Wenn der Beschluss für eine Lohnpfändung eintrifft, ist die Verzweiflung oft groß. Wie wird mein Arbeitgeber reagieren? Wird mein ganzes Gehalt gepfändet? Welche Möglichkeiten habe ich überhaupt? Doch keine Sorge, Sie haben Optionen. In diesem Artikel werden wir Ihnen erklären, wie Sie die Lohnpfändung aufheben können und welche weiteren Möglichkeiten es gibt.
Was ist eine Lohnpfändung?
Die Lohnpfändung, auch Gehaltspfändung genannt, ist eine Form der Zwangsvollstreckung. Dabei wird ein Teil des Gehalts des Schuldners direkt vom Arbeitgeber an den Gläubiger weitergegeben. Im Gegensatz zur Kontopfändung, bei der die Konten des Schuldners gepfändet werden, wird hier das Geld noch vor dem Zugriff des Schuldners beschlagnahmt.
Wenn eine Person ihre privaten Schulden nicht begleichen kann, hat der Gläubiger die Möglichkeit, durch einen Gerichtsbeschluss eine Lohnpfändung zu erwirken. Der Arbeitgeber wird informiert und ab einem bestimmten Zeitpunkt verpflichtet, einen Teil des Gehalts direkt an den Gläubiger zu überweisen. Dieser Betrag nennt sich “pfändbarer Betrag”. Ein Teil des Gehalts, der sogenannte “Pfändungsfreibetrag”, bleibt jedoch unantastbar und steht dem Schuldner zur Verfügung. Der Betrag variiert je nach individueller Situation und kann unter bestimmten Umständen erhöht werden.
Was tun bei einer Lohnpfändung?
Wenn Sie erfahren, dass Ihr Gehalt gepfändet werden soll, informieren Sie Ihren Arbeitgeber umgehend. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, die Situation zu erklären. Geben Sie der Buchhaltung alle Informationen, die zur Berechnung des pfändbaren Betrags notwendig sind. Es ist wichtig, sorgfältig zu prüfen, ob der Pfändungsfreibetrag korrekt berechnet wurde. Ziehen Sie frühzeitig professionelle Hilfe einer Schuldnerberatung hinzu, um Irrtümer zu vermeiden.
Möglichkeiten der Aufhebung
Natürlich möchten die Betroffenen die Lohnpfändung so schnell wie möglich stoppen und wieder ihr volles Gehalt erhalten. Doch wie kann man die Lohnpfändung beenden? Hier sind einige Möglichkeiten:
Schulden begleichen
Die offensichtlichste und effektivste Methode, die Pfändung zu beenden, ist die Begleichung der Schulden. Sobald die Rückzahlung erfolgt ist, hat der Gläubiger keinen weiteren Anspruch und die Pfändung wird eingestellt. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, gibt es weitere Optionen, die wir Ihnen vorstellen möchten.
Lohnpfändung anwaltlich prüfen lassen
Um sicherzustellen, dass die Pfändung rechtsgültig ist, sollten Sie die Voraussetzungen des Pfändungsbeschlusses von einem Anwalt oder einer Schuldnerberatung überprüfen lassen. Diese können Sie auch darüber beraten, welche weiteren Schritte Sie unternehmen sollten. Wenn sich herausstellt, dass die Pfändung unzulässig ist, wird sie in der Regel sofort aufgehoben.
Verhandlung mit dem Gläubiger
Um zu verhindern, dass der Arbeitgeber das Gehalt direkt an den Gläubiger überweist oder um die Pfändung zu stoppen, können Sie eine Vereinbarung mit dem Gläubiger anstreben. In einem solchen Fall wird ein Gespräch mit den betroffenen Parteien gesucht, meist in schriftlicher Form. Ziel ist es, dem Gläubiger Alternativen zur Lohnpfändung anzubieten, beispielsweise eine Ratenzahlung. Wenn der Gläubiger das Angebot annimmt, wird die Pfändung eingestellt und es werden keine weiteren Gehaltsabzüge vorgenommen. Wenn der Schuldner die Zahlungstermine einhält, hat er die Möglichkeit, seine Schulden ohne weitere Pfändungen zu begleichen. Beachten Sie jedoch, dass der Gläubiger die Pfändung jederzeit wieder aufleben lassen kann, wenn der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.
Privatinsolvenz
Wenn es langfristig keine Aussicht auf Rückzahlung der Schulden gibt, sollten Sie die Möglichkeit einer Privatinsolvenz in Betracht ziehen. Während des Insolvenzverfahrens bleibt die Gehaltspfändung bestehen, doch nach einer bestimmten Zeit und wenn alle Vorgaben erfüllt wurden, können die übrigen Schulden erlassen werden. Es ist jedoch wichtig, ein sogenanntes Pfändungsschutzkonto einzurichten, um den Pfändungsfreibetrag zu sichern.
Vollstreckungsabwehrklage
Die Vollstreckungsabwehrklage ist eine Maßnahme, bei der der Schuldner Einwände geltend macht, um die Gültigkeit des Vollstreckungstitels anzufechten. Die Pfändung wird daraufhin vom Vollstreckungsgericht geprüft.
Beschluss des Vollstreckungsgerichts
Wenn ein Vollstreckungshindernis oder die Unzulässigkeit des Vollstreckungstitels nachgewiesen wird, kann das Vollstreckungsgericht die Aufhebung der Lohnpfändung erwirken.
Häufige Fragen zur Lohnpfändung
Wenn Ihr Gehalt gepfändet wird oder bereits gepfändet wurde, haben Sie sicherlich viele Fragen. Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen:
Was passiert, wenn mehrere Gläubiger eine Lohnpfändung anstreben?
Die Arbeitgeber haben die Verpflichtung, die Lohnpfändungen nacheinander in der Reihenfolge des Eingangs abzuarbeiten. Die zuerst eingegangene Pfändung wird priorisiert und erst nach Begleichung der Schulden werden später eingegangene Forderungen berücksichtigt. Das Unternehmen muss den Gläubigern auch offenlegen, wie viele Pfändungen bereits gegen den Schuldner vorliegen oder aktuell laufen.
Wer trägt die Kosten einer Lohnpfändung?
Das Unternehmen, bei dem der Schuldner beschäftigt ist, hat durch die Bearbeitung der Lohnpfändung einen zusätzlichen Aufwand. Eine Bearbeitungsgebühr darf jedoch nicht vom Arbeitnehmer erhoben werden, es sei denn, dies wurde ausdrücklich im Arbeitsvertrag vereinbart.
Was passiert bei einer Kündigung?
Den Arbeitnehmer aufgrund einer Lohnpfändung zu kündigen ist unrechtmäßig. Wenn der Vollstreckungsbeschluss jedoch bereits vor der Kündigung beim Arbeitgeber eingegangen ist, wird das Gehalt bis zum endgültigen Austrittsdatum des Schuldners gepfändet. Die Pfändung endet normalerweise mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses und wird nicht automatisch auf einen neuen Arbeitgeber übertragen. Der Gläubiger muss eine neue Pfändung beantragen, wenn der Schuldner in ein neues Arbeitsverhältnis eintritt.
Wie lange bleibt eine Lohnpfändung in der Schufa?
Die Information über eine Pfändung wird in der Schufa-Akte gespeichert, um die Kreditwürdigkeit einer Person zu bewerten. Ein Pfändungseintrag wird drei Jahre nach Begleichung der Schulden gelöscht.
Unterliegt der Arbeitgeber einer Schweigepflicht?
Ja, bei einer Lohnpfändung gelten die Datenschutzbestimmungen für Arbeitnehmer. Informationen wie eine Gehaltspfändung müssen vertraulich behandelt und geheim gehalten werden, um den Ruf des Schuldners und des Unternehmens nicht zu schädigen.
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