Leitungswasser vs. Mineralwasser: Ein Vergleich

Leitungswasser vs. Mineralwasser: Ein Vergleich

Mineralwasser ist beliebt in Deutschland: Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche 143,5 Liter Mineral- und Heilwasser pro Jahr. Dabei haben wir hierzulande das Glück, frisches und trinkbares Wasser direkt aus der Leitung zu haben. Obwohl Leitungswasser günstiger, umweltschonender und oft auch gesünder ist, zieht es viele Menschen vor, große Mengen an Mineralwasserflaschen nach Hause zu schleppen. Vielleicht können die folgenden Fakten den ein oder anderen dazu bewegen, seine Gewohnheiten zu überdenken.

Der CO2-Fußabdruck: Leitungswasser vs. Mineralwasser

  • Leitungswasser ist nachhaltig: Die Behörden stellen sicher, dass niemals mehr Wasser aus dem Kreislauf entnommen wird, als auf natürlichem Weg bereitsteht.
  • Fast jedes Trinkwasser stammt aus der Region und muss daher keine langen Transportwege zurücklegen.

Vergleicht man den CO2-Fußabdruck “von der Wiege bis zur Bahre”, zeigt sich, dass es bei der Förderung von Leitungswasser und Mineralwasser keine großen Unterschiede gibt. Brunnenwasser benötigt 0,35g CO2-Äquivalente pro Liter für die Förderung und Aufbereitung. Der Transport von Leitungswasser durch die Leitungen in die Haushalte erhöht den Fußabdruck nur minimal, um weniger als 0,02g CO2-Äquivalente pro Liter.

Jedoch schlägt die Abfüllung und der Transport von Mineralwasser drastisch auf die Ökobilanz. Vor allem importiertes Flaschenwasser verursacht bis zu tausendmal mehr Umweltbelastungen als Leitungswasser. Der Import von Mineralwasser in die BRD ist enorm: Im Jahr 2014 wurden 1.142,8 Millionen Liter importiert. Zusätzlich belasten die Herstellung der Flaschen, ihre Reinigung, Abfüllung und Entsorgung die Ökobilanz. Auch die Entscheidungen der Verbraucher, ob sie mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß einkaufen gehen, haben Auswirkungen auf die Umwelt. Für einen Berliner Mineralwassertrinker entstehen durchschnittlich 210g CO2-Äquivalente pro Liter Flaschenwasser, während für Leitungswasser nur 0,35g entstehen. Wenn sich heute alle Berliner für Leitungswasser entscheiden würden, könnten fast 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden (vgl. ZfK).

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Qualitätskontrollen und gesetzliche Regelungen

  • Deutsches Trinkwasser gehört weltweit zu den besten und unterliegt strengen, gesetzlich geregelten Qualitätskontrollen. Die Trinkwasserverordnung legt beispielsweise die Grenzwerte für Schadstoffe im Wasser fest, wie Arsen, Blei, Kupfer, Nickel, Nitrit, Pestizide oder Acrylamid (vgl. TrinkwV 2001).
  • Deutsches Trinkwasser besteht zu 70% aus Grund- und Quellwasser. Weitere 13% stammen aus Seen, Talsperren oder direkt aus Flusswasser, und 17% sind ursprüngliches Oberflächenwasser, das durch eine Bodenpassage oder Uferfiltration Grundwasserqualität hat (vgl. Umweltbundesamt). Rund 50% des in Deutschland geförderten Rohwassers ist so hochwertig, dass es keine weitere Aufbereitung im Wasserwerk benötigt. Wenn doch aufbereitet wird, erfolgt dies über naturnahe Verfahren wie Sandfilter. Die Chlorkonzentration ist in Deutschland sehr gering und wird nur selten eingesetzt.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Verantwortung der Wasserversorger nur bis zum Hausanschluss gilt. Belastungen durch Leitungen, Rohre oder Armaturen sind Privatsache. Wer mehr Informationen über sein regionales Leitungswasser erhalten möchte, kann beim örtlichen Wasserwerk nachfragen, da Geschmack und Zusammensetzung von Stadt zu Stadt variieren.

Für Flaschenwasser gilt die deutsche Mineral- und Tafelwasserverordnung. Für Mineralwasser, das zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist, gelten strengere mikrobiologische Grenzwerte als für Trinkwasser (vgl. Min/TafelWV 2014).

Leitungswasser kostet durchschnittlich 0,25 Cent pro Liter (inklusive Grundgebühr). Im Vergleich dazu kostet Wasser im Discounter etwa 13 Cent pro Liter.

Gesundes Wasser?

  • Ein Tipp für bessere Wasserqualität ist, dass Wasser, das bereits mehrere Stunden in der Leitung gestanden hat, vor dem Trinken großzügig ablaufen gelassen werden sollte. Dadurch können sich eventuell gelöste Metalle aus den Leitungen abspülen.

Es kursieren immer wieder Gerüchte, dass Trinkwasser durch Arzneimittelrückstände belastet ist. Studien zufolge wurden vor allem bei Wasser aus Uferfiltration vermehrt Arzneimittelrückstände festgestellt. Es wurden zehn Medikamentenspuren gefunden, darunter vor allem Schmerzmittel, Blutdrucksenker und Anti-Epileptika. Die Mengen sind jedoch so gering, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind und wir über Körper, Staub, Kleidung oder Nahrung viel größere Mengen an Giften aufnehmen. Das Umweltbundesamt gibt an, dass es bisher keine verbindlichen Normen oder Richtwerte gibt, die den Eintrag von Arzneimittelrückständen in Oberflächengewässer, Grund- oder Trinkwasser regulieren. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

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Eine Bleibelastung betrifft heute in erster Linie noch ältere Gebäude. In Süddeutschland werden seit über 100 Jahren keine Bleirohre mehr verbaut, während im Norden bis Mitte der 70er Jahre noch Bleirohre verwendet wurden. Bleibelastung kann jedoch nicht nur durch Rohre, sondern auch durch Messingarmaturen, verzinkten Stahl oder Kupferlegierung entstehen. Eine professionelle Wasseranalyse kann im Zweifelsfall weiterhelfen. Die Kosten hierfür liegen zwischen 70 und 200 Euro. Weitere Informationen zur Erkennung von Bleileitungen und zur Durchführung einer Analyse liefert ein Artikel.

Eine Untersuchung der Stiftung Warentest hat ergeben, dass stilles Mineralwasser oft weniger Mineralstoffe enthält als herkömmliches Leitungswasser. Laut EU-Vorschrift muss ein Wasser keinen besonders hohen Mineralgehalt aufweisen, um als “Mineralwasser” bezeichnet zu werden (vgl. FAZ). Der hohe Mineraliengehalt ist oft ein Argument für den Kauf von Flaschenwasser. Dabei decken wir unseren Bedarf an Kalzium, Magnesium, Natrium und Eisen über die Nahrung ab. Die Mineralien im Wasser spielen eine untergeordnete Rolle.

Kalkreiches Wasser ist nicht gesundheitsschädlich und erhöht auch nicht das Risiko von Nierensteinen oder Arteriosklerose. Der Kalk im Leitungswasser besteht hauptsächlich aus gelöstem Kalzium und Magnesium.

Vielen Menschen schmeckt Leitungswasser nicht. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten zur “privaten Wasseraufbereitung”, wie z.B. Wasserfilter-Systeme, die mögliche Bitterstoffe herausfiltern. Auch Zitronenmelisseblätter oder Minzblätter in der Karaffe können dem Wasser einen leckeren Geschmack verleihen. Wer nicht auf Sprudelwasser verzichten möchte, kann auf Sodageräte umsteigen. Für mehr Nachhaltigkeit sollte darauf geachtet werden, dass die CO2-Patronen im regionalen Laden umgetauscht werden können und nicht im Ausland recycelt werden.

Artikelbild: picjumbo.com