Meine ehrlichen Erfahrungen: Duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen

Meine ehrlichen Erfahrungen: Duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen

Drei Jahre duales Studium WIING. Sechs Semester. Und ich bin ein Wrack.

Wirklich so schwer? Lohnt es sich? Was habe ich verdient? Was verdiene ich jetzt danach?

Hinweis: Ich habe von Oktober 2015 bis Oktober 2018 meinen dualen Bachelor gemacht. Der Beitrag erschien zuerst am 05.10.2018 und wird seither aktualisiert.

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Was habe ich mir da nur angetan?

Drei Jahre habe ich an der dualen Hochschule Baden-Württemberg Wirtschaftsingenieurwesen studiert (DHBW Stuttgart). Drei Jahre Stress und jetzt ist es vorbei. Muss man sich das geben?

Der allgemeine Konsens ist: Duales Studium – kein Partner, kein Sport, kein Spaß, kein Leben.

Ich würde gerne in die Welt hinausrufen: “Alles Bullshit!”

Nur das kann ich leider nicht. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der allgemeine Konsens nicht kompletter Bullshit ist. Nur ein bisschen.

Himmel und Hölle liegen bekanntlich nah beieinander, aber was überwiegt?

Ein kleiner Tipp: Scheiß Dich nicht direkt vor Angst ein, wenn Du ein duales Studium absolvieren möchtest und erst bis hier gelesen hast.

Ist das duale Studium nicht zu schaffen?

Ich kann hier natürlich nur für meinen Studiengang sprechen und weiß auch nicht, welche Anforderungen es teils noch unternehmensintern gibt. Unternehmen mit einem Angebot an dualen Ausbildungsplätzen sind beispielsweise Siemens, Porsche, Daimler, Deutsche Bahn, VW, SAP, Sparkasse, Allianz, Bosch, Continental, Lidl, Telekom, DM, das Finanzamt und viele viele mehr. Es gibt nicht nur Studiengänge an der DHBW (ehemals BA), sondern auch an der IUBH, …

Ja, ich fand das duale WIING Studium hart. Ja, es geht viel Freizeit drauf. Aber ist es zu schwierig?

Kleine Beruhigungspille: Es ist zu schaffen, so wahr ich hier sitze.

Was Du aber unbedingt haben solltest: Durchhaltevermögen und den Willen, zu tun, was notwendig ist.

Es ist also auf jeden Fall zu schaffen! Es wird nur kaum ein Weg daran vorbeiführen, sich hinzusetzen und sein Zeug zu lernen. 😉 Aber mal ehrlich: Das ist doch fast überall so.

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Wie schwer ist das duale Studium wirklich? Schwierigkeitsgrad und Durchfallquote

Es ist nicht unbedingt die Komplexität der Themen, die das DHBW Studium so schwer macht. Es ist vielmehr die schiere Masse an Stoff.

In den ersten zwei Semestern werden die kritischsten Fächer abgeprüft:

  • Mathematik
  • Statistik
  • Technische Mechanik

Man munkelt, wer die Klausuren der ersten zwei Semester bei WIING besteht, fliegt danach auch nicht mehr raus.

Das unterschreibe ich so zwar nicht, die Aussage geht meiner Erfahrung nach aber in die richtige Richtung.

Amüsant in dem Zusammenhang ist aber auch, dass der ein oder andere es dafür unterschätzt, die 800 Seiten des Standardwerkes Einführung in die Betriebswirtschaftslehre* zu lernen. “Ist ja nur BWL.”

Und plötzlich hat man Mathe, Statistik und Technische Mechanik bestanden, hat aber in BWL eine 5,0 im Dualis stehen. Hat es bei mir im Jahrgang alles gegeben, liebe Leute. 😉 Es kann daher durchaus ratsam sein, sich das Buch vorab zu bestellen und schon mal durchzuarbeiten. Zumindest kann man dadurch eine zeitliche Entzerrung erreichen. Und das kann von großem Vorteil sein.

Die Durchfallquote (es wurden in diesem Zusammenhang schon zu viele Witze bezüglich Diarrhoe gemacht, sodass ich hier verzichte) wird von Seiten der Dualen Hochschule nicht klar kommuniziert.

Meine Erfahrungen waren, dass in manchen Kursen nur etwa 10 bis 15 % gegangen sind / gehen mussten, in anderen aber auch etwas über 30 %. Jedes Semester mussten gewisse Klausuren wiederholt werden, sodass in jedem Semester etwa 20 bis 30 % der Studierenden mindestens eine Nachklausur hatten. So ganz grob.

Für Universitätsabsolventen hört sich das bestimmt lächerlich an, da dort viel mehr Studierende rausfliegen. Nur:

Welche Personengruppen schreiben sich mal eben in einer Uni ein und wer durchläuft extra ein strenges Bewerbungsverfahren für ein DHBW Studium? Beim dualen Studium legen es die wenigsten wirklich darauf an, direkt wieder rauszufliegen.

Dafür, dass die Verträge mit den Unternehmen wieder aufgelöst werden müssen und die Studierenden extra zur Vorbeugung recht anspruchsvolle Bewerbungsverfahren (siehe unten) durchlaufen haben, finde ich die Quote überhaupt nicht gering.

Was ist so stressig am dualen Studium?

Das Verhältnis von Arbeitsaufwand zu Zeit trägt nicht gerade zur Entspannung bei. Man muss meiner Erfahrung nach viel leisten – die Freizeit leidet auf jeden Fall. Abgesehen davon schreibt man jedes Semester mal eben fünf Klausuren in einer Woche. Das erhöht den Stresspegel unglaublich.

Selbst wenn man sich drei Monate davor super vorbereitet, ist die Klausurenphase einfach scheiße. Jede Woche eine Klausur wäre vergleichsweise ein Traum, aber bei fünf Klausuren in einer Woche muss man richtig auf die Zähne beißen. Dadurch wird der Stoff nicht schwieriger oder umfangreicher, aber nach einer Klausur direkt wieder hinsitzen und den Stoff für die Klausur am nächsten Tag zu wiederholen oder nochmal einige Aufgaben zu rechnen, ist nicht besonders spaßig. Besonders nicht fünf Tage am Stück. Aber auch das überlebt man. 😉

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Wie hoch ist der Zeitaufwand beim dualen Studium?

Manche reden von durchschnittlichen 70-Stunden-Wochen, andere (oft diejenigen, die gar kein DHBW Studium gemacht haben) schwärmen einem von der 35-Stunden-Woche während der Praxisphasen vor. Dass neben dieser 35-Stunden-Woche noch Projektarbeiten oder Studienarbeiten geschrieben werden müssen, wird dabei häufig vergessen.

Die 35-Stunden-Woche ist zwar recht verbreitet, es gibt sie allerdings längst nicht bei allen Unternehmen! Oft ist das Gehalt für die dualen Studenten bei einer 40-Stunden-Woche dafür auch etwas höher.

Phasenweise wird es wieder entspannter und man hat mehr Freizeit, über lange Strecken wird es aber auch sehr intensiv. Man muss im Schnitt mit Sicherheit keine 70 Stunden aufwenden – so meine Erfahrung.

Trotzdem weiß ich: Viele Studierende wenden (über große Teile der Studienzeit) trotzdem geschätzte 60 Stunden pro Woche auf – vor allem, da es vielen natürlich nicht nur ums Durchkommen, sondern zusätzlich um gute Noten geht.

Wie viel verdient man beim dualen Studium?

Wie man hier auf der Seite der IG Metall nachlesen kann, ist die Höhe des Gehalts nicht einheitlich geregelt.

Klartext bei mir: Ich habe im ersten Jahr um die 1.000 €, im zweiten Jahr 1.100 € und im dritten Jahr 1.200 € brutto im Monat verdient. Netto wurden also etwa 800 bis 1.000 € auf mein Konto überwiesen. Dazu kommen Urlaubsgeld und eine etwaige Gewinnbeteiligung. Insgesamt kam ich damit auf einen jährlichen Bruttolohn von 16.000 €. Ein schöner Anfang für mein Studenten Depot. 😀

Was verdient man nach dem dualen Studium?

So viel verdiene ich jedenfalls: Mein Gehalt als Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen

Voraussetzungen/Notenschnitt duales Studium

Es lassen sich schwer konkrete Zahlen nennen, aber mit einem Abischnitt schlechter als 2,5 wäre die Bewerbung (zumindest in meinem Unternehmen) für Wirtschaftsingenieurwesen gar nicht erst angeschaut worden.

Das mit dem Abischnitt von 2,5 ist keinesfalls eine allgemeingültige Regel, da kleinere Unternehmen oft nicht so genau auf die (Abitur)Schnitte schauen können, da sie weniger Bewerber haben. Es gibt also durchaus auch mit schlechteren Schnitten noch die Möglichkeit für ein DHBW Studium Wirtschaftsingenieurwesen.

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Bei größeren Unternehmen wird es trotzdem kaum möglich sein, unter 2,5 überhaupt in das Bewerbungsverfahren zu kommen.

Assessment-Center und Bewerbungsgespräche

Wichtig: Man bewirbt sich bei den Unternehmen und nicht bei der Hochschule! Die Firmen haben jeweils eine bestimmte Anzahl an Plätzen und melden Dich dann bei der Dualen Hochschule an.

Das Bewerbungsverfahren lief meist folgendermaßen ab:

  • Bewerbung hinschicken (meist über online Portale der Firmen)
  • Warten
  • Online Bewerbungstest (Fragen beantworten, Zahlenreihen und Matrizen vervollständigen etc.)
  • Warten
  • Assessment-Center vor Ort
  • Warten
  • Bewerbungsgespräch vor Ort

Bei jedem dieser Schritte kann man selbstverständlich auch rausfliegen.

Ein Bewerbungsgespräch war immer Teil des Bewerbungsverfahrens – das Warten leider genauso. 🙂

Online Bewerbungstests und Assessment-Center gab es nicht immer. Diese Methoden sind meiner Erfahrung nach in erster Linie von den größeren Unternehmen durchgeführt worden.

Dieses ganze Prozedere war natürlich absolut nervig und mit viel Zeitaufwand und teils auch einer ordentlichen Portion Stress verbunden.

Das hört sich jetzt alles so schlimm an. Man überlebt es aber in der Regel und wer wirklich Angst hat, keinen Studienplatz zu bekommen, sollte einfach möglichst viele Bewerbungen losschicken.

Erfahrungen mit Maschinenbau, Elektrotechnik und BWL

Da im direkten Freundeskreis (und natürlich im Ausbildungsbetrieb) einige dual studiert haben, kann ich auch hier ein paar Gedanken zur Belastung / dem Stress weitergeben:

Es geht um die dualen Studiengänge in Stuttgart (Maschinenbau, Elektrotechnik und BWL).

Erfahrung DHBW Studium Maschinenbau:

Vergleichbar mit Wirtschaftsingenieurwesen.

Erfahrung DHBW Studium Elektrotechnik:

Vergleichbar mit Wirtschaftsingenieurwesen.

Erfahrung DHBW Studium BWL:

Scheint tatsächlich etwas entspannter zu sein.

Bei den Erfahrungen zu BWL handelt sich um BWL-Industrie und um BWL International Business.

In Horb und Heidenheim sieht es bei Maschinenbau und BWL wohl ähnlich aus wie in Stuttgart. Wirtschaftsinformatik ist von der Belastung her etwa mit Wirtschaftsingenieurwesen gleichzusetzen. Zumindest was ich bislang so aus dem Freundeskreis mitbekommen habe.

Fazit: Geld und Praxis vs. Stress

Geld kann keinesfalls als einziges Kriterium herangezogen werden. Ein nicht dual Studierender wird mittels Nebenjobs und Ferienbeschäftigung auch ein hübsches Jahresgehalt erreichen. Aber nur dann, wenn der Studierende auch bereit ist, einen ähnlichen Zeitaufwand in Kauf zu nehmen.

Freizeit klein, Stress groß – aber nicht über die ganzen drei Jahre hinweg! Und die Tage nach jeder Klausurenphase sind unbezahlbar. 🙂

Einen großen Vorteil hatte das mit dem Geld auf jeden Fall: Ich war nie knapp bei Kasse und konnte frühzeitigt damit anfangen, mein Geld zu investieren (siehe Investieren als Student).

Dein Depotstudent Dominik

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