Karriereweg: Fach- oder Führungskarriere

Karriereweg: Fach- oder Führungskarriere

Beim Gedanken an einen “Karriereweg” stellen wir uns oft die Karriereleiter vor. Den schrittweisen Aufstieg in den Hierarchiestufen eines Unternehmens. Vom Auszubildenden zum Geschäftsführer.

Doch die Arbeitswelt verändert sich. Die Hierarchien werden flacher. Die klare Trennung zwischen Fach- und Führungskräften verschwindet. Eine neue Generation von Arbeitnehmern tritt auf den Arbeitsmarkt, die weniger hierarchisch denkt und mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Freizeit legt.

Heutzutage kann ein erfolgreicher Karriereweg daher ganz anders definiert und gestaltet werden. Unternehmen, die dies erkennen und verschiedene Karriereoptionen anbieten, können bei ihren Mitarbeitern punkten.

Der klassische Karriereweg ist die Führungskarriere

Der klassische Karriereweg bestand lange Zeit darin, nach der Ausbildung oder dem Studium schrittweise die Hierarchieleiter hinaufzusteigen. Gute Fachkräfte wurden zu Abteilungsleitern, dann zu Bereichsleitern, Prokuristen oder Mitgliedern der Geschäftsleitung befördert. Damit einher ging mehr Verantwortung, Ansehen, Privilegien und natürlich eine bessere Bezahlung.

Doch dieser vertikale Karriereweg ist nicht für jeden geeignet und nicht immer erstrebenswert. Diese Erkenntnis verbreitet sich allmählich auch in den Führungsetagen der Unternehmen. Manchmal ist die gut gemeinte Beförderung einer fähigen Fachkraft in eine Führungsrolle, um sie zu belohnen und ans Unternehmen zu binden, der falsche Weg.

Was passiert, wenn sich die Führungskarriere als Fehlschlag erweist?

Mit der Beförderung zur Führungskraft entsteht ein völlig neues Aufgabenfeld. Mitarbeiterführung ist eine Kunst, die besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten erfordert.

Mitarbeiter, die bisher erfolgreich als Fachkraft arbeiteten, sind oft nicht gut auf diese neue Aufgabe vorbereitet. Manchmal haben sie nicht einmal eine genaue Vorstellung davon, was die Rolle als Führungskraft wirklich bedeutet. Es kann also passieren, dass ein beförderter Mitarbeiter zwar weiterhin gute Leistungen als Fachkraft erbringt, aber die Rolle als Führungskraft unzureichend oder “nebenbei” ausfüllt. Das Team reagiert entsprechend mit Unmut und schlechten Leistungen. Die neue Führungskraft stellt nach einigen Monaten fest, dass sie mit der Führungsrolle nicht zurechtkommt und unglücklich ist. Sie wird verunsichert, unzufrieden und ihre Leistungen lassen nach. Die gut gemeinte Beförderung führt nicht zu neuer Motivation, sondern eher zu Frust und Kündigungsgedanken.

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Durch entsprechende Vorbereitung, Training und Weiterbildung ließen sich diese Probleme in vielen Fällen vermeiden. Manche beförderte Mitarbeiter stellen jedoch fest, dass sie die Führungsrolle überhaupt nicht mögen und lieber ihren Weg als erfolgreiche Fachkraft weiterverfolgt hätten. Doch nach einer Beförderung ist es meist zu spät, um diese Erkenntnis im Unternehmen zu äußern. Eine Rückstufung von der Führungsrolle zur Fachkraft wird als Gesichtsverlust angesehen. Oft verlassen diese Mitarbeiter das Unternehmen. Schade, denn das Unternehmen verliert eine ausgezeichnete Fachkraft! Wie können solche Fehlschläge vermieden werden?

Potenzielle Führungskräfte im Voraus auf eine geplante Beförderung vorbereiten

Bereits im Vorfeld einer geplanten Beförderung einer Fachkraft zur Führungskraft ist es sinnvoll, ergebnisoffen zu prüfen, ob dieser Karriereweg der richtige ist.

Ein ausführliches Mitarbeitergespräch sollte den Anfang machen, in dem besprochen wird, welchen Karriereweg der Mitarbeiter anstrebt. Wenn der Fachmitarbeiter sich eine Führungslaufbahn vorstellen kann, kann ihm empfohlen werden, vor der Beförderung ein Führungskräfte-Training zu absolvieren. Dieses sollte die Hauptanforderungen an eine Führungskraft, die Hauptaufgaben, Führungsstile und Einstellungen thematisieren. So hat der Mitarbeiter die Möglichkeit, sich selbst und seine Einstellungen zur Führungsrolle zu überdenken. Kommt er zu dem Schluss, dass er die Herausforderung der Mitarbeiterführung annehmen möchte, können vertiefende Schulungsmaßnahmen ihn auf die künftige Rolle vorbereiten.

Unsere Erfahrungen der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass sich etwa 30% der Fachmitarbeiter nach der Teilnahme gegen eine Beförderung zur Führungskraft aussprechen und rechtzeitig erkennen, dass sie diese Aufgabe nicht übernehmen möchten. Was kann man tun, um auch diese wertvollen Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden?

Der alternative Karriereweg: Die Fachkarriere

Stellt sich heraus, dass die Fachkraft keine Führungskarriere anstrebt, ist die Fachkarriere die richtige Alternative.

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Was ist eine Fachkarriere?

Die horizontale Karriere oder Fachkarriere beinhaltet auch den Aufstiegsgedanken, jedoch ohne direkte Führungsverantwortung. Die Fachkraft steht dem Team oder einer Abteilung als Fachspezialist für alle Aufgaben zur Verfügung. Dies umfasst sowohl dauerhafte Aufgaben als auch temporäre Projekte, bei denen die Fachkraft hinzugezogen wird. Im Laufe der Fachkarriere werden die Aufgaben immer komplexer und spezifischer. Dies spiegelt sich auch in der Berufsbezeichnung, der Bezahlung und dem Ansehen im Unternehmen wider. Karrierestufen können zum Beispiel “Junior-Experte”, “Senior-Experte” und “Chief Experte” heißen.

Der Fachexperte ist ein Leistungsträger wie eine Fachkraft und zeichnet sich durch Fachkompetenz, hervorragende Ergebnisse und eine fachliche Vorbildfunktion aus.

In Zukunft wird erwartet, dass dieser Karriereweg deutlich stärker nachgefragt wird.

Was brauchen Mitarbeiter, die eine Fachkarriere anstreben?

  • Weiterbildung: Der Aufbau und die Vertiefung des Fachwissens ist bei diesem Karriereweg entscheidend. Diese Mitarbeiter sollten sich in ihrem Fachbereich kontinuierlich weiterbilden dürfen, sei es durch Seminare, Kongresse, Literatur oder Online-Recherchen. Sie benötigen ein fachliches Netzwerk und den Austausch mit anderen Experten ihres Fachgebiets.
  • Wertschätzung im Unternehmen: Der Fachexperte sollte das gleiche Ansehen wie eine Führungskraft haben, um langfristig motiviert und gebunden zu werden.
  • Offenheit: Fachexperten sind gut, aber Fachidioten sind problematisch. Ein fachübergreifender Kontakt in der täglichen Arbeit sorgt dafür, dass die Fachexperten den Blick für andere Bereiche nicht verlieren und das Unternehmen mit all seinen Interessen im Auge behalten können.
  • Entwicklungsmöglichkeiten: Menschen können sich im Laufe ihres Arbeitslebens verändern. Eine Führungskarriere ist vielleicht in jungen Jahren noch keine Option, aber diese Einstellung kann sich ändern. Daher sollte man offen sein, wenn Fachexperten eines Tages als “Quereinsteiger” eine Führungsrolle übernehmen möchten.
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Fazit: Führungskarriere und Fachkarriere sollten das gleiche Ansehen im Unternehmen genießen

Die Positionen der Fachkarriere und der Führungskarriere sollten das gleiche Ansehen und eine annähernd gleiche Vergütung haben. Die Fachkarriere betont die Bedeutung von Spezialisten für das Unternehmen und bindet qualifizierte Fachkräfte ans Unternehmen. Bereits im Einstellungsprozess sollten beide Karrierewege als gleichwertige Alternativen vorgestellt werden.

Praxistipp

Stehen Ihre Mitarbeiter vor der Entscheidung, welchen Karriereweg sie einschlagen möchten? Oder steht Ihnen selbst diese Entscheidung bevor? Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Können Sie Ziele setzen und erreichen, auch für andere?
  • Wie leicht fällt es Ihnen, Aufgaben zu delegieren?
  • Gelingt es Ihnen, andere zu motivieren und zu begeistern?
  • Verfügen Sie über gute Kommunikationsfähigkeiten?
  • Übernehmen Sie gerne Verantwortung, auch für andere?
  • Können Sie sich gut in andere hineinversetzen?

Wenn Sie mehrheitlich oder ausschließlich mit “Ja” geantwortet haben, ist eine Führungskarriere möglicherweise der richtige Weg. Aber gibt es noch Zweifel? Dann stellen Sie sich diese Frage: Lieben Sie die fachliche Tätigkeit, die Sie gerade ausüben, mehr als alles andere? Dann ist eine Fachkarriere vielleicht die bessere Option. Als Experte für Mitarbeiterentwicklung helfen wir Ihnen und Ihren Mitarbeitern gerne bei diesen Entscheidungen.

Zu guter Letzt

Denken Sie daran: Jeder Karriereweg ist so individuell und einzigartig wie wir Menschen. Erfolg ist ein relativer Begriff. Der richtige Weg ist derjenige, bei dem ein Mensch seine Talente einsetzen und sein volles Potenzial ausschöpfen kann. In Anlehnung an ein Zitat von John C. Maxwell: “Erfolg bedeutet, dass Sie den Zweck Ihres Lebens kennen, darin wachsen, Ihr größtmögliches Potenzial erreichen und Samen säen, die anderen nützen.”

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