In diesem Artikel werden wir uns mit dem Phänomen der “Langsteher” auseinandersetzen. Ein Langsteher ist ein Fahrzeug, das zwischen Produktion und erster Zulassung eine lange Zeit auf Halde gestanden hat. Der Bundesgerichtshof (BGH) musste in einem Urteil prüfen, ob ein solcher Langsteher einen Sachmangel darstellt, wenn er später als Gebrauchtwagen vom ursprünglichen Erstbesitzer verkauft wird.
Warum gibt es “Langsteher”
Vertragshändler haben Verträge mit den Herstellern, die regeln, dass sie eine bestimmte Anzahl von Neuwagen abnehmen müssen. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Vertragshändler bereits einen Kunden für das Fahrzeug hat. Er muss die Fahrzeuge abnehmen. Oftmals können die Vertragshändler die verschiedenen Modelle selbst konfigurieren, indem sie die Motorisierung, Ausstattung, Stoffe/Leder und die Innen- und Außenfarbe bestimmen.
Allerdings kann es vorkommen, dass der Vertragshändler beispielsweise bei Volumenmodellen den Geschmack seiner Kunden nicht trifft, die ein sofort verfügbares Fahrzeug kaufen möchten. Diese “vorrätigen” Neuwagen haben den Vorteil, dass der Kunde nicht auf die Bestell- und Lieferzeiten des Herstellers warten muss. So kann es passieren, dass Fahrzeuge mit ungewöhnlichen Konfigurationen mehrere Monate auf dem Lagerplatz des Vertragshändlers stehen.
Nach 12 Monaten entschied der Bundesgerichtshof, dass ein solches Fahrzeug nicht mehr als Neuwagen gilt. Was passiert also mit den Langstehern?
Solche Fahrzeuge sind für Kunden nicht attraktiv. Da sie ohnehin hohe Rabatte gewähren müssen, werden sie für kurze Zeit auf den Händler zugelassen. Manche Vertragshändlerverträge sehen auch Zuschüsse vom Hersteller vor, um höhere Rabatte ohne größere Verluste anbieten zu können. Alternativ werden solche Fahrzeuge günstig an Mietwagenfirmen weiterverkauft.
Wie erkenne ich den Langsteher?
Um einen Langsteher zu identifizieren, können verschiedene Faktoren herangezogen werden.
Baujahr
Das Baujahr gibt den tatsächlichen Zeitpunkt der Herstellung an. Es steht jedoch nicht am Fahrzeug selbst, sodass nur der Hersteller und möglicherweise der Vertragshändler genaue Angaben dazu machen können.
Modelljahr
Das Modelljahr ändert sich ständig aufgrund von Verbesserungen während der Produktion. Wenn beispielsweise bestimmte Bauteile im Produktionszeitraum häufig reklamiert werden, werden sie durch verbesserte Teile ersetzt. Diese Änderungen erfolgen in der Regel zum Wechsel des Modelljahres, der vom Hersteller bestimmt wird. Bei Audi oder VW erfolgt der Wechsel des Modelljahres in der Regel nach den Werksferien, also ab August/September.
Erstzulassung
Die Erstzulassung gibt keine Informationen über den Herstellungszeitpunkt. Sie gibt lediglich an, wann das Fahrzeug zum ersten Mal für den öffentlichen Verkehr zugelassen wurde und die entsprechenden Zulassungsbescheinigungen ausgestellt wurden.
Tipp: Seitenscheibe
Einige Fahrzeugteile können Hinweise auf das Herstellungsjahr geben. Schauen Sie sich die auf den Seitenscheiben angebrachte Ziffer an. Diese gibt an, wann die Scheibe hergestellt wurde. Die letzte Ziffer des Herstellungsjahres ist dabei auf der Scheibe zu finden. Zum Beispiel steht die Ziffer 6 für die Jahre 1996, 2006 und 2016.
Bei Gebrauchtwagen sollten Sie jedoch die Seitenscheiben betrachten, da Frontscheiben gelegentlich ausgetauscht werden müssen.
Dies sind sichtbare Indizien für das Produktionsjahr des Autos. Natürlich müssen Sie etwas mitdenken. Wenn das Fahrzeug im Februar 2016 zum ersten Mal zugelassen wurde, ist beispielsweise eine 5 in der Scheibe für das Jahr 2015 in Ordnung. Die Teile müssen schließlich erst zur Produktionsstätte des Herstellers gelangen. Bei den neuesten Modellen des Herstellers steht die 6 ebenfalls nicht für das Jahr 1996.
Jetzt sind Sie bestens gerüstet, um Langsteher-Fahrzeuge zu erkennen und die verschiedenen Begriffe zu verstehen. Viel Glück bei der Suche nach Ihrem nächsten Fahrzeug!