Klimaanlage statt Wärmepumpe: Eine alternative Heizlösung für den Winter

Klimaanlage statt Wärmepumpe

Es ist kein Geheimnis, dass Wärmepumpen derzeit schwer zu bekommen und aufgrund der hohen Nachfrage stark im Preis gestiegen sind. Zudem sind Fachleute für den Einbau ebenfalls Mangelware. Doch es gibt eine Alternative, die im Internet die Runde macht: Eine Klimaanlage als Heizung im Winter nutzen. Diese Option funktioniert zumindest in gut gedämmten Wohnräumen hervorragend.

Wie funktioniert eine Klimaanlage als Heizung?

Klimaanlagen transportieren normalerweise die Wärme aus dem Inneren des Hauses nach draußen. Doch im Winter können sie ohne technische Änderungen die Umgebungswärme der Außenluft in den Innenraum des Hauses übertragen. Dies wird als Luft-Luft-Wärmepumpe bezeichnet. Die Wärme, die der Außenluft entzogen wird, erhitzt ein Wärmemittel, das diese dann an die Luft im Hausinneren abgibt. Für den Betrieb einer Klimaanlage als Heizung sind keine großen Lüftungsöffnungen in den Außenmauern erforderlich, sondern lediglich eine kleine Öffnung für den Schlauch des Wärmemittels. Im Gegensatz dazu geben rund 90% aller Wärmepumpen die der Außenluft entzogene Wärme an das Heizungswasser im Haus ab. Diese werden als Luft-Wasser-Wärmepumpen bezeichnet.

Klimaanlage statt Wärmepumpe

Interview mit Michael Keller: Erfahrungen mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe

Um mehr über die Erfahrungen mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe zu erfahren, haben wir mit Michael Keller aus Bonn gesprochen. Er hat vor einem Jahr eine Klimaanlage als Heizung einbauen lassen. Im Folgenden ein Auszug aus dem Interview:

Wie sind Sie auf die Idee einer Luft-Luft-Wärmepumpe gekommen und welche Vorteile bietet sie?

Michael Keller: Unsere Idee entstand während unserer winterlichen Reisen nach Skandinavien. Dort haben wir in vielen Häusern Split-Klimageräte gesehen, also Anlagen mit getrenntem Innen- und Außenteil. Früher galten Klimaanlagen als teuer und energieaufwendig, das ist jedoch nicht mehr der Fall. Moderne Klimaanlagen sind genauso energieeffizient wie die besten Wärmepumpen. Meine Anlage hat einen SCOP-Wert von 5,2, das bedeutet, dass sie mit nur 1 kWh Stromverbrauch 5,2 kWh Heizleistung erzielt.

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Unser Haus ist gut gedämmt, daher haben wir dank der Klimaanlage auch dann eine Heizung, wenn Gas knapp wird. Ich habe bereits vor dem Ukraine-Krieg über umweltschonende Alternativen nachgedacht. Also haben wir es einfach mit der Klimaanlage ausprobiert – und sind extrem zufrieden. Bei Temperaturen über 6°C können wir den gesamten Wohnbereich und das Esszimmer damit heizen. Selbst bei Außentemperaturen von -6°C funktioniert sie, allerdings weniger effizient, aber das ist bei einer Wärmepumpe genauso.

Wie heizen Sie umweltschonend bei sehr kaltem Wetter?

Wenn es sehr kalt ist, nutzen wir den Mischbetrieb: Die Gasheizung, die normalerweise nur verwendet wird, um morgens den Warmwasserkessel zu erwärmen, heizt dann das Haus. Die Klimaanlage übernimmt den Rest. Die Thermostate an den Heizkörpern sind auf 18°C eingestellt. So springt die Gasheizung morgens an und erwärmt das Haus, falls es über Nacht abgekühlt ist.

Wie viel Heizleistung erbringt die Klimaanlage?

Stellen Sie sich vor, es sind morgens 17°C im Raum. Sie möchten es warm haben und stellen die Klimaanlage auf volle Leistung. In der Stunde verbraucht sie dann tatsächlich bis zu 1.800 Watt und kann einen großen Wohnraum innerhalb von 15 Minuten von 18 auf 21°C bringen, selbst bei Minusgraden draußen. Bei derzeitigen 7°C Außentemperatur verbraucht sie morgens für das Aufheizen zuerst etwas mehr, dann tagsüber nur noch rund 300 Watt, also sehr wenig.

Wie hoch sind die Kosten?

Unsere Klimaanlagenheizung hat insgesamt 1.300 Euro gekostet, einschließlich Innen- und Außengerät. Hinzu kamen noch 100 Euro für ein WLAN-Modul. Die Installation war unkompliziert: Es wurde lediglich ein 8-Zentimeter-Loch in die Außenwand gebohrt, um die Kühlmittelleitungen zu verlegen. Für die Luftzufuhr von außen ist keine große Öffnung erforderlich, da das Innengerät die bereits erwärmte Luft im Haus nutzt. Die Montage dauerte etwa drei Stunden. Sie ist nicht teuer und wird auch gefördert. Mit einer vernünftigen Kalkulation werden die Fördermittel nahezu die gesamten Installationskosten decken. Es gibt auch Quick-connect-Systeme, bei denen die Schläuche einfach zusammengesteckt werden. Eine Selbstmontage macht jedoch keinen Sinn und ist auch nicht erlaubt.

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Es ist auch kein Heizungsinstallateur erforderlich, sondern ein Klimaanlagenbauer. Dies ist ein völlig anderes Gewerk. Diese Unternehmen liefern die Anlagen und montieren sie. Sie sind in der Regel auf eine bestimmte Marke spezialisiert, zum Beispiel nur Panasonic. Ich habe mich jedoch für eine Mitsubishi-Anlage entschieden, da sie sehr leise ist. Über die Internetrecherche habe ich den Anbieter gefunden.

Uns wurde auch ein Angebot für den reinen Austausch der Gasheizung gegen eine konventionelle Wärmepumpe gemacht. Das Außengerät hätte 50.000 Euro gekostet. Mit einer Klimaanlage hat man zwar keine zentrale Heizungsregelung, aber heute regelt man sowieso jeden Raum einzeln über Thermostate – auch per Handy.

Stört Sie der Lärm der Anlage?

Das Außengerät ist durch den Ventilator am lautesten. Selbst in einer Entfernung von zwei Metern ist er jedoch kaum zu hören. Das Lüftergeräusch im Inneren ist bei Mitsubishi-Anlagen sehr gering. Man hört ein leichtes Rauschen, das sich bei voller Leistung natürlich verstärkt. Das Innengerät bläst die erwärmte Luft in den Raum. Der Luftstrom ist selbst bei hoher Leistung schwach und kann individuell ausgerichtet werden. Es gibt bereits Geräte mit einem Sensor, der Menschen erkennt und den Luftstrom in diese Richtung nicht lenkt. Wir haben das Innengerät oben im Raum montiert. Da warme Luft nach oben steigt, erwärmt das Gerät die bereits warme Luft weiter und bläst sie dann nach unten in den Raum.

Wenn ich die Anlage erneut planen würde, würde ich ein Multi-Split-Gerät wählen. Dabei gibt es nur eine Außeneinheit, an die mehrere Inneneinheiten angeschlossen werden können. Außerdem würde ich eine leistungsstärkere Anlage wählen, die auch an sehr kalten Tagen ausreichend Wärme liefert.

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