Kletterseile, Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile – Was sind die Unterschiede?

Kletterseile, Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile – Was sind die Unterschiede?

Die Welt der Kletterseile kann für Anfänger mittlerweile recht unübersichtlich sein. Die Auswahl ist groß und es gibt nicht nur unterschiedliche Marken und Längen, sondern auch verschiedene Seiltypen. Doch wie unterscheidet man Halbseil, Einfachseil und Zwillingsseil? In diesem Artikel möchten wir diese Frage beantworten und Klarheit schaffen.

Die Kennzeichnung auf der Seilbanderole gibt Auskunft

Ihr habt sicherlich schon einmal die Banderolenaufkleber bemerkt, die an den Enden frisch gekaufter Seile befestigt sind. Diese Aufkleber lösen sich meistens innerhalb weniger Wochen, vor allem, wenn ihr draußen unterwegs seid, da sie nur festgeklebt sind. Wenn ihr euch jedoch diese Banderolen genauer anschaut, werdet ihr in der Regel eines der folgenden drei Symbole entdecken.

Die unterschiedlichen Seiltypen

Einfachseile

Auf der ersten Banderole ist ein Einfachseil abgebildet – erkennbar an der Zahl 1 in einem Kreis. Dies ist das typische Kletterseil, das für das Sportklettern und auch in Kletterhallen für Toprope-Routen verwendet wird. Es wird auch oft beim Klettern am Fels in Klettergärten eingesetzt, wenn man keine Gefahren wie Steinschlag oder scharfe Felskanten wie im alpinen Gelände befürchten muss. Es gibt mittlerweile Einfachseile, die speziell für den Gebrauch in der Halle entwickelt wurden. Diese Hallenseile haben einen höheren Mantelanteil und sind somit besser vor Abrieb geschützt, wenn sie häufig benutzt werden. Häufig haben Hallenseile einen größeren Durchmesser (10 mm und mehr), sind staubresistenter und weisen eine hohe Normsturzzahl auf. Oft ist die Oberfläche auch glatter, um ein einfaches Clippen und Ausgeben des Seils zu ermöglichen. Dadurch gewährleisten diese Seile eine lange Haltbarkeit bei intensivem Gebrauch. Ein typischer Vertreter dieser Art von Seil ist das Boa Gym von Edelrid.

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Der Vorteil der Einfachseile liegt im einfachen Handling und der Tatsache, dass man mit den gängigen Sicherungsgeräten wie Grigri, Smart oder Reverso arbeiten kann. Allerdings kann man mit ihnen nicht über die gesamte Seillänge abseilen. Gerade bei einem Rückzug im alpinen Gelände ist Schnelligkeit gefragt. Mit einem Halbseil oder Zwillingsseil kann man schneller abseilen, da beide Seile verknotet werden können und somit quasi mit einem doppelt so langen Seil abgeseilt werden kann. Außerdem bieten Doppelseile eine gewisse Redundanz. Wenn zum Beispiel ein Seilstrang durch einen Steinschlag durchtrennt wird, ist man mit dem anderen Strang in der Sicherungskette immer noch gesichert und verhindert den Absturz des Vorsteigers.

Doppelseile

Unter dem Oberbegriff “Doppelseile” werden Halbseile und Zwillingsseile zusammengefasst. Beide haben gemeinsam, dass der Vorsteiger sich mit zwei getrennten Seilen einbindet und der Sichernde mit zwei getrennten Seilsträngen sichert. Hier wird deutlich, dass spezielle Sicherungsgeräte benötigt werden, die zwei Seilstränge aufnehmen können. Dazu gehören zum Beispiel einige Tubes (wie der ATC Guide), der Smart-Alpin oder ein einfacher HMS-Karabiner.

Der große Vorteil der Doppelseile liegt – wie bereits erwähnt – in der Redundanz, die ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist, sowie in der Möglichkeit, über die volle Seillänge abzuseilen. Ein Nachteil ist jedoch, dass das Handling der Doppelseile aufgrund der zwei Stränge etwas schwieriger ist und es leichter zu Verwicklungen kommt. Es ist auch schwieriger, diese Verwicklungen am Standplatz wieder zu entwirren.

Halbseile

Ein Halbseil erkennt man an dem 1/2-Symbol auf der Banderole. Halbseile sind etwa 8 bis 9 mm dick und werden sowohl im Einfachstrang als auch im Doppelstrang eingesetzt. Im Einfachstrang kommen sie jedoch nur bei Gletschertouren zum Einsatz, bei denen das Seil keinen Kontakt mit Felsen hat.

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Im Doppelstrang werden Halbseile zum Beispiel beim Eisklettern oder bei alpinen Kletterrouten verwendet. Halbseile können auch eingesetzt werden, wenn man am Standplatz parallel zwei Kletterpartner sichern möchte, die jeweils an einem Seilstrang nachsteigen.

Zwillingsseile

Zwillingsseile erkennt ihr an dem Symbol mit den zwei ineinander verschlungenen Ringen auf der Banderole. Sie bieten die Sicherheitsvorteile der Halbseile, sind jedoch auf ein geringeres Gewicht optimiert. Daher sind sie mit 7,5 bis 8 mm noch dünner als Halbseile. Dieser Gewichtsvorteil geht jedoch zu Lasten der Haltbarkeit bei Kantenbelastung und Sturzbelastung. Aus diesem Grund werden Zwillingsseile nur von Zweierseilschaften beim Klettern im Fels eingesetzt und sind nicht geeignet, um pro Strang einen Nachsteiger zu sichern.

Für die Entscheidung, welches Seil man wählen sollte, kommt es also auf den geplanten Einsatzbereich an. In der Regel hat man ein Einfachseil für die Kletterhalle und ein Doppelseil für alpine Bergtouren.

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