Lehrer sollten den Schweigefuchs aufgeben

Lehrer sollten den Schweigefuchs aufgeben

In vielen Grundschulen bundesweit wird der Schweigefuchs von Pädagogen eingesetzt, um Ruhe im Klassenraum zu schaffen. In Baden-Württemberg sollen Lehrer jedoch zukünftig auf diese Geste verzichten. Der Grund dafür ist, dass das Symbol verwechselt werden kann mit dem Erkennungszeichen der rechtsextremen nationalistischen Gruppierung “Graue Wölfe” in der Türkei. Die Schulleiter werden derzeit über die Empfehlung des Kultusministeriums informiert.

Eine missverständliche Geste

Der Schweigefuchs hat viele Namen wie Leisefuchs, Flüsterfuchs und Lauschefuchs. Wenn es in einer Grundschulklasse zu laut wird, bringt der Lehrer die Fingerspitzen von Daumen, Mittel- und Ringfinger zusammen und formt damit die Schnauze des Fuchses. Gleichzeitig streckt er den Zeige- und den kleinen Finger nach oben und symbolisiert damit gespitzte Ohren. Diese Geste bedeutet: Mund zu, Ohren auf, Zuhören!

Die Problematik liegt in der Verwechslungsgefahr

Wie weit der Schweigefuchs mittlerweile auch außerhalb des Schulbereichs bekannt ist, zeigt ein Vorfall in Ravensburg. An einem Samstagabend betritt eine Gruppe eine Kneipe namens “Räuberhöhle” und verursacht dabei viel Lärm. Eine andere Besucherin fühlt sich gestört und zeigt der Gruppe den Schweigefuchs. Prompt wird die Gruppe ruhiger.

Verbot des Schweigefuchses in Baden-Württemberg

Das Kultusministerium in Stuttgart möchte den Schweigefuchs nun landesweit aus den Klassenzimmern verbannen. Ein Ministeriumssprecher bestätigte dies gegenüber der “Schwäbischen Zeitung”. Eltern hatten auf die doppeldeutige Bedeutung der Geste hingewiesen. Insbesondere Kurden empfinden das Handzeichen als Provokation. Bei den sogenannten Kurdenmärschen im Südwesten kam es zu gewaltsamen Konflikten, als Türken den Gruß der “Grauen Wölfe” zeigten.

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Die Schule, die von den Eltern auf die problematische Symbolik hingewiesen wurde, hat das zuständige Regierungspräsidium um Rat gebeten. Das Regierungspräsidium hat daraufhin das Kultusministerium kontaktiert. Ende März informierte das Ministerium mündlich die vier Regierungspräsidien im Land, die Schulämter über die Zweideutigkeit der Geste zu sensibilisieren. Ein Verbot gibt es jedoch nicht.

Uneinigkeit unter Bildungsexperten und Schulleitern

Es gibt keine schriftliche Anordnung, sondern lediglich eine mündliche Information. Dennoch verstehen die für Grundschulen zuständigen Schulräte der Schulämter den Hinweis als Aufforderung zum Handeln. Dies wurde nach Rücksprache mit dem Schulamt Biberach auch vom Regierungspräsidium Tübingen bestätigt. Schulamtsdirektor Ulrich Damm vom Staatlichen Schulamt Markdorf erklärte ebenfalls, dass die Schulleiter informiert wurden, das Zeichen nicht mehr zu verwenden.

Während einige Bildungsexperten die Maßnahme als übertrieben ansehen, sind andere der Meinung, dass das Symbol bei Irritationen besser nicht mehr genutzt werden sollte. Es gibt schließlich viele andere Möglichkeiten, um im Unterricht für Ruhe zu sorgen. Die Meinungen unter den Schulleitern im Land sind ebenfalls gespalten.

Konsequenzen für die Karlschule in Tuttlingen

Die Karlschule in Tuttlingen hat bereits Konsequenzen gezogen. “Wir verwenden das Zeichen bereits seit dem letzten Schuljahr nicht mehr”, sagt Konrektorin Alice Loesdau. Die Schulsozialarbeiterin hatte einen entsprechenden Hinweis an die Pinnwand der Schule angebracht und das Kollegium auf die missverständliche Bedeutung der Geste aufmerksam gemacht. Seitdem ist der Schweigefuchs aus den Klassenzimmern verbannt.