Wer Heizkosten sparen möchte, sollte nicht nur die Fassade dämmen und Fenster mit Dreifachverglasung ausstatten, sondern auch für einen ausreichenden Luftaustausch im Haus sorgen. Wenn jedoch kein natürlicher Luftaustausch mehr stattfindet, steigt die Konzentration von Schadstoffen und Feuchtigkeit in den Innenräumen. Schimmelbildung und feuchte Wände sind unangenehme Folgen davon. Besonders in Schlafzimmern, Bädern und Küchen, wo hohe Mengen an Feuchtigkeit entstehen, ist eine konsequente Belüftung wichtig. Diese kann entweder über manuelles Lüften oder moderne Lüftungsanlagen erfolgen.
Fensterlüftung
Die manuelle Fensterlüftung ist die gängigste Methode. Ein großer Vorteil hierbei ist, dass keine zusätzlichen Kosten entstehen und sie überall durchgeführt werden kann. Im Sommer kann dies gut funktionieren, indem die Fenster permanent gekippt werden und so für ausreichenden Luftaustausch sorgen. Sobald die Heizsaison beginnt, führen permanent gekippte Fenster jedoch zu hohen Wärmeverlusten. Um schlechte Luft in den Innenräumen zu vermeiden, empfehlen Experten, drei- bis viermal täglich Stoßlüften durchzuführen, um den kompletten Luftaustausch zu gewährleisten. Diese Regelmäßigkeit ist jedoch aufwendig und wird selten eingehalten. Daher wird die ausschließliche Lüftung über das Fenster gerne als “Zufallslüftung” bezeichnet.
Lüftungsanlagen als technische Alternative
Für mehr Komfort und Effektivität bei der Raumlüftung bietet sich der Einbau einer Lüftungsanlage an. Diese übernimmt das Öffnen und Schließen der Fenster vollständig und ermöglicht je nach Ausführungsart interessante Optionen wie Wärmerückgewinnung und Klimatisierung.
Bevor wir auf die zahlreichen technischen Details von Lüftungsanlagen eingehen, ist es sinnvoll, zwei wesentliche Anlagentypen zu unterscheiden: dezentrale und zentrale Lüftungsanlagen. Beide haben spezifische Vor- und Nachteile.
Dezentrale Lüftungsanlage für einzelne Räume
Eine dezentrale Lüftungsanlage wird in dem Raum installiert, in dem eine Belüftung erforderlich ist. Es gibt zwei verschiedene Systeme:
Abluftanlage
Eine einfache Abluftanlage, wie sie oft in Badezimmern oder Küchen verwendet wird, ist die bekannteste Form. Dabei sorgt ein Ventilator über einen Abluftkanal für den Abtransport der feuchten oder geruchsbelasteten Luft. Eine kontrollierte Belüftung ist mit solch einer Anlage jedoch nicht möglich. Der Vorteil liegt in der Einfachheit des Systems und den geringen Kosten. Zudem gibt es keine hygienischen Probleme bei der Verwendung einer reinen Abluftanlage.
Zu- und Abluftanlage
Bei einer kombinierten Zu- und Abluftanlage wird sowohl die Abluft als auch die Zuluft reguliert. Dies kann entweder zeitlich versetzt oder gleichzeitig über zwei separate Lüftungskanäle erfolgen. Um Wärmeverluste zu reduzieren, werden mittlerweile auch dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung angeboten. Durch einen integrierten Wärmetauscher kann der Wärmeverlust minimiert werden.
Eine dezentrale Lüftungsanlage ist sinnvoll, wenn nur einzelne Räume belüftet werden sollen oder ein nachträglicher Einbau einer zentralen Lüftungsanlage technisch nicht möglich ist. Dies ist oft bei Altbauten der Fall. Ein Nachteil ist die mögliche Geräuschentwicklung. Obwohl moderne Lüftungsgeräte sehr leise sind, kann dies in Schlafzimmern störend sein. Wenn alle Räume eines Hauses mit dezentralen Lüftungsgeräten ausgestattet werden sollen, ist der Kostenvorteil oft nicht mehr gegeben.
Zentrale Lüftungsanlage für ganze Wohnungen oder Häuser
Eine zentrale Lüftungsanlage kommt mit nur einem Lüftungsgerät aus. Die Be- und Entlüftung der einzelnen Räume erfolgt über Lüftungskanäle. Dabei wird zwischen kontrollierter und passiver Belüftung unterschieden.
Passive Belüftung
Bei einer zentralen Lüftungsanlage mit passiver Belüftung sorgt das Lüftungsgerät für die Entlüftung. Dadurch entsteht in den Räumen ein Unterdruck, der frische Luft durch ein Belüftungsloch in der Außenwand strömen lässt. Da die Zuluft nicht durch die Abwärme der Abluft erwärmt werden kann, ist dies ein Nachteil dieses Systems. Die Vorteile liegen in den geringeren Kosten und dem weitgehend ausgeschlossenen hygienischen Problem ohne Zuluftkanäle.
Kontrollierte Be- und Entlüftung
Erst bei einer kontrollierten Be- und Entlüftung kann eine Lüftungsanlage ihre vielfältigen Möglichkeiten ausspielen. Eine Wärmerückgewinnung mit einem Wirkungsgrad von über 90% ist mittlerweile Standard, was besonders für Passivhäuser interessant ist. Diese Anlage kann auch mit einer Wohnraumklimatisierung kombiniert werden, vor allem in Verbindung mit einer Wärmepumpe, die neben der Heizfunktion auch Kühlung bietet. Verschiedene Hersteller haben bereits solche Kombigeräte im Angebot.
Zentrale Lüftungsanlagen mit kontrollierter Be- und Entlüftung eignen sich vor allem für Neubauten. Um einen hygienischen Betrieb sicherzustellen, ist regelmäßige Wartung erforderlich. Dabei fallen Anschaffungskosten und regelmäßige Kosten für Wartung und Betrieb an.
Vergleich der Eigenschaften dezentraler und zentraler Lüftungsanlagen
Dezentrale Lüftungsanlage | Zentrale Lüftungsanlage |
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Einfach zu installieren | Aufwändig zu installieren |
Geeignet für den Einbau in Altbauten | Meist ungeeignet für den Einbau in Altbauten |
Ideal beim Einbau in einzelne Räume | Macht nur Sinn bei der Ausrüstung ganzer Häuser/Wohnungen |
Kostengünstig | Je mehr Wohneinheiten, desto wirtschaftlicher |
Klimatisierung meist nicht möglich | Klimatisierung möglich |
Geräuschentwicklung (insbesondere in Schlafräumen) kann störend sein | Geräuschentwicklung durch zentrales Lüftungsgerät unproblematisch |