Lipödem-OP Erfahrungsbericht: Eine Patientin teilt ihre Geschichte

Lipödem-OP Erfahrungsbericht: Eine Patientin teilt ihre Geschichte

Unsere tapfere Lipödem-Patientin Sonja berichtet zwei Wochen nach ihrer Liposuktion von ihren Erfahrungen.

Hallo ihr Lieben! Heute hatte ich meinen Nachsorgetermin bei Prof. Dr. Dr. Bernd Klesper. Die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen! Ich möchte euch gerne erzählen, wie es mir nach den Operationen ergangen ist. Auf dem Heimweg hatte ich viele Müllsäcke auf dem Beifahrersitz und zuhause ging es direkt mit einem Venenkissen ins Bett, um die Beine hochzulegen. Mein Tipp für die Heimfahrt und das Bett: Kauft Müllsäcke und saugfähige Unterlagen in mindestens 60x90cm Größe! (Natürlich erhaltet ihr von uns auch einige Unterlagen mit nach Hause)

Die Herausforderungen im Alltag

Eine der größten Herausforderungen in den ersten sechs Tagen war für mich das Schlafen. Die ersten fünf Tage konnte ich nur auf dem Rücken schlafen und lief dabei ständig aus. Trotz vieler saugfähiger Unterlagen lag ich also in einem nassen Bett und konnte nur 2-3 Stunden am Stück schlafen. Dennoch war ich dankbar für jeden Tropfen Flüssigkeit, der aus meinen Beinen kam, denn nach der Operation habt ihr das nicht mehr unter eurer Haut. In den ersten drei Tagen war das Aufstehen sehr unangenehm. Von den Oberschenkeln abwärts fühlte es sich an wie ein warmer Wasserfall, der bis hinunter zu den Knien lief. Man konnte die Flüssigkeit wirklich spüren. Der Geruch ist übrigens nichts für empfindliche Nasen. Eisenhaltig und nach der Lösung. Aber das gehört leider dazu!

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Tipp für den Geruch

Stellt euch einen Raumduft ins Zimmer. Das mag nur einen Teil des Geruchs abhalten, aber besser als nichts! Es ist auch wichtig, viel zu trinken, damit alles ausgeschwemmt wird. In der ersten Woche habe ich täglich 3-4 Liter Wasser oder Tee getrunken. Toilette und Bett wechselten sich gefühlt alle 10 Minuten ab, aber so blieb ich in Bewegung und brachte meinen Kreislauf wieder in Schwung. Suppen haben mir auch geholfen, wieder auf die Beine zu kommen und gleichzeitig meinen Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen. Zwei Tage nach der Operation durfte ich zum ersten Mal duschen, mit einer Begleitperson natürlich. Mein Kreislauf war noch nicht vollständig wiederhergestellt und ich habe bewusst nicht direkt auf meine Beine geschaut, sonst hätte ich wahrscheinlich Sterne gesehen. Das erste Mal, als ich das Mieder ausgezogen habe, war ein befremdliches und unangenehmes Gefühl. Es fühlte sich an, als ob ich an den abgesaugten Stellen auseinanderfallen würde. Ich habe mit einer antibakteriellen Duschcreme geduscht, während meine Begleitperson das Mieder in der Waschmaschine im Feinwaschgang gewaschen hat. Danach ging es wieder ins Bett (ja, nackig) und einfach nur die Beine hoch, während das Mieder trocknete. Wir haben mit dem Fön etwas nachgeholfen. Aber Vorsicht, nicht zu heiß! Das Mieder darf auch nicht in den Trockner! Nach der zweiten Dusche bin ich dann wieder in meine alte Flachstrickversorgung Klasse II gewechselt. Dann konnte ich das Mieder in Ruhe waschen und hatte dauerhaft Kompression auf den Beinen. Am Abend und in der Nacht habe ich bevorzugt das Mieder getragen, weil es viel angenehmer ist als die grobe Flachstrick.

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Tipp für das Duschen

Nehmt eine Begleitperson mit, kauft eine antibakterielle Cremedusche und duscht nicht zu heiß!

Nun möchte ich einen Punkt ansprechen, der nicht unterschätzt werden sollte: die Psyche. Als ich meine Beine nach der Dusche zum ersten Mal in einem großen Spiegel sah, war ich ziemlich geschockt. Das ist völlig normal! Es kann sehr befremdlich und sogar beängstigend sein, die abgesaugten Stellen an euch zu sehen. Das waren schließlich jahrelang Teile von euch und jetzt fehlt da etwas und es sieht noch nicht schön aus. Das ist alles noch ganz frisch und braucht Zeit! Sprecht euch selbst gut zu und gebt euch und eurem Körper Zeit. Ich weiß auch noch nicht, wie meine Beine/Arme in 12 Monaten aussehen werden. Aber bis dahin wird sich noch so viel verändern. Dellen, Unebenheiten, Schwellungen, blaue Flecken, verhärtete Stellen… das alles gehört dazu und wird nicht so bleiben. Prof. Dr. Dr. Bernd Klesper wird nach einem Jahr das Gesamtergebnis noch einmal begutachten und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Aber zunächst braucht ihr eine Grundlage! Gebt euch Zeit, nehmt euch Zeit. Weint, wenn ihr müsst, aber lasst euch nicht entmutigen. 🙂

Lipödem-OP Erfahrungsbericht

Happy End der Geschichte

Nach einigen Tränchen habe ich gesehen, wie toll es schon aussah und vor allem, dass ich Knie hatte! Ich hatte noch nie sichtbare Knie und war unendlich dankbar dafür. Der Schmerzhöhepunkt wurde ungefähr am 5. Tag nach der Operation erreicht, das lag sicherlich auch an der Schwellung, die dann ordentlich sichtbar wurde. Am 6. Tag nach der Operation hatte ich meine erste Lymphdrainage. Obwohl es leicht schmerzte, war es der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen. Dadurch wurde noch mehr Flüssigkeit abtransportiert. Insgesamt habe ich 6 Termine à 60 Minuten gemacht, 3 Termine stehen noch aus.

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Tipp für die Hausapotheke

  • Gegen die Schwellung: 2x täglich Bromelain 500mg (Ananasallergiker aufgepasst!)
  • Unterstützung der Wundheilung/blaue Flecken: Arnica D6 Globuli – 2x täglich 5 Kügelchen
  • Gegen Schmerzen: Ibuprofen oder Paracetamol

Meine zweite Operation wird voraussichtlich im Oktober stattfinden und ihr könnt wieder dabei sein! Bis dahin wünsche ich euch alles Gute und lasst euch niemals entmutigen!

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