Wenn Sie bereits ein Fahrrad besitzen, ist ein zusätzlicher Anhänger eine relativ günstige und besonders flexible Möglichkeit, Kinder zu transportieren – wie bereits im Artikel “Lastenrad vs. Fahrradanhänger” ausführlich erläutert wurde. Da wir zu Beginn des Jahres ein weiteres Baby bekommen haben, war dies die perfekte Gelegenheit, einen solchen Anhänger im Alltag ausführlich zu testen. Die Wahl fiel auf den Croozer Kid Vaaya 2 – das Top-Modell von Croozer mit zwei Sitzen.
Design
Auf der Suche nach einem gut aussehenden Fahrradanhänger kommt man an den Modellen von Croozer kaum vorbei: Mit dem Kid Vayaa (und dem etwas günstigeren, aber formal identischen Kid Keeke) bieten sie einen Anhänger mit ansprechender Form und attraktiver Farbkombination – hier in Dschungelgrün mit einer angenehmen Mischung aus verschiedenen Grüntönen und Materialien. Das Farbthema setzt sich auch im Inneren fort, und es gibt auch farblich passendes Zubehör.
Die Kabine wird an der Vorderseite von einem soliden Aluminiumstoßfänger eingerahmt, während das schwarze Lenkrad mit integriertem LED-Licht das Heck bildet. An der Vorderseite und den Seiten nehmen die großen Fensterflächen den größten Teil des Raums ein, während hinten eine geschlossene Abdeckung vor neugierigen Blicken im Kofferraum schützt. Alle Öffnungen am Anhänger sind weitgehend unsichtbar mit Klettverschluss verschlossen, was zu den klaren Linien und dem gepflegten Erscheinungsbild des Anhängers beiträgt.
Ausstattung
Als Standard an Bord
Wie der Name schon sagt, kann der Kid Vaaya 2 zwei Kinder transportieren. Wir haben uns aus zwei Gründen für dieses Modell entschieden: Zum einen wollte unsere ältere Tochter mit fünf Jahren es genießen, chauffiert zu werden, und zum anderen ist das Einzelsitzermodell nur 8 cm schmaler und etwa 2 kg leichter als der Zweisitzer. Croozer gibt selbst eine maximale Passagierhöhe von 117 cm an, die Gesamtbelastung beträgt 45 kg. Der Anhänger selbst wiegt unbeladen 18 kg.
Die beiden Sitze sind jeweils mit einem 5-Punkt-Gurtsystem und zusätzlicher Polsterung für den Kopf ausgestattet. Ähnlich wie eine Hängematte sind die Sitze nur an den Enden befestigt, sodass sie sich dazwischen dem Körper anpassen können. Die atmungsaktive Climatex-Material sorgt für eine gute Temperaturregulierung beim Sitzen, und zusätzlicher Komfort wird durch die spezielle Federung der 20-Zoll-Reifen geboten: Croozers AirPad-System passt sich automatisch dem Gewicht der Ladung an und dämpft den Anhänger gleichzeitig ab.
Die Kabinenabdeckung verfügt über ein aufrollbares Fenster, unter dem sich ein luftdurchlässiges Netzgewebe befindet. Wer es gerne luftig mag, kann beide Abdeckungen offen lassen.
Das hintere Klappdeckel schließt den extrem geräumigen Kofferraum, der ein Fassungsvermögen von 52 Litern hat – hier passt also einiges hinein! Außerdem gibt es eine kleine Tasche, in der das vordere Stützrad verstaut werden kann. Dieses ist ebenfalls serienmäßig enthalten und dient dazu, den Anhänger unabhängig vom Fahrrad als Kinderwagen zu nutzen. Um ein unbeabsichtigtes Wegrollen im Stand zu verhindern, verfügt der Vaaya über eine Feststellbremse am rechten Hinterrad.
Der Lenker an der Rückseite kann in zwei Positionen (höher oder niedriger) montiert werden und beherbergt ein LED-Lichtsystem mit Bewegungssensor. Weiße LEDs leuchten nach vorne und rote LEDs nach hinten, was die Sichtbarkeit des Anhängers im Straßenverkehr erheblich verbessert. Zusätzlich gibt es natürlich auch am Vaaya die typische Fahne – eine weitere Sicherheitsfunktion, die dafür sorgt, dass die niedrigen Fahrradanhänger von anderen Verkehrsteilnehmern besser erkannt werden.
Bei der Verwendung an einem Fahrrad wird der sogenannte Anhängearm mitgeliefert, der an der Vorderseite des Anhängers befestigt werden kann und dann die Verbindung zum Fahrrad herstellt. Die einzige Anforderung am Fahrrad ist eine passende Kupplung: Im Paket von Croozer ist eine universelle Kupplung enthalten, die am Hinterrad des Fahrrads befestigt werden kann. Optional können Sie jedoch auch eine passende Steckachse montieren – eine solche ist bereits am hier gezeigten Testrad von Canyon montiert.
Breite Auswahl an Zubehör
Und wenn wir schon beim Thema Zubehör sind: Croozer bietet ein äußerst umfangreiches Zubehörsortiment an, das kaum Wünsche offen lässt. In unserem Fall stand der Babysitz ganz oben auf der Liste: eine flachliegende Hängematte, die über den eigentlichen Sitz gespannt werden kann und angeblich für Babys ab einem Monat geeignet ist – wir haben ihn ab dem dritten Monat verwendet. Der Babysitz ist mit seinem eigenen Gurtsystem ausgestattet, und auch hier wird das atmungsaktive Climatex-Material verwendet. Für Kleinkinder zwischen 10 und 20 Monaten gibt es außerdem eine Sitzstütze, die eine etwas schmalere und höhere Sitzposition bietet. Unabhängig vom Alter macht der optionale Sonnenschutz Sinn, und für Fahrten im Regen gibt es einen hochsichtbaren Regenschutz in Neon-Gelb.
Handhabung
Die Handhabung des Anhängers beginnt bereits beim Aufbau. Da er in unserem Fall nicht täglich verwendet wird, hängt der Vaaya an einer Wand im Abstellraum und ist zusammengeklappt etwa 30 cm flach. Bei Bedarf wird er dann einfach von der Wand genommen und aufgebaut.
Montage und Demontage
Zum Aufbau sind nur wenige Schritte erforderlich: Die beiden Räder können sehr einfach und ohne Werkzeug aufgeschoben und fest am Anhänger fixiert werden. Zum Abbau reicht es aus, das Zentrum des Rades zu drücken, um den Schnellspanner zu lösen. Der zweite Schritt besteht darin, den Anhänger aufzuklappen. Ziehen Sie dazu den Metallrahmen im Kofferraum zu sich, bis die Halterungen links und rechts des Klappgelenks einrasten. Dies erfordert anfangs etwas mehr Kraftaufwand, da es auch die textile Abdeckung des Anhängers strafft. Im Laufe der Zeit oder nach wiederholter Benutzung nimmt die erforderliche Kraft dafür jedoch ab. Schließlich muss nur noch der Anhängearm am Anhänger befestigt werden. Dieser wird in einem schrägen Winkel von unten eingeführt und mit einer magnetischen Splintnadel gesichert.
Wenn Sie den Vaaya in einen Kinderwagen verwandeln möchten, entfernen Sie einfach die Anhängerkupplung und montieren das Vorderrad – das ebenfalls nur eingesteckt werden muss. Insgesamt ist der Anhänger sehr einfach auf- und abzubauen, vor allem da die Sitze und der optionale Babysitz im Anhänger bleiben können.
Ähnlich benutzerfreundlich ist auch die Verbindung zum Fahrrad gelöst: Der Anhängearm wird an der Kupplung am Fahrrad befestigt, danach muss ein Sicherungsriemen um den Sitzstreben des Rahmens geführt werden. Zusätzlich kann die Kupplung zur Diebstahlsicherung am Anhänger verriegelt werden.
Kinder und Gepäck
Kommen wir zur Fahrgastkabine: Dank der großen Vorderöffnung haben Erwachsene leicht Zugang zu den Kindern und erreichen die 5-Punkt-Sicherheitsgurte zum Anschnallen sehr gut. Lediglich eine klarere Kennzeichnung der Vorder- und Rückseite der Clips der Sicherheitsgurte wäre wünschenswert, da sie nur von einer Seite eingerastet werden können.
Als Erwachsener können Sie natürlich nur begrenzt gültige Aussagen zum Fahrkomfort von außen machen. Das Feedback der großen Tochter war jedoch positiv und das Baby ist auf den Fahrten meistens eingeschlafen – es scheint also auch für sie bequem gewesen zu sein 😉 Der Platz ist in der Länge sehr gut, aber der Schulterbereich der Sitze ist begrenzt. Kein Problem für zwei unterschiedlich große Kinder, aber für zwei gleich große Kinder könnte es etwas eng werden.
Neben den beiden Sitzen bietet der Vaaya auch viel Stauraum: Auf der Innenseite gibt es kleine Fächer, in denen Kinder verschiedene kleine Gegenstände verstauen können. Der Kofferraum hingegen entpuppt sich als echtes Raumwunder, in dem man für fast jeden Ausflug gerüstet ist: Ein großer und vollgepackter Rucksack passt problemlos hinein, mit mehreren Handtüchern.
Für Ausflüge bei gutem Wetter mit viel Sonnenschein wird jedoch der optionale Sonnenschutz empfohlen: Die Sonne scheint sonst ungehindert über die große Vorderöffnung des Anhängers auf die Passagiere. Allerdings ist die fummelige Befestigung des Sonnenschutzes mit ihren kleinen Halteclips etwas lästig. Die Climatex-Bezüge der Sitze hingegen funktionieren hervorragend, da die Kinder auch nach längeren Fahrten nicht übermäßig geschwitzt waren.
Verwendung als Kinderwagen
Neben der Verwendung als Fahrradanhänger kann der Kid Vaaya 2 auch als Kinderwagen verwendet werden. Mit dem kleinen und drehbaren Vorderrad lässt er sich in der Stadt problemlos und ohne großen Kraftaufwand handhaben. Nur bei Steigungen bemerkt man das Gewicht des Kinderwagens, vor allem wenn er voll beladen ist. Hier muss man den Lenker festhalten und wäre über eine Handbremse dankbar. Der Lenker selbst kann je nach Körpergröße in zwei Positionen montiert werden, dafür muss der Lenker jedoch vollständig abgenommen und umgedreht werden.
Die LED-Leuchten in der Schiebestange erweisen sich als wahres Highlight: Sie leuchten hell und sind gut sichtbar, außerdem bieten sie eine Standlichtfunktion und leuchten sogar, wenn man an einer Ampel wartet. Wenn der integrierte Sensor jedoch über einen längeren Zeitraum keine Bewegung erkennt, schaltet er das Licht komplett aus. Mit einem einfachen Knopfdruck kann es dann reaktiviert und über ein dauerhaft angeschlossenes USB-Kabel (z.B. mit einer Powerbank) aufgeladen werden. Leider hat das kurze Kabel jedoch keinen richtigen Platz und man steckt es irgendwie unter die Abdeckung des Kofferraums. Aber das ist nur ein kleines Problem, genauso wie das fummelige Einfädeln der neon-orangen Fahne.
Fazit
Getestet und empfohlen: Der Croozer Kid Vayaa 2 schneidet nach einem halben Jahr durchweg positiv ab. Es scheint, dass Croozer viel darüber nachgedacht hat, diesen Anhänger so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten, denn er überzeugt in dieser Hinsicht jedes Mal beim Auf- und Abbau sowie beim Anschließen ans Fahrrad. Die Tatsache, dass alle Teile präzise und stabil miteinander verbunden werden können, bestätigt den Eindruck, dass Kinder hier sicher aufgehoben sind.
Darüber hinaus punktet der Vaaya auch im täglichen Gebrauch mit seiner Federung, guten Sitzen – was insbesondere auch für den optionalen Babysitz gilt – und seinem praktischen Kofferraum. Die verwendeten Materialien sind funktional und von hoher Qualität, und das klare Design überzeugt sowieso.
Der Anhänger wurde hauptsächlich für Ausflüge bei gutem Wetter auf asphaltierten Straßen verwendet, selten auch als Kinderwagen in der Stadt. Abgesehen von kleinen Problemen, wie dem fummeligen Sonnenschutz oder dem lockeren Lichtkabel, gab es kaum etwas zu bemängeln.
Der Kid Vaaya 2 wird bei Croozer selbst mit einem Preis von 1.150 Euro gelistet, der Einzelhandelspreis ist manchmal jedoch deutlich niedriger. Neben der hier gezeigten Version in Dschungelgrün ist das Modell auch in blau-grauem Graphite Blue erhältlich, jeweils als Einzel- oder Zweisitzer. Das Modell Kid Keeke in Grau, das weitgehend baugleich ist, ist sogar etwas günstiger, allerdings muss man auf die LED-Lichter im Lenker und die atmungsaktiven Sitzbezüge verzichten.