Die katholische Kirche und die Neuapostolische Kirche (NAK) haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede. In einem Podiumsgespräch diskutierten Weihbischof Rolf Steinhäuser vom Erzbistum Köln und Apostel Clément Haeck von der NAK Westdeutschland über diese Thematik. Das Gespräch wurde von Bischof Peter Johanning moderiert und stieß auf großes Interesse bei den über 600 Teilnehmern.
Was unterscheidet einen katholischen von einem neuapostolischen Bischof?
Ein zentraler Unterschied zwischen einem neuapostolischen Bischof und einem katholischen Bischof liegt in ihren Amtsvollmachten. Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche hat das Bischofsamt dieselben Aufgaben wie das Apostelamt. Die Amtsvollmachten, wie die Spendung der Heiligen Versiegelung und die Ordination von Ämtern, sind identisch. Der Bischof in der NAK arbeitet jedoch dem Apostel zu und hat eine gewisse Helferfunktion. Ein katholischer Bischof hingegen steht nicht anstelle eines Apostels, sondern versteht sich lediglich als Apostelnachfolger.
Die Einheit der Kirche
Sowohl die katholische Kirche als auch die Neuapostolische Kirche verstehen sich als Weltkirchen und legen großen Wert auf die Wahrung der Einheit. Bischofskonferenzen und Apostelversammlungen dienen dazu, sich auf dieses Ziel zu besinnen. Der Dienst an der Einheit steht im Vordergrund, nicht die Profilierung des Bischofs.
Wo ist Kirche im Vollsinn verwirklicht?
Die Frage, ob neben der katholischen Kirche noch eine andere Kirche existieren kann, wurde diskutiert. Nach katholischem Verständnis gibt es nur eine Kirche Jesu Christi, zu der alle getauften Gläubigen gehören. Kirche in Vollgestalt ist jedoch nur dort verwirklicht, wo es ein sakramentales Amt gibt, das das Wort Gottes verkündet und die Sakramente spendet und empfängt. Für die katholische Kirche ist es wichtig, dass dies in Gemeinschaft mit den Bischöfen und dem Papst geschieht.
Stammapostel versus Papst
Es gibt Parallelen zwischen dem neuapostolischen Konzept des Stammapostels und dem katholischen Papst. Beide stehen in der Nachfolge des Apostels Petrus. Obwohl es noch Raum für Annäherung gibt, weisen die Vergleiche der beiden Katechismen auf erstaunliche Gemeinsamkeiten hin.
Warum keine gemeinsame Feier des Heiligen Abendmahls?
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten stellt sich die Frage, warum eine gemeinsame Eucharistiefeier nicht möglich ist. Nach katholischem Verständnis ist die Kommunion ein Ausdruck der gefundenen Einheit, nicht das Mittel, um Einheit zu finden. Die Unterschiede in den Lehren über die Eucharistie und das Heilige Abendmahl sind nicht das Problem. Das Problem liegt in der Frage, woher die neuapostolischen Amtsträger die Vollmacht haben, Sakramente zu spenden. Die apostolische Sukzession spielt hier eine wichtige Rolle.
“Gastfreundliche Interkommunion”
In der Neuapostolischen Kirche besteht die Möglichkeit zur gastweisen Teilnahme am Heiligen Abendmahl. Bei besonderen Anlässen wie Hochfesten, Konfirmationen oder Taufen sind alle getauften Gläubigen eingeladen. Bischof Johanning schlug dem katholischen Weihbischof vor, bei den nächsten Bischofskonferenzen für das Konzept der “Gastfreundlichen Interkommunion” zu werben.
Die Diskussion zwischen Vertretern der katholischen Kirche und der Neuapostolischen Kirche zeigt, dass es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede gibt. Es besteht Potenzial für weitere Annäherung und gegenseitiges Verständnis.