Konkretes und Abstraktes Denken: Entdecke die Macht deiner Gedanken

Konkretes und Abstraktes Denken: Entdecke die Macht deiner Gedanken

In einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Konfliktmanagement (zkm) bin ich auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Klaus Harnack von der Universität Münster hat in Heft 3/2019 das Thema konkretes und abstraktes Denken behandelt und dabei das Zähneputzen als anschauliches Beispiel herangezogen.

Was bedeutet konkret und abstrakt?

Bevor wir uns dem abstrakten Denken widmen, werfen wir einen Blick auf die Definitionen von konkret und abstrakt. Laut dem Duden Herkunftswörterbuch stammt “abstrakt” vom lateinischen Wort “abs-trahre”, was so viel bedeutet wie wegziehen oder abziehen. Etwas Abstraktes ist demnach etwas, von dem etwas weggenommen wurde. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff oft verwendet, um etwas zu beschreiben, bei dem die sinnliche Erfahrung fehlt. Im Gegensatz dazu steht das Wort “konkret”, das aus dem lateinischen Wort “concretus” stammt und zusammenwachsen oder verdichten bedeutet. Es wird im Sinne von anschaulich, greifbar und gegenständlich verwendet.

Stell dir vor, du hast eine Kamera mit einem Zoom-Objektiv. Du kannst den Fokus entweder auf den Weitwinkelbereich oder auf den Teleobjektivbereich einstellen. Wenn ich dich jetzt frage, welcher Teil konkret und welcher Teil abstrakt ist, dann wirst du mir wahrscheinlich zustimmen, dass der konkrete Teil der herangezoomte Bereich ist und der abstrakte Teil, den du nicht genau einschätzen kannst, im Weitwinkelbereich liegt. Konkretes Denken hat also mit Nähe zu tun, während abstraktes Denken eher eine gewisse Distanz erfordert.

Denken wir zurück an einen Flug über eine vertraute Stadt im Landeanflug. Aus der Entfernung betrachtet sieht alles so schön aus. Keine schmutzigen Straßen, nur grüne Landschaften und hübsche Häuser wie auf einer Modelleisenbahn. Diese Distanz nennen wir räumliche Distanz. Auch zeitliche Distanz spielt eine Rolle. Wenn du diesen Freitag mit deinem Partner wandern gehst, steht der Rucksack schon bereit. Du prüfst noch einmal die Wetter-App, ob du wirklich die Regenhose einpacken musst oder ob es vielleicht für kurze Hosen reicht.

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Bei unserer gemeinsamen Reise nach Berlin im November haben wir nur die Bahntickets gebucht, weil sie zu diesem Zeitpunkt günstiger waren. Welchen Koffer wir mitnehmen oder welche Kleidung wir einpacken, ist noch nicht von Interesse. Vielleicht buchen wir schon mal vorsorglich ein Hotelzimmer, aber das ist auch schon alles. Die soziale Distanz ist die kleinste Distanz. Menschen, die uns nicht so nahe stehen, werden oft mit Vorurteilen belegt und die Unterscheidung zwischen ihnen wird geringer. Wir sprechen dann eher von den Bergischen Sturköpfen (ich komme selbst aus dem bergischen Land bei Wuppertal) oder von den fröhlichen Rheinländern.

Die vierte Ebene, von der Harnack spricht, ist die hypothetische Distanz. Hier wird die Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, dass ein Ereignis eintritt. Irgendwo habe ich einmal den Satz gelesen: “90% der Vorannahmen treffen nicht ein”. Je wahrscheinlicher oder realistischer ein Ereignis ist, desto geringer ist die hypothetische Distanz. Sie wird größer, je unwahrscheinlicher oder unrealistischer ein Ereignis ist.

Die Vorteile des abstrakten und konkreten Denkens

Beginnen wir mit dem abstrakten Denken, da sich das konkrete Denken eher auf die Umsetzungsphase bezieht, die auf die abstrakte Phase folgt. Studien haben gezeigt, dass Verhandlungsergebnisse deutlich verbessert werden können, wenn räumliche und zeitliche Distanz berücksichtigt werden. So konnte man in Mediationsverfahren wesentlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn zwischen der Einigung der Konfliktparteien und deren Umsetzung mehr Zeit vergangen ist. Die Parteien waren dann eher in der Lage, umfassende Vereinbarungen zu treffen.

Auch der konkrete Denkstil hat seine Vorteile, insbesondere in der Umsetzungsphase. Diese Phase könnte man auch als Realitätstest bezeichnen. Stellen wir uns folgende Frage auf abstrakter Ebene: “Wie sollen wir in unseren Team-Meetings miteinander umgehen?” Eine konkrete Formulierung könnte lauten: “Wir lassen jeden Mitarbeiter in den Team-Meetings ausreden. Wenn es zu laut wird, hat der Teamleiter das Recht, die Sitzung für drei Minuten zu unterbrechen.”

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Ich lade dich ein, diese Denkweise gemeinsam mit mir auszuprobieren.