Kokosöl: Ist es wirklich so ungesund?

Wie (un)gesund ist Kokosöl wirklich?

Kokosöl hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch wie gesund oder ungesund ist es tatsächlich? Eine Professorin und Medizinerin sorgte mit ihren Behauptungen für Aufruhr. Aber was ist wirklich dran? Experten geben Auskunft.

Vor einem Jahr sorgte Prof. Dr. Dr. Karin Michels für Verunsicherung, als sie behauptete, dass Kokosöl gefährlicher sei als Schweineschmalz. Sie bezeichnete Kokosöl sogar als eines der schlechtesten Lebensmittel überhaupt. Der Grund dafür liegt in dem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen sollen. Des Weiteren sollen im Kokosöl nur geringe Mengen an Vitaminen, Mineralien und Pflanzenstoffen enthalten sein, sodass der positive Effekt auf die Gesundheit vernachlässigbar wäre.

Dass Kokosöl einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren hat, steht außer Frage. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) besteht Kokosfett zu etwa 87 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Der Anteil an ungesättigten Fettsäuren beträgt gerade einmal acht Prozent, davon sind 5,8 Prozent einfach ungesättigt und 1,8 Prozent mehrfach ungesättigt. Die Zusammensetzung von Kokosöl ähnelt dieser Verteilung. Das Bio-Kokosöl von Alnatura zum Beispiel enthält 92 Prozent Fett, davon sind ebenfalls 87 Prozent gesättigte Fettsäuren.

Der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren beeinflusst die Blutwerte negativ, so erklärt Diplom-Ökotrophologin Antje Gahl von der DGE. Das schlechte Cholesterin steigt an und das Risiko für Arterienverkalkungen erhöht sich. Es ist jedoch schwierig, pauschal festzulegen, ab welcher Menge Kokosöl bedenklich wird. Laut der DGE ist die Empfehlung jedoch klar: “Kokosöl ist nicht das Öl, das wir empfehlen würden – aufgrund des hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren”.

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Das Bundeszentrum für Ernährung äußert sich ähnlich: “Natives Kokosöl ist ernährungsphysiologisch hochwertiger als das zum Braten oder Frittieren gedachte Plattenfett. Aber auch Kokosöl enthält über 80 Prozent gesättigte Fettsäuren, also jene Fettsäuren, die es nach offiziellen Ernährungsempfehlungen zu meiden gilt”.

Es gibt jedoch Studien, die darauf hinweisen, dass Kokosfett einen positiven Effekt auf den Fettstoffwechsel haben kann. Der Grund dafür sind die mittelkettigen Fettsäuren, die in Kokosfett enthalten sind. Laut der DGE bestehen knapp 14 Prozent der gesättigten Fettsäuren im Kokosfett aus mittelkettigen Fettsäuren. Das Bundeszentrum für Ernährung spricht sogar von einem Anteil von bis zu 50 Prozent, wobei der größte Teil Laurinsäure ist.

Diese mittelkettigen Fettsäuren werden vom Körper schneller verdaut als langkettige Fettsäuren. Es wird vermutet, dass insbesondere Laurinsäure den Anteil des “guten” HDL-Cholesterins im Blut erhöht, das die Gefäße schützt. Ob die Säure tatsächlich nur das erwünschte HDL-Cholesterin erhöht oder auch das weniger günstige LDL-Cholesterin, ist jedoch noch unklar.

Die Debatte um Kokosöl wird laut Diplom-Ökotrophologe Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung generell falsch geführt. Es wird auf einer viel zu emotionalen Ebene diskutiert. Es ist wissenschaftlich nicht möglich, festzustellen, wie “gesund” ein einzelnes Lebensmittel wirklich ist. Hierfür bräuchte es randomisierte Studien über einen langen Zeitraum. Leider gibt es keine Freiwilligen, die beispielsweise ein Jahr lang ausschließlich Kokosöl essen würden. Auch die Aussage der Universitätsprofessorin, dass Kokosöl “giftig” sei, ist wenig sinnvoll.

Letztendlich kommt es bei Kokosöl auf die Menge an. Es spricht nichts dagegen, gelegentlich und in geringen Mengen Kokosöl zu konsumieren, so Antje Gahl von der DGE. Es sollte jedoch keinesfalls das universelle Fett in der Küche sein, das alle anderen Fette ersetzt. Aus nachhaltiger Perspektive sind pflanzliche Öle wie Rapsöl, Olivenöl oder Walnussöl besser geeignet. Sie enthalten einen hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Zudem sind Kokosprodukte aufgrund der langen Transportwege und schwierigen Anbaubedingungen nicht besonders empfehlenswert.

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