit dem Kapitalismus und dem Klimawandel. Alles hängt scheinbar miteinander zusammen. Doch letztendlich liefert Duve nur das Zerrbild einer psychopathologisch fixierten Gesellschaft, die sich in ihren eigenen Ressentiments gefällt und keine echten Lösungen sucht.

Stellt Duve die Systemfrage? Formuliert sie eine Alternative zum Kapitalismus? Hat sie analytische Gedanken oder gute Antworten? Ist das, was sie schreibt, auch nur annähernd so interessant wie das Buch von Thomas Piketty über das “Kapital im 21. Jahrhundert”?

In ruhigeren Zeiten wäre das, was Duve tut, ein lustiger Halloween-Scherz. Doch in diesen unruhigen Zeiten wird das Wirre zum Dumpfen. Der unanalytische Antikapitalismus des Bio-Bürgertums unterscheidet sich nicht mehr allzu sehr vom Globalhass der gekränkten weißen Männer.

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