Kleben ist im Modellbau allgegenwärtig – sei es beim Flächenmodell aus Holz, dem Hubschrauber oder dem RC-Car. Doch welcher Klebstoff eignet sich für welches Material? Gibt es tatsächlich einen Alleskleber, der alles kleben kann? In diesem Artikel werde ich versuchen, etwas Licht ins Dunkel der Klebstoffe zu bringen. Vielleicht wird es dir mit diesem Wissen viel leichter fallen, den passenden Klebstoff auszuwählen.
Ein Blick auf den Alleskleber
“Im Falle eines Falles klebt UHU wirklich alles” – so lautete ein Werbeslogan für den UHU Alleskleber im Jahr 1930. Doch was genau ist ein Alleskleber und warum wird er im Modellbau so selten verwendet?
Ein Alleskleber ist ein lösemittelhaltiger Nassklebstoff. Es handelt sich um ein Polymer (Kunststoff), das in einem Lösungsmittel gelöst ist. Die zähflüssige Lösung wird auf die zu verklebenden Flächen aufgetragen und die Teile werden solange zusammengedrückt, bis das Lösungsmittel verdunstet ist und das Polymer eine Verbindung herstellt. Diese Technik ermöglicht zwar das Verkleben von nahezu allem, was sich nicht durch das Lösungsmittel auflöst, jedoch halten diese Verbindungen optischen und haltbarkeitstechnischen Ansprüchen selten stand. Ein Alleskleber ist in der Regel nur eine Notlösung, wenn es um mehr geht als reines Basteln mit Pappe und Papier.
Der Sekundenkleber als Alleskönner
Heutzutage hat der Sekundenkleber im Modellbau fast die Rolle eingenommen, die UHU Alleskleber und Co. für unsere Großeltern hatten. Cyanacrylat-Klebstoffe (CA), wie der Sekundenkleber korrekt heißt, gehören zu den chemisch härtenden Klebstoffen, genauer gesagt zu den sogenannten Polymerisationsklebstoffen. Sie härten aus, ohne dass man auf das Verdunsten des Lösungsmittels warten muss – die Polymerisation, also das Verketten der Kleber-Moleküle zu einer harten, gut haftenden Struktur, wird durch die Luftfeuchtigkeit ausgelöst.
Sekundenkleber ist dank seiner schnellen Aushärtung und der Vielseitigkeit der Materialien, die er verbinden kann, ein wahres Multitalent. Allerdings hat dieser schnelle Kleber auch Nachteile. Die Verbindungen sind extrem spröde, was dazu führt, dass sie bei elastischen Materialien unter Belastung und vor allem bei Kälte nicht besonders haltbar sind und sich lösen können.
Dennoch sollte Sekundenkleber zur Grundausstattung jeder Modellbauwerkstatt gehören, insbesondere für die Verklebung von ABS mit Holz oder lösungsmittelbeständigen Schäumen sowie für die Verbindung von CFK-Platten.
Der 5-Minuten-Epoxy für anspruchsvolle Verbindungen
Ein weiterer beliebter Klebstoff im Modellbau ist der Epoxidharzklebstoff. Epoxidharze sind Zwei-Komponenten-Harze, die je nach Zusammensetzung innerhalb von Minuten oder Stunden aushärten können. Der im Modellbau beworbene 5-Minuten-Epoxy wird im Verhältnis 1:1 mit Härter gemischt und härtet dann innerhalb von etwa 20 Minuten weitestgehend aus. Sein Name leitet sich von der Topfzeit ab, also der Zeit, in der das Gemisch verarbeitet werden kann.
Epoxydharz-Kleber, insbesondere solche mit längerer Topfzeit (90 Minuten Epoxy), bieten eine enorme Haltbarkeit bei der Verbindung von Faserverbundwerkstoffen wie GFK und CFK mit Holz und Metall. Sie sind wasser- und lösungsmittelbeständig und behalten eine gewisse Elastizität. Allerdings eignen sie sich nicht so gut zum Verkleben von EPP und anderen HD-Schäumen.
Holzleim für stabile Verbindungen
Streng genommen gibt es verschiedene Arten von Leim, die sich zur Verklebung von Holz eignen. Wenn von Holzleim die Rede ist, ist jedoch meist Weißleim gemeint. Weißleim ist ein formaldehydfreier Dispersionsleim, der aus Polyvinylacetat und Wasser besteht. Der Kleber härtet aus, indem das Wasser in mindestens eines der zu verklebenden Teile entweicht. Holzleim eignet sich also nur zur Verbindung von Werkstoffen, die Wasser aufnehmen können.
Obwohl mit Holzleim verklebte Verbindungen nicht unbegrenzt wasserfest sind, ist er ein ausgezeichneter Klebstoff für den Bau von Holzmodellen. Die Verbindungen sind stabil und lassen sich nach dem Fügen noch eine Weile korrigieren. Außerdem ist der Kleber frei von gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln.
PU-Leim – Der Experte für Reparaturen
Polyurethan-Leim (PU-Leim) ist ein lösungsmittelfreier Ein-Komponenten-Klebstoff, dessen Aushärtung ähnlich wie beim Sekundenkleber durch die Luftfeuchtigkeit ausgelöst wird. PU-Leim hat die Eigenschaft, leicht aufzuschäumen und eignet sich daher ideal als Reparaturkleber für Schaummodelle. Er kann kleinere Spalten überbrücken und ausfüllen. Darüber hinaus werden Holz-Holz-, Holz-Metall- oder Holz-Kunststoff-Verbindungen mit PU-Leim sehr dauerhaft geklebt.
Allerdings enthalten PU-Kleber Isocyanate, die allergische Reaktionen auslösen können. Aus diesem Grund sind viele beliebte PU-Klebstoffe nur noch schwer im Handel erhältlich. Bei der Verarbeitung sollte aus Selbstschutzgründen eine Atemschutzmaske und Schutzhandschuhe getragen werden.
Kontaktkleber für spezielle Einsätze
Kontaktkleber, auch bekannt als Kraftkleber, spielen im Modellbau eine geringe Rolle, da ihre Verarbeitung Erfahrung erfordert. Nach dem Auftrag durchlaufen sie eine sogenannte amorphe Phase, in der das Lösungsmittel bereits verdunstet, der Kleber jedoch noch nicht ausgehärtet ist. Während dieser Phase werden die mit Kleber benetzten Flächen mit möglichst hohem Druck zusammengepresst und verbinden sich sofort. Eine Korrektur ist nicht möglich. Der einzige relativ häufig verwendete Kontaktkleber im Modellbau ist UHU Por und einige ähnliche Produkte. Sie werden zum Verkleben von Depron-Platten verwendet.
Das Verfahren des Kontaktklebens hat den Vorteil, dass es als Lösungsmittelklebstoff auch auf undurchlässigen Materialien wie den oben genannten Schaumplatten verwendet werden kann, da das Lösungsmittel bereits vor dem Fügen der zu verklebenden Komponenten entweicht.
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