Anlässlich der zahlreichen Berichte über überfahrene Katzen, die regelmäßig auf Facebook gepostet werden, möchte ich euch hier eine Art “Do-it-Yourself-Anleitung” geben, wie ihr am besten vorgehen könnt, wenn ihr eine verunfallte oder tote Katze am Straßenrand findet.
Bitte nicht einfach weiterfahren!
Zunächst einmal empfehle ich jedem Katzenliebhaber, der vom Schicksal überfahrener Tiere berührt ist, immer Einweghandschuhe im Auto zu haben (sie könnten auch im Verbandskasten enthalten sein) und am besten einen Karton oder noch besser einen einfachen von oben zu öffnenden Kennel (Katzen-Transportbox) für Notfälle dabei zu haben.
Wenn ihr mit dieser Ausrüstung unterwegs seid, könnt ihr im Falle des Auffindens einer auf oder neben der Straße liegenden Katze entsprechend handeln.
So manches angefahrene Tier lebt noch und könnte gerettet werden, wenn es jemand in die Klinik oder zum nächsten Tierarzt bringt. Leider halten jedoch nur wenige an, wenn sie eine Katze am Straßenrand sehen, und diese Tiere sterben oft qualvoll und ohne menschliche Hilfe.
Die sinnvollste Vorgehensweise ist folgende, sofern ihr euch selbst nicht in Gefahr bringt:
Nachsehen, ob das Tier noch lebt
Hier kommen die Einweghandschuhe ins Spiel. Wenn das Tier noch lebt, legt es vorsichtig in ein Behältnis und bringt es in die nächste Tierklinik oder zum nächsten Tierarzt. In diesem Fall könnt ihr den Notfall-Kennel verwenden.
Auch wenn das Tier bereits verstorben ist, macht es Sinn, es zum nächsten Tierarzt zu bringen (dafür könnt ihr den Pappkarton benutzen), damit dieser die Kennzeichnung (Chip/Tätowierung) überprüfen kann.
Erkennungsmerkmale überprüfen und notieren
Wenn es euch nicht möglich ist, ein totes Tier zum Tierarzt zu bringen, nehmt es auf jeden Fall von der Fahrbahn und schaut selbst nach einer Tätowierung in den Ohren und notiert diese.
Einige Tiere tragen auch ein Halsband, in das der Besitzer telefonische Kontaktinformationen eingetragen hat. Manchmal (aber nicht immer!) kann man auch einen vorhandenen Chip auf der linken Seite des Halses bis zur Schulter fühlen. Wenn ihr keinen Chip fühlen könnt, bedeutet das jedoch nicht, dass das Tier nicht gechipt ist!
Geschlecht überprüfen
Wenn möglich, schaut auch nach, ob es sich um einen Kater oder eine Katze handelt, da diese Information (sofern zuverlässig erkannt) zur Identifizierung beitragen kann. Dafür hebt ihr den Schwanz und schaut zunächst, ob ihr unterhalb des Afters pralle Hodensäcke sehen könnt – in diesem Fall handelt es sich um einen unkastrierten Kater.
Bei einem kastrierten Kater könnt ihr an dieser Stelle leere Hodensäcke sehen, die einen gewissen Abstand vom After zum Geschlechtsteil schaffen. Bei einem weiblichen Tier fehlt dieser Abstand. Wenn ihr euch nicht sicher seid, könnt ihr den Bereich fotografieren, um später eine fachkundige Person zur weiteren Untersuchung zu konsultieren.
Fotos zur Identifizierung
Wenn ihr ein Smartphone habt, solltet ihr unbedingt Fotos von der Fellzeichnung machen, da dies bei der Suche nach dem Besitzer enorm hilfreich ist. Notiert außerdem den genauen Fundort sowie umliegende Orientierungspunkte und die Seite der Straße für eine detaillierte Beschreibung, sofern das Tier vor Ort bleibt.
Die Suche nach dem Besitzer
Mit den gesammelten Informationen könnt ihr euch dann auf die Suche nach dem Besitzer machen. Falls ihr einen Chip fühlen konntet, aber das Tier nicht zum Tierarzt bringen konntet, könnt ihr einen nahegelegenen Tierschutzverein anrufen und fragen, ob jemand mit einem Lesegerät zum Fundort kommen kann oder ob ihr ein solches ausleihen könnt.
Möglicherweise könnt ihr auch später noch einmal zum Fundort zurückkehren und das Tier dann zum nächsten Tierarzt bringen. Die Tierschutzvereine kümmern sich in erster Linie um lebende Notfälle und haben oft nicht die Zeit, sich allen Totfundmeldungen zu widmen, da sie ihre Tierschutzarbeit in ihrer Freizeit erledigen.
Wenn eine Kennzeichnung vorhanden ist, könnt ihr den Besitzer bei TASSO oder Findefix erfragen. Wenn die Kennzeichnung nicht registriert ist, könnt ihr mit etwas Erfahrung recherchieren und möglicherweise den Tierarzt finden, der die Tätowierung oder den Chip gesetzt hat (leider macht der Datenschutz solche Anfragen inzwischen schwierig). In diesem Fall wendet euch am besten an erfahrene Tierschützer, die bei der Recherche helfen können.
Außerdem solltet ihr eine Fundmeldung an die umliegenden Tierschutzvereine schicken, damit sie diese im Internet verbreiten können. Es gibt auch eine Reihe von Facebook-Gruppen, die sich speziell mit diesem Thema befassen – dort könnt ihr die Informationen ebenfalls teilen. Anzeigen in der Rubrik “zugelaufen” der lokalen Presse sind in der Regel kostenlos!
Denkt immer daran, es könnte eure Katze sein! Wärt ihr nicht unendlich dankbar, wenn jemand sie von der Straße rettet, ihr Leben vielleicht noch rettet oder zumindest dafür sorgt, dass ihr sie nach Hause holen und beerdigen könnt? Wärt ihr nicht froh, wenn euch jemand von der quälenden Ungewissheit befreit, was mit eurer geliebten Samtpfote passiert ist? Ich denke schon!
Für all diejenigen, denen diese Angelegenheit besonders am Herzen liegt und die sich vielleicht schon im Tierschutz engagieren und gut darauf vorbereitet sein möchten, könnte es interessant sein, ein Transponder-Lesegerät anzuschaffen, das bereits für etwa 60 Euro erhältlich ist.