Keine Trinkgelder für Pizza-Lieferdienste mit EC-Karte

Keine Trinkgelder für Pizza-Lieferdienste mit EC-Karte

Haha! “Ein bis zwei Euro sollte ja wohl jeder noch zusammenkratzen können.” Hahaha… darüber können wir in Erfurt nur lachen! Ich arbeite selbst als Fahrer für Joey’s Pizza, um mein Studium ein bisschen aufzustocken, und Leute, die 1-2 Euro geben, sind hier wirklich die Ausnahme.

Das Problem mit dem Trinkgeld

Normalerweise wird hier nur aufgerundet. Das ist vielleicht noch in Ordnung, wenn der Betrag 14,20 Euro beträgt. Aber leider wird oft genug bei Beträgen wie 7,85 oder 8,95 einfach auf den vollen Betrag aufgerundet. Da freut man sich doch, dass man bei strömendem Regen auf dem Roller schnellstmöglich zum Kunden gefahren ist, 5 Minuten vor der Tür verschwendet hat, weil der Kunde erst nach mehrmaligem Klingeln reagiert, und dann noch bis in den 5. Stock “geklettert” ist – das alles für schlappe 5 Cent Trinkgeld. Immerhin besser als keins, mag man sich da denken, aber 5 Cent grenzen schon an absolute Provokanz und Frechheit! (Meine Meinung)

Das Problem liegt darin, dass die Leute beim Pizzakauf vor ihrer eigenen Haustür nicht beobachtet werden (wie zum Beispiel in einem Restaurant). Folglich gibt es keinen direkten “gesellschaftlichen Zwang”, dem Fahrer, der nur 3,50 Euro pro Stunde und 0,20 Euro pro Tour verdient, ein Trinkgeld zu geben. Man “blamiert” sich höchstens vor dem Fahrer selbst, erntet jedoch keine “bösen Blicke” von anderen Restaurantgästen, Freunden, Verwandten oder Geschäftspartnern.

Verteilung der Trinkgelder

Außerdem finde ich es schön, dass einige Menschen die Arbeit des Pizzafahrers mit Dummheit gleichsetzen. Sie denken, sie könnten einen für blöd verkaufen, indem sie sagen, dass ihre Großbestellung von 4 Personen bezahlt werden soll und dann mutwillig die Teilbeträge falsch addieren. Sie denken, der Fahrer würde es nicht merken, weil er zu dumm ist, es selbst schnell auszurechnen.

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Sehr angenehm ist mir auch das Kundenklientel von ultralinken, langhaarigen Langzeitstudenten, die den ganzen Tag von sozialer Gerechtigkeit reden, aber als 5er Gruppe gerade mal 5 Cent Trinkgeld geben. Da beliefere ich lieber nette Damen im Friseursalon oder schuftende Kerle auf der Baustelle. Diese Leute verdienen auch wenig Geld, geben aber trotzdem ein angemessenes Trinkgeld, weil sie wissen, dass man darauf angewiesen ist. Genau wie die Friseurin sich über ein Trinkgeld freut. Ich möchte hier nicht verallgemeinern, aber ist mir einfach mal so aufgefallen.

Ein Trinkgeld für jeden

Von den üblichen 10 % des Rechnungsbetrages, die man in der Gastronomie ansetzt, rede ich gar nicht. Aber 1 Euro sollte doch wohl jeder übrig haben, oder? Ansonsten könnte man vermuten, dass es gar nicht genug Geld gibt, um sich eine vergleichsweise teure Pizza zu kaufen, im Vergleich zum selbst Kochen.

Sicherlich bestellen relativ viele Hartz IV Empfänger regelmäßig Pizza bei Joey’s. Und mit “regelmäßig” meine ich mehrmals die Woche. Das wirft die Frage auf, ob sich solche Menschen verschulden, weil sie zu faul zum Kochen sind, obwohl sie den ganzen Tag Zeit haben. Oder geht es ihnen vielleicht finanziell doch nicht so schlecht, wie sie immer behaupten? Nun, das ist eine andere Frage und soll hier nicht zu einer großen gesellschaftlichen Diskussion ausufern!

Ich wollte einfach zum Ausdruck bringen, dass Ihre Aussage, dass sich der Fahrer eines Lieferdienstes trotz Kartenzahlung über ein Trinkgeld freut, absolut richtig ist. Jedoch sind ein bis zwei Euro als Durchschnittswert, meiner Erfahrung nach, völlig utopisch. 😊