Klagen gegen Handelsplattformen: Wie geht es weiter auf dem Kryptomarkt?

Klagen gegen Handelsplattformen: Wie geht es weiter auf dem Kryptomarkt?

Die US-Börsenaufsicht hat die größten Kryptobörsen der Welt verklagt. Für die Plattformen könnte es das Ende bedeuten. Doch was bedeutet der Schritt für Geschäfte mit virtuellem Geld insgesamt?

Die Kryptobranche bekommt erneut negative Schlagzeilen zu spüren. Einen Tag nach der Klage gegen die weltgrößte Kryptobörse Binance zieht die US-Börsenaufsicht (SEC) nun auch den Konkurrenten Coinbase vor Gericht. Laut SEC-Chef Gary Gensler betreibt Coinbase eine nicht lizenzierte Handelsplattform.

Coinbase und Binance in der Existenz bedroht

Die Klagen der SEC bedeuten für die jetzigen Akteure mit ihren Handelsplattformen eine große Existenzbedrohung. Jan Pieter Krahnen, emeritierter Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung (SAFE) in Frankfurt, erklärt, dass sie beschuldigt werden, wissentlich gegen ein bestehendes Gesetz verstoßen zu haben. Die Strafen in solchen Fällen seien extrem hart.

Die SEC wirft Binance und Coinbase vor, auf illegale Weise Finanzgeschäfte und Dienstleistungen ohne Zulassung zu betreiben. Die Anlagen werden von der Börsenaufsicht als Wertpapiere eingestuft, die von den Unternehmen registriert werden müssten. Dadurch werden Anleger laut Gensler eines wichtigen Schutzes vor Betrug und Manipulation beraubt.

Die SEC beschuldigt auch Binance, in ein “umfangreiches Netz von Täuschungen, Interessenkonflikten, mangelnder Offenlegung und kalkulierter Umgehung des Gesetzes” verwickelt zu sein. Die Vorwürfe gegen Coinbase gehen in eine ähnliche Richtung. Neben der fehlenden Lizenz hat es die SEC bei der Firma auch auf das sogenannte Staking abgesehen, das ebenfalls staatlich lizenziert werden müsste. Wie realistisch die Klagen sind, ist Fachmann Krahnen zufolge schwierig einzuschätzen.

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Coinbase-Kunden ziehen viele Millionen Dollar ab

Coinbase und Binance bemühen sich, ihre Investoren zu beruhigen. Coinbase-Anwalt Paul Grewal betont, dass die Kryptobörse ihre Arbeit unverändert fortsetzt und sich an Regeln hält. Coinbase-Chef Brian Armstrong weist darauf hin, dass die SEC das Geschäftsmodell im Zusammenhang mit dem Börsengang im Jahr 2021 überprüft und damals keine Einwände hatte. Beide Unternehmen betonen, dass die Kundengelder sicher seien.

Dennoch spielt dies eine untergeordnete Rolle. Wenn Kunden das Gefühl haben, dass die Plattformen in ihrer Existenz bedroht sind, ziehen sie ihre Gelder ab. Das kann wiederum zu einer Existenznot führen, ähnlich wie bei der Insolvenz der FTX. Tatsächlich zogen auch die Coinbase-Kunden innerhalb weniger Stunden nach Bekanntgabe der Klage mehr als 57 Millionen Dollar von ihren Konten ab. Die Aktien der Handelsplattform fielen zeitweise um fast 21 Prozent. Der Binance Coin, die viertgrößte Kryptowährung der Welt, fiel ebenfalls um gut zehn Prozent.

Am “beleuchteten Tisch” statt im “dunklen Hinterzimmer”

Die SEC hat zusätzlich zur Klage eine einstweilige Verfügung beantragt, um die US-Vermögenswerte von Binance einzufrieren. Das Unternehmen teilte mit, dass es bei den Ermittlungen aktiv kooperiert habe. Dennoch ist die Klage seitens der US-Börsenaufsicht entmutigend für Binance. Das Unternehmen kritisiert, dass die Aktionen der SEC Amerikas Rolle als globales Zentrum für finanzielle Innovationen und Führung untergraben.

Die Integration und Legalisierung der Kryptomärkte könnte langfristig zum Ende dieser Handelsplattformen beitragen. Dies liegt nicht nur an den Klagen, sondern auch daran, dass sie im Rampenlicht einer überwachten und transparenten Öffentlichkeit keine wirkliche Überlebenschance haben. Experten sehen darin jedoch auch eine Chance für die Kryptowelt insgesamt. Die Branche könnte sich Hoffnung machen, statt im dunklen Hinterzimmer bald am beleuchteten Tisch zu sitzen.

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Mehr Sicherheit für Investoren?

Auch Privatanleger könnten von einer Einbeziehung in den herkömmlichen Finanzmarkt profitieren. Wenn die digitalen Produkte durch den normalen Überwachungsprozess laufen, sind halsbrecherische Aktionen hinter dem Rücken der Anleger nicht mehr so leicht möglich. Eine dauerhafte Beobachtung der Geschäfte bedeutet mehr Sicherheit für die Investoren.

Der Finanzforscher Krahnen weist jedoch darauf hin, dass die Integration und Legalisierung der Kryptomärkte langfristig zum Ende dieser Handelsplattformen führen könnte. Dies liegt nicht nur an den Klagen, sondern auch daran, dass sie im Rampenlicht einer überwachten und transparenten Öffentlichkeit keine wirkliche Überlebenschance haben.