LRS und Legasthenie? Ein Blick auf die Ursachen und Unterschiede

LRS und Legasthenie? Ein Blick auf die Ursachen und Unterschiede

Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) und Legasthenie sind Begriffe, die oft verwendet werden, um Probleme beim Erlernen der Schriftsprache zu beschreiben. Doch was genau bedeuten sie und worin besteht der Unterschied? In diesem Artikel werden wir einen Blick auf die Ursachen und Wechselwirkungen dieser Schwierigkeiten werfen und die Unterschiede zwischen LRS und Legasthenie näher betrachten.

Das Ursachen- und Wechselwirkungsmodell von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten

Die Forschung zu LRS und Legasthenie erstreckt sich über rund 130 Jahre, doch gibt es immer noch Uneinigkeit hinsichtlich der Interpretationen. In der Medizin und im Bildungswesen werden diese Probleme oft als Lese-Rechtschreib-Störung betrachtet. Es besteht jedoch weiterhin erheblicher Bedarf an Forschung und fachlicher Diskussion.

Unsere Forschung und langjährige Praxiserfahrung zeigen, dass es zahlreiche Ursachen für Probleme beim Erlernen der Schriftsprache geben kann. Daher setzen wir uns für eine präzisere Differenzierung und Kategorisierung dieser Schwierigkeiten ein, um sicherzustellen, dass jeder Betroffene eine umfassende und inklusive Förderung entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten und Potenziale erhält.

Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) vs. Legasthenie

LRS ist ein Oberbegriff, der im Bildungsbereich alle möglichen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben grob zusammenfasst, ohne eine ausreichende Differenzierung vorzunehmen. Daher ist diese pädagogische Bezeichnung für eine umfassende Diagnose und Förderung der Betroffenen ungeeignet.

Legasthenie hingegen ist größtenteils auf genetische Veranlagung zurückzuführen. Studien haben gezeigt, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten auf familiäre Veranlagung zurückgeführt werden können. Heute betrachtet man Legasthenie als eine komplexe Störung in der Verarbeitung sprachlicher Informationen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Schwierigkeiten nichts mit Faulheit oder mangelnder Intelligenz zu tun haben. Sie sind lediglich Varianten menschlicher Intelligenz, die spezifische individuelle Förderung und gegebenenfalls Unterstützung erfordern.

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Ursachen und Einflussfaktoren

Die Ursachen für LRS können vielfältig sein und stehen oft in Verbindung mit der sozialen Umgebung der Betroffenen. Diese Schwierigkeiten sind meist vorübergehend und können schneller bewältigt werden als bei Legasthenie.

Legasthenie hingegen ist größtenteils genetisch bedingt, tritt häufiger in Familien auf und kann auf familiäre Veranlagung zurückgeführt werden. Die soziale Umwelt kann jedoch auch Einfluss auf die Entstehung von Legasthenie haben.

Fazit

LRS und Legasthenie sind unterschiedliche Begriffe, die Probleme beim Erlernen der Schriftsprache beschreiben. Während LRS als Oberbegriff fungiert und alle möglichen Schwierigkeiten grob zusammenfasst, ist Legasthenie größtenteils genetisch bedingt und eine komplexe Störung in der Verarbeitung sprachlicher Informationen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Schwierigkeiten nichts mit Faulheit oder mangelnder Intelligenz zu tun haben, sondern lediglich spezifische individuelle Förderung erfordern. Durch eine detaillierte Kenntnis der Ursachen und Wechselwirkungen können die Schwierigkeiten im Bildungsbereich besser bewältigt werden.

Lese-Rechtschreib-Schwäche

Legasthenie

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Stand 27.11.2018 (Modellversion: 1.01) / Aktualisierung 07.09.2023