Kryptorchismus beim Welpen: Wenn der Hoden nicht absteigt

Kryptorchismus beim Welpen: Wenn der Hoden nicht absteigt

Hast du schon einmal von Kryptorchismus gehört? Diese Erkrankung betrifft jeden achten Welpen und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. In diesem Artikel erfährst du, was es damit auf sich hat und welche Auswirkungen es auf die Gesundheit und das Verhalten deines Hundes haben kann.

1. Was ist Kryptorchismus?

Bei Kryptorchismus befindet sich ein oder beide Hoden nicht im Hodensack, sondern im Bauchraum oder in der Leiste. Je nach Lage des nicht abgestiegenen Hodens spricht man von inguinalem oder abdominalem Kryptorchismus. Interessanterweise ist rechtsseitiger Kryptorchismus häufiger zu beobachten, da der rechte Hoden einen längeren Weg zurücklegen muss als der linke Hoden.

2. Welche Hunde sind betroffen?

Kryptorchismus tritt vor allem bei kleinen Hunderassen auf und Rassehunde sind häufiger betroffen als Mischlingshunde, da die Fehlbildung rezessiv vererbt wird.

2.1 Wie erfolgt der Hodenabstieg?

Der Hodenabstieg beginnt im oberen Bauchraum, wo sich aus spezialisierten Stammzellen die männlichen Hoden bilden. Zu diesem Zeitpunkt befinden sie sich außerhalb des Bauchfells zusammen mit großen Gefäßen, Nerven und den Nieren. Über das Hodenband, das sogenannte Gubernaculum, besteht bereits eine Verbindung zum Hodensack. Unter dem Einfluss von Testosteron verkürzt sich das Band während der Trächtigkeit und zieht die Hoden in Richtung Leistenkanal. Vor der Geburt liegen die Hoden knapp vor dem Leistenkanal und nach der Geburt wandern sie durch den Leistenring in den Hodensack. Spätestens ab der achten Lebenswoche sollten sich beide Hoden im Hodensack befinden. Ein verspäteter Abstieg ist unwahrscheinlich, da sich der Leistenkanal verengt.

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2.2 Was verhindert den Hodenabstieg?

Die Veranlagung zu Kryptorchismus wird rezessiv vererbt. Übergewicht, Hormonbehandlungen der Mutterhündin während der Trächtigkeit und Umweltgifte können den nicht stattfindenden Hodenabstieg begünstigen.

3. Diagnose

Wenn die Hoden im Hodensack nicht getastet werden können, wird ihre Lage mithilfe einer Ultraschalluntersuchung bestimmt. Hoden, die sich im Leistenkanal befinden, können ertastet werden.

4. Gesundheitliche Folgen von Kryptorchismus

Durch die höhere Temperatur im Bauchraum können die Hoden keine Spermien produzieren. Wenn der Hoden in der Leiste liegt, ist die Spermienproduktion nicht gestört und die Zeugungsfähigkeit bleibt erhalten. Nicht abgestiegene Hoden sind immer kleiner ausgebildet als Hoden, die sich im Hodensack befinden. Bei abdominalem Kryptorchismus besteht ein erhöhtes Risiko für tumoröse Entartungen des Hodengewebes. Sowohl gutartige als auch bösartige Tumore können entstehen, die Metastasen in Leber, Lunge oder Knochen bilden können. Darüber hinaus kann es durch normale Bewegungen des Hundes zu einer Drehung des Hodens um sich selbst kommen, was zu starken Schmerzen und einem Darmverschluss führen kann. Erhöhte Östrogenbildung kann zudem chronische Hautentzündungen mit Schuppenbildung, Rötungen und Haarverlust verursachen. Auch Verhaltensänderungen wie Ängstlichkeit verbunden mit aggressivem Verhalten können beobachtet werden.

5. Therapie

Eine konservative Therapie mit Gonadotropinen kann durchgeführt werden, um das Wachstum der nicht abgestiegenen Hoden zu fördern. Ein späterer Abstieg wird jedoch selten erreicht. Nicht abgestiegene Hoden müssen operativ entfernt oder in den Hodensack verlagert werden.

5.1 Operation mit Entfernung der Hoden

Die Operation sollte bis zum dritten Lebensjahr durchgeführt werden, um einer tumorösen Entartung des Hodens vorzubeugen. Die Lage der Hoden wird mithilfe von Ultraschall bestimmt. Nach der Eröffnung des Bauches wird der Hoden vorverlagert und das Hodenband durchtrennt. Liegt der Hoden im Leistenkanal, kann er ohne Öffnung des Bauchraums entfernt werden. Die Naht erfolgt mit resorbierbarem Nahtmaterial.

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5.2 Operation mit Erhaltung des Hodens

Bei dieser Operation wird der Hoden vorsichtig in Richtung Leistenkanal gezogen und der Leistenring erweitert. Anschließend wird der Hoden in den Hodensack verlagert und dort fixiert, um ein Zurückgleiten in die Bauchhöhle zu verhindern. Diese Operation wird am besten zwischen dem 3. und 7. Lebensmonat durchgeführt, da die Heilung im Hodensack in diesem Alter unproblematischer verläuft. Nach einiger Zeit erreicht der operierte Hoden die gleiche Größe wie der Hoden auf der gesunden Seite.

6. Müssen kryptorchide Rüden kastriert werden?

Eine gleichzeitige Kastration ist nicht zwingend erforderlich. Allerdings sollte zumindest eine Sterilisation, also eine Durchtrennung der Samenleiter, erfolgen, um die genetische Veranlagung nicht weiterzugeben. Eine Sterilisation oder Kastration wird auch empfohlen, wenn nur ein Hoden kryptorchid ist. Wenn der Hodenabstieg nicht erfolgt ist, handelt es sich um einen vererbten Mangel. Gesundheitliche Folgen, Operationskosten und ein Ausschluss von der Zucht sind zu erwarten. Der “sachliche” Wert des Hundes kann sich um 50% mindern, jedoch ist man nicht verpflichtet, den Hund gegen einen anderen auszutauschen, auch wenn der Züchter das fordert. Im Falle von Schadensersatzforderungen sollte man sich von einem Rechtsanwalt beraten lassen.

7. Zusammenfassung

Kryptorchismus ist eine rezessiv vererbte Erkrankung, bei der einer oder beide Hoden nach der Geburt nicht in den Hodensack absteigen. Es besteht ein Risiko für eine Hodendrehung und Tumorbildung. Kryptorchide Rüden sollten immer von der Zucht ausgeschlossen werden, und eine operative Entfernung der kryptorchiden Hoden ist immer notwendig. Anstelle einer anschließenden Kastration kann auch eine Sterilisation durchgeführt werden, indem die Samenleiter durchtrennt werden.

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