Wieder ist ein heißer Sommertag in Berlin. Die Menschen stehen Schlange vor einer Bank, um eine Schufa-Bonitätsauskunft zu erhalten. Doch die Bank befindet sich nicht in Griechenland, sondern im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Es ist die einzige Bank in ganz Berlin, die diesen Service anbietet. Das Büro der Schufa im Tempelhofer Ullsteinhaus ist hingegen schon lange geschlossen.
Viele Vermieter verlangen diese Auskunft, um sicherzugehen, dass ihre zukünftigen Mieter keine Probleme mit den Mietzahlungen haben werden. Die Schufa, die “Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung”, sammelt Daten, um die Schuldenfreiheit einer Person zu bescheinigen. Laut eigenen Angaben hat sie Informationen zu 66,3 Millionen Personen und 4,3 Millionen Unternehmen gesammelt.
Die Online-Auskunft dauert zu lange
Jeder Bundesbürger hat einmal im Jahr das Recht, eine kostenlose Schufa-Bonitätsauskunft anzufordern. Leider dauert es Wochen, bis diese per Post ankommt. Alternativ kann man sie auch kostenpflichtig online beantragen. Aufgrund eines Umzugs benötigen viele Menschen jedoch schnellstmöglich dieses Dokument und begeben sich daher zur Postbankfiliale 58 in den Schönhauser Allee Arcaden.
In der Bankfiliale angekommen, lassen die Menschen ihre Ausweisdokumente und Bankkarten an einem Stand überprüfen. Anschließend schiebt eine Mitarbeiterin die Dokumente über den Tresen, um sie unterschreiben zu lassen. Dann kommt sie zu einem Gerät, das die lang ersehnte Schufa-Bonitätsauskunft ausdruckt.
Gedränge zwischen Paketabgabe und Auskunft
Eine ältere Mitarbeiterin versucht, zwischen der Paketabgabe und den Schufa-Anfragen Ordnung zu schaffen. “Bitte hier entlang!”, ruft sie und versucht die Menschen zu lotsen. Frauen mit quengelnden Kindern und gestresste Männer stehen geduldig in der Schlange. Eine junge Frau blättert in ihrem dicken Buch, bewegt sich aber nur alle paar Minuten ein kleines Stück vorwärts. Nach einer halben Stunde hat sie gerade einen Meter erreicht. Zwei Asiatinnen, die offensichtlich kein Deutsch sprechen, setzen den Kinderwagen hinten in der Schlange ab und zeigen einen Zettel mit der Aufschrift “Schufa”. Die anderen nicken. Es ist kurz vor zwölf.
Bis Ende Juni konnte man die Schufa-Bonitätsauskunft noch in den Easy-Credit-Shops erhalten. Doch diese haben mittlerweile geschlossen. Die Postbank, die diesen Service seit 2013 in neun Städten anbietet, ist nun die einzige in Berlin. Und sie ist überlastet. Früher hatten sie vielleicht 30 Anfragen pro Tag, die sie auf mehrere Tage verteilen konnten. Heute sind es 120 Anfragen pro Tag! Eine Mitarbeiterin wurde extra von einer anderen Filiale hierher beordert, um den Ansturm zu bewältigen.
Endlich Verstärkung
Eine junge Frau stellt ihren Rucksack ab und schaut mit großen Augen auf die lange Schlange. “Ist das alles für die Schufa?”, fragt sie. Die anderen nicken. Inzwischen hat die Mitarbeiterin Verstärkung geholt. Zwei Beratungsabteile wurden zu Schufa-Schaltern umfunktioniert. Die Mitarbeiterinnen wurden jedoch nicht darüber informiert, dass sie nun die einzigen in ganz Berlin sind, die die Bonitätsauskunft ausstellen. Die junge Frau beschwert sich kraftlos darüber, dass sie seit drei Stunden Ausweise und Bankkarten überprüft und Nummern in ein Gerät eintippt, während sie den Kunden erklärt, welche Seiten für den Vermieter und welche für den eigenen Gebrauch gedacht sind.
Zu den Vorwürfen, dass es keine Vorwarnung gab, äußern sich weder die Schufa noch die Postbank. Es stellt sich jedoch die Frage, ob nicht auch weitere Banken diesen Service anbieten könnten. Ingo Koch, Pressesprecher der Schufa, erklärt, dass sie für weitere Kooperationen offen sind. “Die Entscheidung, den Vor-Ort-Service anzubieten, liegt bei dem jeweiligen Unternehmen.” Die Postbank plant, die Bonitätsauskunft zukünftig auch in anderen Finanzcentern anzubieten. Wann dies in Berlin der Fall sein wird, wird rechtzeitig bekannt gegeben. Bis dahin wird die Filiale 58 ihr Schlangen-Management hoffentlich perfektioniert haben.
Vinzenz Greiner