Hast du jemals von den kuriosen Experimenten des Rechtsmediziners Nicolae Minovici gehört? In seinem Streben nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ging er buchstäblich an die Grenzen des Erträglichen. Lass uns eintauchen und mehr darüber erfahren.
Die Suche nach Erkenntnis
Um seine erhofften Forschungsergebnisse zu erlangen, entschied sich Minovici, sein komplettes Körpergewicht in das Seil zu hängen. In einem zweistufigen Prozess erhöhte er die Belastung. Zunächst ließ er sich mit einer Schlaufe an einer ähnlichen Vorrichtung wie zuvor aufhängen. Helfer zogen ihn sechs- bis siebenmal ein bis zwei Meter nach oben, um ihn an das Hängen zu gewöhnen. Er hielt es in dieser Position etwa vier bis fünf Sekunden aus. Am nächsten Tag folgte der zweite Schritt: Trotz furchtbarer Schmerzen im Hals steckte er erneut seinen Kopf in die Schlaufe. Er dehnte die Zeit ohne Boden unter den Füßen immer weiter aus und erreichte schließlich 26 Sekunden.
Die Qualen des Hängens
“In dieser Sitzung wurden wir uns der Symptome des Hängens und des Todesmechanismus bewusst”, erinnert sich Minovici. Die Schmerzen waren nahezu unerträglich, das Pfeifen in den Ohren so laut, dass man nicht einmal die Stimme des anwesenden Assistenten hören konnte. Der Drang zu atmen war überwältigend und das Experiment konnte nicht länger ausgehalten werden. Minovici litt etwa zwölf Tage lang unter Schluckbeschwerden und Halschmerzen. Blutergüsse waren noch einen Monat lang sichtbar. Er berichtete sogar von einer Fraktur des Kehlkopfs. In seiner Studie veröffentlichte er ein Foto seines gequälten Halses, um dies zu verdeutlichen.
Grenzen und Gefahren
Trotz dieser Verletzungen führte Minovici seine Versuchsreihe fort. Beim abschließenden Experiment, dem Hängen mit einer sich zuziehenden Schlinge, waren die Belastungen einfach zu groß. Maximal drei bis vier Sekunden konnte er diese Position aushalten. Die Verengung des Seils war so stark, dass oft das vereinbarte Zeichen zum Abbruch des Hängens gegeben wurde, noch bevor die Füße den Boden verlassen hatten. Ein Vorfall während der Versuche wurde beinahe zum Verhängnis für den Studienleiter: Der Assistent, der ihn nach oben gezogen hatte, vergaß, das Seil loszulassen, als Minovici wieder Boden unter den Füßen hatte. Dadurch verlor er fast das Bewusstsein, da sich die Schlinge weiterhin straff um seinen Hals legte.
Das soziale Gewissen
Minovici hat mit seiner “Studie über das Erhängen” Maßstäbe in der Rechtsmedizin gesetzt. Die wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass Erhängte in der Regel aufgrund der unterbrochenen Blutzufuhr zum Gehirn sterben und nicht durch Ersticken. Er verdeutlichte eindrucksvoll, dass die Prozedur keineswegs schmerzfrei ist, wie man damals annahm. Seine Forschung lieferte wertvolle Anhaltspunkte für internationale Fachkollegen, um die Todesursache zu erkennen.
Minovici wurde vermutlich von dieser Arbeit stark beeinflusst. Als Rechtsmediziner wurde er immer wieder mit den Konsequenzen sozialer Ungleichheit konfrontiert. Seine Statistiken zeigten, dass vor allem Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten ihrem Leben ein Ende setzten. Bereits 1906 initiierte er den ersten Rettungsdienst in Südosteuropa, bei dem ein Arzt den Krankenwagen begleitete. Zusätzlich registrierte er etwa 13.000 Obdachlose in Bukarest und versorgte sie medizinisch. Er gründete auch ein Heim für ledige Mütter und richtete eine Arbeitsvermittlung für sie ein. Schließlich gründete er 1934 das zweite Notfallkrankenhaus in Europa.
Nicolae Minovici starb am 26. Juni 1941 als hoch angesehener Wissenschaftler in Bukarest. Er hinterließ ein beeindruckendes Vermächtnis: Den Mut, seine eigene Sicherheit für die Wissenschaft aufs Spiel zu setzen und gleichzeitig soziale Verantwortung zu tragen.