Löhne nicht bezahlt? Neuer Protest gegen den Lieferdienst Wolt

Löhne nicht bezahlt? Neuer Protest gegen den Lieferdienst Wolt

Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu: Demonstrative Essenslieferanten ziehen mit Spruchbändern und Fahrrädern durch die Straßen Berlins, um lautstark fairere Löhne zu fordern. Wir haben dies bereits bei Gorillas und Lieferando gesehen. Jetzt schließen sich auch die Fahrerinnen und Fahrer des finnischen Lieferdienstes Wolt dem Protest an. Das Unternehmen betont jedoch, dass es sich dabei nicht um seine eigenen Mitarbeiter handelt. Ein Wolt-Sprecher erklärte gegenüber Gründerszene: “Deutschlandweit beschäftigt Wolt über 4.000 festangestellte Mitarbeiter, die krankenversichert sind und über Mindestlohn bezahlt werden. Die Protestierenden sind Mitarbeiter eines Personaldienstleisters, nicht unsere eigenen Mitarbeiter.”

Einem ausführlichen Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital zufolge soll dieser Personaldienstleister jedoch die Fahrer um mehrere hunderttausend Euro betrogen haben. Insbesondere ausländische Mitarbeiter, vor allem aus Pakistan, Indien und der Türkei, seien davon betroffen.

Warten auf das Gehalt

Mitarbeitende von Wolt haben über soziale Netzwerke zum Protest aufgerufen, da laut ihrer Aussage 120 Mitarbeiter zwischen November 2022 und Januar 2023 keinen Lohn erhalten hätten. Viele von ihnen seien bei einem Subunternehmen namens “Mobile World” angestellt, oft ohne richtige Arbeitsverträge. Capital konfrontierte den Geschäftsführer des Unternehmens, das anscheinend einen Handyshop in Berlin-Neukölln betreibt, mit den Vorwürfen. Doch “Mobile World” gibt an, nichts von einer Zusammenarbeit mit dem Lieferdienst zu wissen und keine unbezahlten Mitarbeiter zu haben.

Wolt bestreitet ebenfalls, dass die Gehälter nicht gezahlt wurden, und betont, nie mit “Mobile World” zusammengearbeitet zu haben. Allerdings gibt das Unternehmen zu, dass Subunternehmer zeitweise genutzt wurden, um Fahrer einzustellen. Eine ausführliche Erklärung von Wolt gegenüber Gründerszene besagt: “Wir haben zeitweise unsere eigene Flotte mit Mitarbeitern von Personaldienstleistern wie Job & Talent und Zenjob sowie kleineren Personaldienstleistern verstärkt. Wir haben die Zusammenarbeit mit den genannten kleineren Unternehmen im Januar beendet, nachdem bei unseren Compliance-Audits offensichtliche Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden.” Wolt arbeitet seit Januar 2023 nicht mehr mit diesen Unternehmen zusammen.

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Laut Capital gesteht Wolt jedoch ein, dass ein nicht näher benannter Personaldienstleister tatsächlich Mitarbeiter nicht vollständig bezahlt hat, allerdings handelt es sich angeblich nur um 29 Fälle. Der Wolt-Sprecher erklärt gegenüber Gründerszene: “Wir haben dem Personaldienstleister alle Rechnungen bezahlt, aber leider hat der Personaldienstleister seine Mitarbeiter nicht vollständig bezahlt. Unsere offenen Forderungen an das Unternehmen werden derzeit juristisch geprüft.”

Wer trägt die Verantwortung?

Das Unternehmen prüft außerdem, wie es die Betroffenen unterstützen kann. Es ist jedoch unklar, wer die Verantwortung für die Mitarbeiter der Subunternehmen trägt. Dies war auch ein Hauptkritikpunkt der Wolt-Fahrer, die bereits in den sozialen Medien ein “Ende des ausbeuterischen Subunternehmer-Systems” und Festanstellungen gefordert haben.

Dies sind die ersten Protestaktionen bei Wolt in Deutschland. Laut Capital gab es in den letzten Tagen ähnliche Ereignisse in Athen und Tiflis. Auch in Griechenland wurden Subunternehmen von Mitarbeitern kritisiert. Wolt widerspricht dieser Darstellung jedoch. In Georgien forderten die Fahrer eine Anpassung der Löhne an die Inflation und eine Krankenversicherung. Bereits im Februar gingen Hunderte Fahrer in Prag auf die Straße.

Protest gegen Wolt

Bildquelle: Unsplash