Kortisonspray bei Asthma – Die Wahrheit über Nebenwirkungen

Kortisonspray bei Asthma – Die Wahrheit über Nebenwirkungen

Kortison hat einen schlechten Ruf: Es soll dick machen, die Haut dünn und Infekte begünstigen. Grundsätzlich kann Kortison diese Nebenwirkungen tatsächlich verursachen. Aber in Asthmasprays ist die Dosierung bei normaler Anwendung so gering, dass diese Nebenwirkungen kaum auftreten.

Kortison und seine Verwandten

Eigentlich ist der Begriff “Kortison” für Asthmasprays irreführend. Kortison selbst ist für den Körper nutzlos – es ist ein Abbauprodukt des körpereigenen Stresshormons Kortisol. Das wirksame Hormon Kortisol hingegen hat es in sich: Es bringt nicht nur den Stoffwechsel auf Trab, sondern hemmt auch Entzündungen. Genau deshalb setzt man das Hormon und die nach seinem Vorbild hergestellten Medikamente bei allergischem Asthma ein. Sie stoppen die allergiebedingten Entzündungen und das Anschwellen der Atemwege.

Da die Sprays beim Einatmen direkt auf die Schleimhäute der Atemwege gelangen, benötigt man eine geringere Dosierung als bei Tabletten. Dadurch sind die Kortison-Nebenwirkungen der Sprays ebenfalls geringer. Ein weiterer großer Vorteil im Vergleich zu Tabletten.

Diese Asthmasprays werden – außer bei sehr leichten Asthma-Beschwerden bei Kindern – als Langzeit-Basisbehandlung empfohlen. Das bedeutet, man nimmt sie täglich, unabhängig von den Beschwerden. So verbessern sich die Symptome langfristig und Atemnot-Anfälle treten seltener auf.

Geringe Nebenwirkungen durch Sprays

Damit das Spray die Lunge erreicht, ist die richtige Inhalationstechnik wichtig, die je nach Inhalator-Typ variiert. Andernfalls bleibt der Wirkstoff im Mund und Rachenraum und hemmt dort die keimabwehrende Entzündung. Dies kann zu einer Pilzerkrankung namens Mundsoor (orale Candidose) führen. Mundsoor äußert sich durch festhaftenden, weiß bis gelblichen, quarkähnlichen Belag auf der geröteten Mundschleimhaut. Diese Beläge lassen sich zwar abstreifen, aber nicht vollständig entfernen. Um diese Symptome zu verhindern, sollte entweder vor den Mahlzeiten inhaliert oder nach der Inhalation der Mund ausgespült, die Zähne geputzt oder etwas getrunken werden.

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Obwohl ein Teil des Wirkstoffs durch das Spray von außen auf die Schleimhaut der Atemwege gelangt, wird auch ein Teil in den Blutkreislauf aufgenommen. Im Gegensatz zu Tabletten jedoch nur in geringen Mengen. Empfindliche Messmethoden zeigen zwar, dass auch die Sprays die Produktion von Kortisol in den Nebennieren beeinflussen können. Wenn der Körper jedoch feststellt, dass bereits Kortisol im Blut vorhanden ist – unabhängig davon, ob es durch Medikamente oder von selbst produziert wurde – drosselt er im Laufe der Zeit die Produktion des Hormons. Die Sprays haben darauf jedoch nur einen äußerst geringen Einfluss. Bei Tabletten ist das anders: Wenn sie einfach abgesetzt werden, gerät der Körper in einen Art Kortisol-Entzug. Dies äußert sich in deutlichem Leistungsverlust, Muskel- oder Gelenkschmerzen ähnlich einer Grippe, Müdigkeit und dem Gefühl von Unterzuckerung. Aus diesem Grund sollte man die Kortisol-Behandlung mit Tabletten allmählich reduzieren.

Bei Sprays ist dies nicht erforderlich. “Ihr Einfluss ist bei normaler Dosierung zu gering, um eine anhaltende Suppression und somit Absetzprobleme zu verursachen”, sagt Stephan Petersenn, Endokrinologe und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Also: Entwarnung vom Experten. Die Sprays können auch nach längerer Anwendung einfach abgesetzt werden, wenn die Allergiesaison und die damit verbundenen Symptome vorbei sind.

Allerdings gibt es eine kleine Warnung von Petersenn: Hochdosierte inhalative Glukokortikoide erhöhen das Risiko für Osteoporose. Die aktuelle Osteoporose-Leitlinie des Dachverbands Osteologie e.V. empfiehlt daher bestimmten Personen, die hochdosierte Kortison-Sprays gegen Asthma einnehmen, eine Knochendichtemessung. Dies betrifft Frauen ab mindestens 50 Jahren sowie Männer ab mindestens 60 Jahren.

Und warum hat Kortisol einen schlechten Ruf?

Die erste Patientin erhielt 1948 Kortisol. Glukokortikoide, die Kortisol ähnlich sind, gibt es also seit mehr als 50 Jahren. Anfangs wusste man wenig über diese Medikamente und deshalb wurden sehr hohe Dosierungen mit entsprechenden Nebenwirkungen verabreicht. Inzwischen werden Glukokortikoide so wenig und so kurz wie möglich eingesetzt (aber natürlich so viel und so lange wie nötig). Dadurch haben sich auch die schwerwiegenden Nebenwirkungen insgesamt verringert.

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Übrigens ist der Grundstoff für die Herstellung von Kortisol im Körper Cholesterin. Es wird in mehreren Schritten zu Kortisol umgewandelt. Da der letzte Schritt dieser Umwandlung in der Nebennierenrinde stattfindet und “Rinde” auf Lateinisch “Cortex” bedeutet, wird das Hormon Kortisol genannt. Die Stoffe in den Asthmasprays, die wie Kortisol wirken, aber künstlich hergestellt werden, werden als “Hydrokortison” bezeichnet. Zu diesen inhalierbaren Glukokortikosteroiden, kurz ICS, gehören beispielsweise Beclometason, Budesonid, Ciclesonid, Fluticason oder Mometason. Die Sprays entfalten ihre volle Wirkung nicht unmittelbar nach dem Einatmen, sondern erst nach 12 bis 24 Stunden und entfalten sich dann innerhalb von drei bis sieben Tagen vollständig.

Quellen

  • AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma bronchiale vom 07.09.2020. Letzter Download am 26.06.2021.
  • AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften). Patienteninformation zu Asthma – Behandlung mit Kortison-Spray vom 07.09.2020. Letzter Download am 26.06.2021.
  • Dachverband Osteologie e.V. (DVO). Leitlinie Osteoporose 2017. Kapitel 5.3.3. Glukokortikoide. Letzter Download am 26.06.2021.
  • Gelbe Liste. Kretschmer C.: Soor (Candidose). Artikel vom 27.01.2020. Letzter Download am 26.06.2021.
  • Petersenn, Stephan. Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 16.06.2021 und folgende ECARF-Mailnachfrage.