Immer wieder hört man Beschwerden von Bauherren, dass die gekaufte Wärmepumpe nicht die erwarteten Ergebnisse liefert. Doch viele wissen nicht, dass die Wärmepumpe nur dann die versprochenen Energiegewinne aus der Luft erzielen kann, wenn der Luftaustausch uneingeschränkt möglich ist und die Wärmepumpe richtig “atmen” kann.
Hintergrund in Zahlen
Für Technikliebhaber hier einige Zahlen:
- Pro 1 kW Heizleistung werden typischerweise 250 Kubikmeter Luft pro Stunde bewegt.
- Pro Durchlauf durch die Wärmepumpe wird die angesaugte Luft typischerweise um ca. 5 bis 6 Grad abgekühlt.
- Je kälter die angesaugte Luft ist, desto schlechter wird der Wirkungsgrad der Wärmepumpe.
Ein anschauliches Beispiel: Angenommen wir haben eine einfache Standard-Luftwärmepumpe mit einem COP von 4,4 bei A7/W35 und einem COP von 3,8 bei A2/W35. Bei einer Außentemperatur von 7 Grad Celsius und einer Umgebungstemperatur um die Wärmepumpe von 5 Grad Celsius erhalten Sie für 1 Kilowattstunde Strom nicht 4,4 Kilowattstunden Wärme, sondern nur 3,8 Kilowattstunden Wärme. Das bedeutet, dass Sie über 14% weniger Heizwärme für Ihr Geld bekommen, nur wegen erneut angesaugter kalter Luft. Jedes Grad kälter am Aufstellungsort bedeutet ca. 3% weniger Wärmegewinn!
Fallstudie I
Ein beispielhafter Fall verdeutlicht die Problematik:
Hier sehen wir eine neu installierte Wärmepumpe, die vor einem Kellerfenster steht. Die Wärmepumpe ist eingeklemmt und abgesenkt auf Kellerniveau in einem freigegrabenen Bereich zwischen dem Haus, Betonsteinen und einer steilen Böschung. Der Luftaustausch, also der Wärmenachschub, ist hier erheblich erschwert. Besonders bei wenig Wind kann sich eine Kältezone um die Wärmepumpe bilden, was zu einem erhöhten Energieverbrauch führt. Die Wärmepumpe muss früher als nötig den Elektro-Heizstab zuschalten und erreicht schneller die tiefstmögliche Betriebstemperatur. Dies führt zu höheren Stromkosten und einer ineffizienteren Nutzung der Wärmepumpe.
Ursachen
Die Ursache für solche Probleme liegt oft darin, dass Bauherren einen günstigen Preis vom Bauträger erwarten. Der Bauträger steht unter Preisdruck und bietet eine Lösung mit Fokus auf niedrige Anschaffungskosten an. Der Bauherr ist erfreut und vertraut dem Bauträger. Doch am Ende kommt die Stromabrechnung und die Enttäuschung ist groß.
Um solche Probleme zu vermeiden, sollte man bei der Planung des Aufstellorts einer Luftwärmepumpe einige Dinge beachten:
- Schallschutzvorgaben der Gemeinde und des Bebauungsplans
- Keine zusätzlichen Wände, die den Luftaustausch behindern
- Abstand zu Schlafzimmern und Nachbarn einhalten
- Eigenbauten zum Schallschutz verschlechtern den Wirkungsgrad
- Wand- und Dachabstände gemäß Herstellervorgabe einhalten
- Maximal zulässige Länge der Verbindungsleitung beachten
- Erdarbeiten für Verbindungsleitungen sorgfältig planen
- Verkehrsflächen und Parkplätze nicht einschränken
- Aufstellungsort unter Bäumen vermeiden
- Wind aus Hauptwindrichtung freihalten
- Tiefgaragen erfordern eine sorgfältige Planung der Zu- und Abluftführung
- Vandalismus in manchen Wohngegenden berücksichtigen
Der ideale Aufstellort für eine Luftwärmepumpe im Freien ist möglichst allseitig frei, ohne Wände, Hecken, Bäume oder Nachbarn. Ein Beispiel für einen idealen Aufstellort ist ein Außengerät auf einem Betondach einer Garage. Blechgaragen sind nicht geeignet und bei hölzernen Garagendächern sollte kein Kompressor verbaut sein.
Fallstudie II
Ein interessanter Fall zeigt eine ungewöhnliche Konstruktion. Ein Landwirtschaftsmeister legte Wert auf maximalen Luftaustausch, aber das Außengerät hätte im Hof gestanden und die Autos behindert. Also wurde eine Konstruktion aus verzinktem U-Stahl angefertigt, um das Außengerät zwischen den Sparren zu montieren.
Diese Lösung ermöglichte einen ungehinderten Luftaustausch und versorgt bis jetzt störungsfrei ein großes Gebäude mit Heizwärme und Warmwasser. Die Anlage wird mit Strom zum Wärmepumpentarif betrieben und zeigt bisherigen Erfolg.
Abschließend sei gesagt, dass diese Tipps auch für Luftwärmepumpen in modernen Eigentumswohnanlagen gelten. Ein genauer Blick lohnt sich, um unangenehme Überraschungen und hohe Stromkosten zu vermeiden.