Kies am Flachdach – Zeitgemäß oder überflüssiger Ballast?

Kies am Flachdach – Zeitgemäß oder überflüssiger Ballast?

Einleitung:
Kies am Flachdach – ein umstrittenes Thema. Während die einen ihn als überflüssigen Ballast betrachten, der die Kosten für die statische Dimensionierung der Konstruktion erhöht und Emissionen aus Luft und Niederschlagswasser speichert sowie spontanen Grünflächen einen Nährboden bietet, argumentieren die anderen, dass Kies den Dachschichtenaufbau schützt, den Schallschutz verbessert und die Brandausbreitung über dem Dach verhindert. Beide Standpunkte haben ihre Berechtigung und bieten Vorteile. In diesem Artikel werden wir uns mit den Vorzügen einer Kiesschicht am Dach und den Vorteilen von unbekiesten, frei bewitterten Dachflächen befassen.

Vorzüge einer Kiesschicht

Eine ausreichend dicke Kiesschicht sichert den Dachschichtenaufbau vor Windsogkräften. Sturmböen können den Dachschichtenaufbau somit nicht verschieben oder im schlimmsten Fall vom Flachdach bewegen. Natürlich ist es wichtig, dass die Kiesschicht lagestabil positioniert wird, damit beispielsweise kein Kies über die Dachränder bewegt wird. Die Kieselsteine können mit einem geeigneten Kiesfestiger fixiert oder mit einem Edelstahlgitter abgedeckt werden. Ein mit Kies beschwerter Dachschichtenaufbau muss nicht mechanisch befestigt werden, was Perforationen in der diffusionshemmenden Schicht vermeidet.

Eine Kiesschicht schützt die Dachabdichtungsbahnen vor Hagelschlag, was in einigen Bundesländern in Österreich besonders wichtig ist.

Besonders bei Leichtdachkonstruktionen verbessert eine Kiesschicht den Schallschutz. Regenfälle und Vögel, die am Dach picken, werden gedämpft. Eine Kiesschicht bietet auch einen gewissen Schutz vor Feuer und Hitze.

Die Hitzeeinwirkung durch Sonneneinstrahlung und Reflexionen von Glasbauteilen, Fassaden und Haustechnikanlagen stellt eine Herausforderung für Dachbahnen und Wärmedämmstoffe dar. Eine Kiesschicht verhindert direkte Sonneneinstrahlung auf die horizontale Abdichtung und reduziert somit Probleme wie Wasserpfützenbildung und teure Sanierungskosten.

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Eine Kiesbeschattung des Dachschichtenaufbaus reduziert den Einfluss von UV-Strahlung und anderen atmosphärischen Strahlungseinflüssen. Dadurch wird im Sommer weniger Kühlleistung benötigt.

Wenn Wartungsarbeiten an Dachflächen durchgeführt werden, sollten die Wege vorbereitet sein. Kies wirkt lastverteilend und reduziert die mechanische Belastung der Dachabdichtungsbahn.

Im Winter schützt eine Kiesschicht die Dachabdichtungsbahn vor scharfen Kanten von Schneeräumwerkzeugen und Verletzungen. Niederschlagswasser wird länger am Dach zurückgehalten und trägt zur Entlastung des Entwässerungssystems bei. Viele Objekteigentümer schätzen auch das optische Erscheinungsbild einer Kiesschicht.

Vorzüge von nicht bekiesten Dächern

Bei Leichtdachkonstruktionen können Einsparungen erzielt werden, indem keine Kiesschicht aufgebracht wird. Dadurch können statische Dimensionierungen reduziert werden. Nicht bekieste Dachflächen sind einfach zu kontrollieren, da die Dachabdichtungsbahnen nicht abgedeckt sind und etwaige Schäden schnell erkannt werden können.

Frei bewitterte Dächer ermöglichen einen schnellen Niederschlagswasserablauf ohne Verzögerungen. Das Wasser gelangt ungehindert in die Entwässerungsabläufe und reduziert das Risiko von Wassereintritt bei Fehlstellen in den Abdichtungsbahnen.

Verbleibendes Niederschlagswasser trocknet auf frei bewitterten Dachflächen schnell ab und fördert kaum das Wachstum von Spontanbegrünungen und Mikrobenbildungen. Algen können problemlos entfernt werden.

Durch direkte Sonneneinstrahlung auf nicht bekiesten Dachflächen kann das Kondenswasser im Dachschichtenaufbau besser austrocknen. Es gibt keine diffusionssperrende Wirkung durch feuchtes Geotextil. Im Winter erwärmt sich der Dachschichtenaufbau durch die Sonneneinstrahlung, was zu einem geringfügig geringeren Wärmeenergiebedarf im Innenraum führt.

Nicht bekieste Dächer können individuell gestaltet werden, indem unterschiedliche Oberflächenfarben und -strukturen verwendet werden.

Abhängig von den baubehördlichen Vorschriften, dem Objektstandort, der Nutzung und der statischen Dimensionierung der Unterkonstruktion, sind beide Varianten – Kies oder nicht bekieste Dächer – mit ihren Vorzügen und positiven Langzeitaspekten zu betrachten.

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Autor: Wolfgang Hubner
Erschienen: Spengler Fachjournal 04/2020

Kies
Bekiestes Dach