Schon die erste Version des Stereo-Musiksystems LSX erregte Aufsehen. So bunt, so klein und so smart kommt gutes HiFi selten daher. Nun soll die neue Version KEF LSX II nochmal mehr können, alles besser machen, aber auch mehr kosten. Was bringt das Update und lohnt es sich für dich? Finde es hier heraus.
Optisch beherrschend und auch klanglich von zentraler Bedeutung: Die KEF-typischen UNI-Q Treiber, bei denen der Hochtöner in der Mitte des (Tief-)Mitteltöners sitzt.
Wie auch schon die KEF LS50 Wireless II und die KEF LS60 Wireless beruht die LSX II auf der neuen Wireless-Plattform von KEF. Die zeigt sich in der Hardware-Ausstattung erfreulich flexibel, wie wir noch sehen werden.
Auf den ersten Blick: KEF LSX II
Bei der neuen LSX II treibt es KEF weiterhin bunt – auch wenn es das Stereo-System nur noch in fünf statt sechs Farben gibt. Unser Testmuster in Cobalt Blue gefällt uns jedenfalls sehr gut. Wie auch die schwarze Version ist diese Variante an den Seiten mit einem Tweed-ähnlichen Webstoff vom Textildesigner Kvadrat bespannt. Das sieht sehr schick aus und wirkt irgendwie wohnlich.
Irgendwie wohnlich: Bei den Farbausführungen Cobalt Blue, Carbon Black und Soundwave Edition sind die Gehäuse der LSX II mit Stoff bespannt.
Neu ist, dass die blaue KEF LSX 2 mit einem goldfarbenen Uni-Q-Treiber ausgestattet ist. Dieses Koaxial-Chassis kommt bei vielen KEF-Lautsprechern zum Einsatz. Bei der ersten LSX war er hier ebenfalls blau eloxiert. Ansonsten scheint von außen alles beim Alten geblieben zu sein sein. Größe, Format und Treiberbestückung entsprechen der Urversion.
Typisch LEF: Das Uni-Q-Chassis findest du in fast allen Lautsprechern des Hertstellers.
Doch der Schein trügt – Im Inneren und auch auf der Rückseite des Hauptlautsprechers hat sich viel getan.
Vertrautes Konzept
Im Grundsatz folgt die KEF LSX II dem gleichen Prinzip wie schon die LSX und auch die KEF LS50 Wireless II. In einem der beiden Lautsprecher (der wahlweise rechts oder links aufgestellt werden kann) steckt das „Gehirn“ des Systems. Hier finden sich auch alle Anschlüsse und Bedienelemente. Der zweite Lautsprecher erhält seine Musikdaten über eine eigene Netzwerk-Verbindung, und zwar wahlweise per WLAN oder via Netzwerkkabel.
Am Hauptlautsprecher schließt du alle externen Quellen an. Ob dieser in deinem Setup rechts oder links steht, kannst du in der App festlegen.
Am fast gleichen Gewicht der beiden Lautsprecher merkst du, dass sich in beiden Gehäusen Endstufen befinden. Diese bieten wie zuvor pro Seite jeweils 100 Watt Leistung, aufgeteilt auf 70 Watt für den Tiefmitteltöner und 30 Watt für den zentralen Hochtöner.
Vollprogramm: Quellen und Anschlüsse der KEF LSX 2
Im Alltag wird auch die LSX II ihre Musik zum überwiegenden Teil als Stream aus dem Internet empfangen. Mit u.a. Spotify Connect, Tidal und Qobuz stehen dafür zahlreiche Dienste zur Verfügung, die du direkt aus der schön gemachten App KEF Connect für iOS oder Android bedienen kannst.
Auch als elegante Alternative zur Soundbar machen die KEF LSX II eine gute Figur.
Zusätzlich kannst du deine Musik auch noch per Bluetooth, Apple Airplay 2 oder Chromecast Built-In zu den Lautsprechern schicken. Das reicht dir nicht? Dann hol’ dir doch einfach direkt aus der App die Highres-Musik von deinem Netzwerk-Speicher auf die KEF LSX II. Per UPnP geht das jetzt schon. Zum Zeitpunkt unseres Tests war die Roon-Zertifizierung noch nicht abgeschlossen – doch da die LS 50 Wireless und auch die alte LSX „Roon ready“ sind, sollte das auch nur eine Frage der Zeit sein.
Einen CD-Player schließt du über eine optische oder elektrische Digital-Verbindung an, für analoge Quellen bis hin zum Plattenspieler gibt es einen Miniklinken-Eingang. So weit, so vertraut.
HDMI und USB eröffnen neue Möglichkeiten
Auf dem Anschlussfeld findet sich auch die wohl wichtigste Neuerung der KEF LSX II: ein HDMI-Eingang mit ARC. Damit ist das kompakte HiFi-System nicht nur eine Alternative zur konventionellen HiFi-Anlage, es wird zusätzlich zur klanglich überlegenen Konkurrenz für die allermeisten Soundbars.
Die wichtigsten Neurungen der LSX II: Per HDMI mit ARC kannst du bequem deinen Fernseher anschließen, und über USB-C deinen Laptop.
Zumindest, wenn du auf Surround-Sound oder Atmos verzichten kannst, bedeutet der größere Abstand zwischen linkem und rechtem Lautsprecher zwangsläufig eine breitere und offenere Stereobasis. Und mit Ausnahme der Maximal-Lautstärke ist der Sound eines Pärchens KEF LSX II auch ansonsten vielen der verbreiteten Klangriegel überlegen.
Den HDMI-Eingang hatte auch schon die LS50 Wireless II, doch bei ihr bedeutete das den Verzicht auf den USB-Anschluss, den die erste Version noch hatte. Bei der neuen LSX II haben die KEF-Entwickler nun einen Weg gefunden, USB und HDMI gleichzeitig zu integrieren. Vielleicht braucht die USB-C-Buchse der LSX II einfach weniger Platz oder es gab andere Gründe für die Entscheidung.
Jedenfalls ist dieser Anschluss für das kleinere System sicher wichtig, da es sich wegen seiner Größe durchaus als erlesener Desktop-Lautsprecher anbietet und über USB-C dann ein unkomplizierter und hochwertiger Anschluss möglich ist.
Der Vollständigkeit halber: Auf der Rückseite des Hauptlautsprechers befinden sich auch zwei Ethernetbuchsen. Eine dient zum Anschluss ans heimische Netzwerk, die andere zur Verbindung der beiden Lautsprecher untereinander. In den allermeisten Fällen werden diese Anschlüsse aber wohl leer bleiben. Dank der guten App gelang die Verbindung mit unserem WLAN völlig problemlos, und selbst für Highres-Musik ist WLAN üblicherweise schnell genug.
In der Theorie stabiler und besser, in der Praxis jedoch meist überflüssig: Verbindung der beiden Lautsprecher via LAN-Kabel.
Und ja, mit gespitzten Ohren klingen die KEF LSX II einen Hauch besser, wenn sie über Kabel statt per Funk miteinander verbunden sind. Die Unterschiede sind jedoch so gering, dass du das zu diesem Zweck mitgelieferte Kabel unserer Ansicht nach getrost im Karton lassen kannst.
Musik aus einer Hand: App KEF Connect
Apropos App: Diese heißt KEF Connect, ist für iOS und Android zu haben, und kommt auch für die LS50 Wireless II und die SL60 Wireless zum Einsatz. Sie führt dich entspannt durch Setup und Netzwerk-Konfiguration, erlaubt Zugriff auf Software-Updates für das System und bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten.
Die wichtigsten Optionen finden sich hierbei unter dem Punkt „EQ Einstellungen“. Denn hier kannst du deine KEF LSX 2 sehr präzise auf ihre Aufstellsituation abstimmen. Denn ob ein Lautsprecher frei auf einem Boxenständer, auf einem Schreibtisch oder nah an einer Wand steht, hat einen erheblichen Einfluss auf den Klang. Auch die Einstellungen für einen zusätzlichen Subwoofer wie den KEF KC62 nimmst du hier vor.
Aber auch nach dem ersten Setup leistet die KEF-App gute Dienste. Über sie steuerst du bei Bedarf deine Streamingdienste, Podcasts und Internetradiostationen, du kannst die verschiedenen Eingänge und Quellen anwählen und die Lautstärke regeln. Für die Grundfunktionen liefert dir KEF aber auch eine konventionelle Fernbedienung mit.
Auch im 21. Jahrhundert oft die beste Wahl, um mal eben die Lautstärke zu regeln oder die Quelle zu wechseln: KEF gönnt der LSX II zusätzlich zur App eine klassische Fernbedienung.
Auf dem Start-Bildschirm kannst du dir häufig genutzte Quellen als Favoriten ablegen und so schnell darauf zugreifen. Und darüber hinaus bietet die App noch eine Vielzahl weiterer Optionen, bis hin zum Abschalten der Status-LEDs.
Das liebe Geld
Rund 1.200 Euro sollten die ersten LSX ursprünglich kosten, doch der Preis pendelte sich schnell bei 999 Euro ein – ein echter Schnäppchenpreis für das Gebotene. Die neuen KEF LSX II starten jetzt bei fast 1.500 Euro – das ist gefühlt schon ein ziemlich heftiger Sprung.
Die KEF LSX 2 können viel, klingen sehr gut und ersetzen eine komplette Anlage. Das lässt sich KEF aber auch gut bezahlen.
Für nur wenige Euros mehr bekommst du beispielsweise auch ein Naim Mu-so 2, das bekanntlich auch nicht schlecht ist. Oder, mit ein bisschen Suchen, eine kleine selbst zusammengestellte HiFi-Anlage rund um einen kleinen Streaming-Amp wie den Bluesound Powernode.
Richtig ist aber auch, dass die neuen KEF LSX II in allen Belangen besser sind als die alte Version. Sie bieten ein wirklich komplettes und sehr hochwertiges Paket inklusive HDMI ARC in einer echten Stereo-Konfiguration, das in dieser Qualität ziemlich einmalig ist. Einzig vergleichbar wäre die größere Schwester KEF LSX 50 Wireless II, die aber nochmal 1.200 Euro mehr kostet. So gesehen ist die LSX II also fast ein Schnäppchen, denn die Funktionalität der beiden Systeme ist quasi identisch. Kein Wunder also, dass sie es auf unsere Liste der besten Stereoanlagen bis 2.000 Euro schafft.
Hörtest: So klingt die KEF LSX II
Als erstes schließen wir die KEF LSX II per HDMI ARC an den Fernseher an. Dank ARC ist das auch tatsächlich mit dem Einstecken des Kabels getan, ein Setup ist nicht nötig. Der TV erkannte die externen Lautsprecher sofort und wir konnten die Lautstärke der LSX II mit der Fernbedienung des Fernsehers regeln. Zum Test trat Gal Godot als Wonder Woman 1984 an. Inhaltlich eine ziemliche Katastrophe, liefert der Blockbuster aber immerhin zwischenzeitlich technisch famoses Heimkino-Knallbumm.
Die aufwendig konstruierten Bassreflex-Ports ermöglichen den kompakten LSX II einen beachtlichen Tiefgang.
Das platzieren die KEF LSX II mit breiter und gut aufgelöster Stereo-Kulisse sehr detailreich in den Raum, während die Dialoge nachvollziehbar aus der Mitte des TVs zu kommen scheinen. Für die meisten normalen Wohnzimmer sind Lautstärke und Tieftonanteil, den die kompakten KEF-Boxen liefern, wohl absolut ausreichend. Und ein guter Film oder deine Lieblings-Serie machen mit gutem Stereo-Sound schon so viel Spaß, dass problemlos auf mehr oder weniger schlecht gefaktes Atmos aus einer Soundbar verzichten kannst.
Du brauchst mehr Bass? Auch kein Problem, ein externer Subwoofer – in unserem Fall ein KEF KC62 – ist im Handumdrehen angeschlossen und bietet dann so viel Bassdruck, wie es deine Nachbarn tolerieren.
Für den Hörtest mit Musik klemmen wir den KC62 zunächst wieder ab und starten mit Clara Louises Enough is Enough auf Tidal. Glockenklar füllt die Stimme der Wahl-Salzburgerin den Hörraum, der prägnante Basslauf des Tracks bildet das bewegte Fundament des Pop-Songs, die übrigen Instrumente und Sounds suchen sich ein bequemes Plätzchen dazwischen. Ganz unaufgeregt und stressfrei beweisen die LSX II hier ihr Talent für entspanntes Musikhören.
Auch das Highres-Format MQA, das Tidal für seine Tracks in Master-Qualität benutzt, beherrschen die LSX II. | Screenshot: KEF
Doch die kleinen KEF-Lautsprecher können auch richtig zupacken, das beweisen sie mit Power of Right von Eddie Vedder. Der Altmeister des Grunge macht auf seinem neuen Album Earthling allgemein eher auf Altherren-Rock, doch hier schrammelt die Gitarre zwischendurch doch nochmal wie damals. Das tönt angemessen knarzig und rotzig aus den LSX II. Und auch bei den Tracks, in denen Herr Vedder deutlich in Richtung Stadion-Pathos abdriftet, behalten die Lautsprecher ihren souveränen Überblick. Mit Musik von Streaming-Diensten spielt das System übrigens spürbar lauter als über HDMI an den TV angeschlossen – zumindest war das im Vergleich mit dem von uns genutzten Samsung-Fernseher der Fall.
Der mittig platzierte Hochtöner hat großen Anteil am entspannten Klang der KEF LSX II.
Diese angesichts der Größe verblüffende Bandbreite in Ausdruck und Dynamik verdanken die LSX II übrigens einer smarten Aktiv-Elektronik namens Music Integrity Engine. Ein Signalprozessor bereitet das Musiksignal in Echtzeit so auf, dass die technische Fähigkeiten der Boxen optimal genutzt werden. Der gleiche Signalprozessor übernimmt übrigens auch das Bassmanagement, wenn du einen zusätzlichen Subwoofer nutzen möchtest.
Auch das Einbinden eines Subwoofers gelingt über die App KEF Connect im Handumdrehen. | Screenshot: KEF
Mit ein paar Einstellungen (und etwas Sorgfalt bei der Platzierung) integriert sich der Sub dadurch perfekt in das Klangbild der LSX II. Und das lohnt sich nicht nur für Actionfilme auf dem TV-Bildschirm, auch beim Musikhören sorgt der Tieftöner für mehr Gelassenheit, da er die Lautsprecher von den Basspflichten entlastet. Wirklich nötig ist das aber tatsächlich nicht. Auch ohne zusätzlichen Subwoofer macht Musikhören mit den KEF LSX 2 viel Spaß.
Testfazit KEF LSX II
Auf den ersten Blick unterschätzt man die KEF LSX II schnell. Denn dank moderner Aktiv-Elektronik klingen die hübschen Böxchen verblüffend erwachsen und machen auch bei höheren Pegeln nicht schlapp. Zumindest in kleineren Räumen bieten sie wirklich ernstzunehmende HiFi-Qualitäten.
Kompaktes und verblüffend gutes Komplettpaket: KEF LSX II
Das Stereo-System KEF LSX II ist die perfekte HiFi-Anlage für Leute, die eigentlich keine HiFi-Anlage haben wollen. Sie machen keinen Stress, sehen gut aus, benötigen nicht viel Platz und vermeiden Kabelsalat. Über den HDMI-Anschluss mit dem Fernseher verbunden, macht das KEF-System eine Soundbar überflüssig, und musikalisch bietet es von analog bis digital ein Komplettprogramm, das keine Wünsche offen lässt.
Aktuelle Angebote für die KEF LSX II findest du hier.
Was hältst du von den KEF LSX II? Findest du den Preissprung im Vergleich zum Vorgänger gerechtfertigt? Lass es uns in den Kommentaren wissen!