Seit einigen Wochen sind E-Scooter in deutschen Städten unterwegs und viele Startups haben Leihangebote auf den Markt gebracht. Doch worin unterscheiden sich die Anbieter eigentlich? Auf den ersten Blick wirken sie alle ähnlich, aber bei genauerer Betrachtung ergeben sich durchaus größere Unterschiede.
Preis
Preislich gibt es kaum Unterschiede zwischen den Anbietern. Die Startgebühr für den Roller beträgt überall einen Euro und in der Regel fallen zusätzlich 15 Cent pro Minute an. In manchen Städten ist die Fahrtminute etwas teurer, wie zum Beispiel in München, Hamburg und Düsseldorf, wo sie teilweise 19 Cent (Tier) oder 20 Cent (Lime, Circ) kostet.
Allerdings sind die E-Scooter im Vergleich zum öffentlichen Nahverkehr relativ teuer. Bei einer Testfahrt von knapp 2,5 Kilometern durch Berlin-Mitte haben wir in elf Minuten 2,80 Euro bezahlt. Die gleiche Strecke hätte mit dem Kurzstrecken-Tarif des Nahverkehrs nur 1,70 Euro gekostet.
Zwischenfazit: Der E-Scooter ist auf längeren Strecken ein relativ teures Vergnügen.
Geschwindigkeit und Reichweite
Die Geschwindigkeiten der E-Scooter sind aufgrund gesetzlicher Vorgaben bei allen Anbietern gleich: maximal 20 Stundenkilometer. Auch das Gewicht der Roller fällt ähnlich aus, da es ebenfalls Vorschriften für die Bauweise gibt.
Entscheidend für die Leistung ist daher vor allem die Lade-Infrastruktur der Anbieter. Wer kann die Roller mit der höchsten Batteriekapazität anbieten? Denn letztendlich entscheidet der Akkustand über die Geschwindigkeit und Reichweite.
Laut Civity liegen die durchschnittlichen Akkustände der Flotten von Circ und Voi bei rund 85 Prozent bzw. 90 Prozent am Tageshoch. Voi hat hier die Nase vorn. Für Lime und Tier liegen keine Daten vor.
Zwischenfazit: Die E-Scooter sind ungefähr gleich schnell. Die Anbieter, die ihren Akkustand besonders hoch halten können, haben einen Vorteil bei der Reichweite.
Verfügbarkeit
Die Verfügbarkeit der E-Scooter ist ein entscheidender Faktor für die Nutzer. Wer den nächsten Roller schnell erreichen kann, wird sich voraussichtlich auf dem Markt durchsetzen. Bisher hat Tier die meisten Roller in Deutschland (knapp 3.000 Stück) und ist in den meisten Städten vertreten. Lime folgt mit rund 1.300 E-Scootern und mindestens sieben Städten. Voi hat 325 Fahrzeuge im Angebot, für Circ liegen keine deutschlandweiten Daten vor.
Die Flottengröße variiert jedoch je nach Stadt. In Berlin liefern sich Lime und Tier ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Marktführerschaft, während Voi ebenfalls präsent ist.
Zwischenfazit: Lime und Tier haben momentan die meisten Roller und sind in den meisten Städten vertreten. Circ hat keine vergleichbaren Daten.
Nutzerzahlen
Die Nutzungsraten der E-Scooter sind bisher noch nicht besonders hoch. Laut Civity werden die E-Scooter jedoch schneller angenommen als Car-Sharing- oder Bike-Sharing-Angebote. Die Nutzungsraten werden voraussichtlich in den kommenden Wochen steigen.
Um profitabel zu sein, müssen die E-Scooter bei einer Lebenszeit von drei bis vier Monaten mindestens sieben Mal pro Tag bewegt werden. Allerdings sind die gemessenen Nutzungsraten mit Vorsicht zu genießen, da nicht klar ist, ob die Bewegungen von Nutzern oder den Anbietern selbst verursacht werden.
Zwischenfazit: Bisher ist die Nutzung der E-Scooter noch nicht so hoch wie erhofft. Welcher Anbieter am besten ankommt, lässt sich aus den Daten nicht ablesen.
Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Verkehrsmitteln
Die E-Scooter werden vor allem für Strecken genutzt, die normalerweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Sie dienen als Ergänzung zum Auto und zum öffentlichen Nahverkehr und nicht als Ersatz.
Das Versprechen der “letzten Meile”, also dem bequemen Weg zur nächsten Bushaltestelle, wird bisher nur teilweise erfüllt. Die E-Scooter sind vor allem in dicht besiedelten Gebieten verfügbar und nicht in ländlichen Gegenden oder am Stadtrand.
Zwischenfazit: Die E-Scooter werden vor allem auf Kurzstrecken als Alternative zum Fahrrad oder Fußweg genutzt. Außerhalb der Ballungszentren ist die Verfügbarkeit gering.
In Deutschland gibt es derzeit vier große E-Scooter-Anbieter: Tier, Lime, Circ und Voi. Preislich und leistungsmäßig gibt es kaum Unterschiede. Die Verfügbarkeit variiert je nach Stadt, wobei Lime und Tier momentan die meisten Roller haben. Der Erfolg der Anbieter hängt auch von ihrer Lademanagement-Strategie ab. Welches Startup am Ende die meisten Nutzer überzeugt, bleibt abzuwarten.
Bilanz: Am Ende werden voraussichtlich nicht mehr als drei Anbieter pro Stadt übrig bleiben.