Kulturdimensionen – Geert Hofstede

Kulturdimensionen – Geert Hofstede

In der Welt der interkulturellen Forschung gibt es verschiedene Ansätze zur Klassifizierung kultureller Unterschiede. Ein bekannter Vertreter ist Geert Hofstede, der das Modell der Kulturdimensionen entwickelt hat. In diesem Artikel werden wir uns mit den verschiedenen Dimensionen und deren Auswirkungen auseinandersetzen.

Modell Kulturdimensionen nach Geert Hofstede

Geert Hofstede führte Ende der 1960er Jahre eine empirische Studie mit über 110.000 IBM-Mitarbeitern durch und entwickelte anhand einer Faktorenanalyse das Modell der Kulturdimensionen. Ursprünglich identifizierte er vier Hauptdimensionen (Machtdistanz, Individualismus/Kollektivismus, Maskulinität/Femininität und Unsicherheitsvermeidung), später erweiterte er das Modell um eine fünfte (Langzeitorientierung/Kurzzeitorientierung) und sogar eine sechste Dimension (Genuss/Zurückhaltung).

Kritische Würdigung des Modells

Das Modell der Kulturdimensionen und seine Ergebnisse wurden in den letzten Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Es bietet jedoch eine solide Grundlage für interkulturelle Trainings und die interkulturelle Interaktion in verschiedenen Kontexten. Die Ergebnisse der Studie wurden auch von der internationalen GLOBE-Studie bestätigt.

Die einzelnen Kulturdimensionen im Überblick

Kulturdimension Machtdistanz

Die Dimension der Machtdistanz beschreibt das Ausmaß der Machtverteilung in einer Kultur und wie sie verteilt ist. In Ländern mit hoher Machtdistanz werden Entscheidungen von oben nach unten getroffen und wenig hinterfragt. In Ländern mit niedriger Machtdistanz hingegen sind Entscheidungen partizipativer.

Kulturdimension Individualismus – Kollektivismus

Diese Dimension beschreibt das Verhältnis von Individualismus und Kollektivismus in einer Kultur. In kollektivistischen Kulturen stehen die Interessen der Gruppe über denen des Einzelnen, während in individualistischen Kulturen der Fokus auf der Selbstverwirklichung liegt.

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Kulturdimension Maskulinität – Femininität

Hier geht es um die Rollenverteilung in einer Kultur. In maskulinen Kulturen gibt es klare Unterscheidungen zwischen Männer- und Frauenarbeit, während in femininen Kulturen die Rollenverteilung gleichwertiger ist.

Kulturdimension Unsicherheitsvermeidung

Diese Dimension beschäftigt sich mit dem Umgang einer Kultur mit Unsicherheit. In Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung werden unbekannte Situationen vermieden und es besteht eine hohe Regelorientierung. In Kulturen mit niedriger Unsicherheitsvermeidung hingegen wird Unsicherheit eher hingenommen.

Kulturdimension Langzeitorientierung – Kurzzeitorientierung

Diese Dimension betrifft die Ausrichtung einer Gesellschaft auf langfristigen Erfolg oder kurzfristige Lösungen. In langzeitorientierten Kulturen steht der Aufbau von Beziehungen und die Einhaltung von Traditionen im Vordergrund. In kurzzeitorientierten Kulturen hingegen geht es vor allem um schnelle Gewinne und weniger um Traditionen.

Kulturdimension Genuss – Zurückhaltung

Diese relativ neue Dimension beschreibt, wie eine Gesellschaft mit der freien Auslebung ihrer Bedürfnisse umgeht. In Kulturen mit stärkerer Zurückhaltung empfinden die Menschen eine stärkere Kontrolle über ihr Leben, während in Kulturen mit stärkerem Genuss die Bedürfnisse freier ausgelebt werden.

Fazit

Das Modell der Kulturdimensionen nach Geert Hofstede bietet eine wertvolle Grundlage für das Verständnis der Unterschiede zwischen Kulturen. Es kann dabei helfen, interkulturelle Interaktionen besser zu verstehen und erfolgreich zu gestalten. Es ist jedoch wichtig, die Ergebnisse des Modells kritisch zu betrachten und individuelle Unterschiede innerhalb einer Kultur zu berücksichtigen.

Bildquelle

Quellen:

  • Barmeyer, C. (2012): Taschenlexikon Interkulturalität.
  • Erll, A./Gymnich, M. (2007): Interkulturelle Kompetenzen.
  • Hofstede, G. (2001): Culture’s Consequenses.
  • Hofstede, G. (2017, 6. Auflage): Lokales Denken, globales Handeln.

Zur weiteren Ansicht: Kulturdimensionen im Vergleich