Lagerungsschwindel ist eine Form von Schwindel, die auftritt, wenn sich die Position des Körpers verändert. Es wird vermutet, dass bis zu einem Drittel aller Schwindelfälle auf Lagerungsschwindel zurückzuführen sind. In Deutschland gibt es jährlich etwa 64 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, da viele Fälle spontan heilen und daher nicht ärztlich erfasst werden.
Ursachen eines Lagerungsschwindels
Die Hauptursache für Lagerungsschwindel ist das Ablösen von Ohrensteinen im Innenohr, die dann in die Bogengänge gelangen. Auch organisches Material wie intakte Otokonien können sich ablösen und in die Bogengänge gelangen. Wenn der Kopf in eine bestimmte Richtung bewegt wird, lösen diese Teilchen einen Sog aus, der vom Gehirn als Bewegung registriert wird. Da andere Sinnesorgane wie die Augen keine Bewegung melden, entstehen widersprüchliche Reize im Gehirn, die zu Schwindel führen.
Lagerungsschwindel Symptome & Diagnose
Symptome
Ein Lagerungsschwindel äußert sich durch eindeutige Symptome. Er tritt spontan auf, meist wenige Sekunden nach einer bestimmten Bewegung aus einer bestimmten Lage heraus, zum Beispiel einer Kopfdrehung im Liegen. Der Schwindel verschwindet bereits nach kurzer Zeit von selbst, da die Teilchen im Bogengang zur Ruhe kommen. Mögliche Bewegungen, die einen Lagerungsschwindel auslösen können, sind das Aufrichten, Bücken, Kopfnicken oder das Umdrehen auf die betroffene Seite im Bett. Wenn der Schwindel bei Bewegungen im Liegen auftritt, handelt es sich eher um einen bewegungsinduzierten Schwindel und nicht um einen schwindelbedingten Kreislaufproblem.
Diagnose
Die genaue Diagnose eines Lagerungsschwindels kann nur von einem erfahrenen Arzt gestellt werden. In den meisten Fällen wird ein Provokationsmanöver durchgeführt, bei dem gezielte Bewegungen den Lagerungsschwindel auslösen sollen. Der Arzt beobachtet dabei die Augen, um unkontrollierte Bewegungen festzustellen, die kurz nach der Kopfbewegung auftreten. Diese Augenbewegungen sind ein Indiz für Schwindel.
Verlauf und Prognose bei Lagerungsschwindel
Lagerungsschwindel an sich ist eine ungefährliche Erkrankung, die keine Folgeschäden verursacht. Allerdings können die Begleiterscheinungen sehr unangenehm sein. Die Schwindelanfälle können psychische Folgen haben und zu einem Vermeidungsverhalten von auslösenden Bewegungen führen. Auch das Gleichgewicht kann gestört werden, was zu Stürzen führen kann. Bei vielen Patienten tritt der Lagerungsschwindel trotz erfolgreicher Behandlung nach einer gewissen Zeit wieder auf. Jedoch können spezielle Übungen helfen, die Symptome zu lindern und den Patienten zu Hause selbstständig zu behandeln.
Lagerungsschwindel Therapie durch Übungen
Um den Lagerungsschwindel zu behandeln, werden bestimmte Bewegungen durchgeführt, die die Teilchen mithilfe der Schwerkraft aus dem Gleichgewichtsorgan befördern. Diese Therapie nutzt aus, dass die Teilchen schwerer sind als die Flüssigkeit im Bogengang und somit bei ruhiger Lage nach unten sinken. Im Folgenden werden zwei bekannte Übungen beschrieben.
Epley-Manöver Übung
Das Epley-Manöver besteht aus 5 einfachen Schritten. Der Patient setzt sich aufrecht auf eine Liege mit dem Kopf über die Liege ragend. Dann dreht er den Kopf um 45° in Richtung des betroffenen Ohres. Als nächstes legt sich der Patient schnell um 90° auf den Rücken, sodass der Kopf über die Liege ragt und nach unten hängt. Das betroffene Ohr sollte schräg nach unten zeigen. Nach dieser Bewegung kann es zu einem Schwindel kommen. Der Patient verharrt in dieser Position, bis der Schwindel vorüber ist. Danach dreht er den Kopf um 90° in Richtung des gesunden Ohres. Dieses zeigt nun schräg nach unten. Wieder verharrt der Patient mindestens eine Minute in dieser Position, bevor er den Körper mit Kopf noch einmal um 90° in Richtung des gesunden Ohres dreht. Nach einer weiteren Minute kann sich der Patient aufrichten. Bei den meisten Patienten führt eine Behandlung bereits zum Verschwinden der Symptome. Die Übung kann beliebig oft wiederholt werden.
Sémont-Manöver Übung
Eine weitere Übung zur Behandlung von Lagerungsschwindel ist das Sémont-Manöver. Der Patient sitzt dabei auf der Seite der Liege. Der Kopf wird um 45° gedreht, sodass das betroffene Ohr zum behandelnden Arzt zeigt. Dann wird der Körper des Patienten schnell um 90° auf die Seite des betroffenen Ohres verlagert, sodass dieses nach unten zeigt. Der Patient verharrt für 3 Minuten in dieser Position. Danach wird der Körper um 180° auf die andere Seite verlagert, wobei die Position des Kopfes unverändert bleibt. Nach weiteren 3 Minuten wird der Patient langsam wieder aufgerichtet und verharrt noch einmal 3 Minuten in der Ausgangsposition. Auch diese Übung kann beliebig oft wiederholt und selbstständig zu Hause durchgeführt werden.