Michael Bünker, Pfarrer und Bischof in Österreich, teilt in seinem Vortrag bei der KEP Konferenz in Admont im Jahr 2019 seine Erfahrungen und Überlegungen zum Pfarrberuf in Europa. Als Teil der Kirchenleitung und langjähriger Bischof hat er sowohl die Herausforderungen als auch die Entscheidungen rund um den Pfarrberuf miterlebt. Nun, da er vor dem Ruhestand steht, gibt er Einblicke in seine persönliche Geschichte und das Pfarrhaus, aus dem er stammt.
Bünker erzählt von seiner Pfarrerdynastie, die seit dem 19. Jahrhundert in Kärnten ansässig ist. Sein Urgroßvater wanderte aus der Schweiz nach Österreich aus und wurde dort evangelischer Pfarrer. Sein Großvater und Vater folgten ebenfalls diesem Beruf und prägten die Gemeinden, in denen sie tätig waren. Die Pfarrer und Pfarrerinnen ihrer Zeit lebten in einer anderen Welt – ohne Telefon, ohne Auto – und bewältigten ihre vielfältigen Aufgaben zu Fuß. Dennoch fanden sie Zeit für Hobbies und familiäre Aktivitäten.
Heutzutage hat sich die Rolle des Pfarrers stark verändert. Die gesellschaftlichen Umstände haben sich gewandelt, die Flexibilität und der Innovationsdruck sind gestiegen. Pfarrer und Pfarrerinnen stehen unter großem Erwartungsdruck und müssen mit Stress und Überlastung umgehen. Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der Pfarrerschaft von Burnout-Gefährdung betroffen ist.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Andreas von Heyl das Konzept der Salutogenese entwickelt. Salutogenese beschäftigt sich mit den gesundheitsfördernden Ressourcen, die Menschen befähigen, ihre Gesundheit trotz widrigster Umstände zu bewahren. Es geht nicht nur um individuelle Bewältigungsmechanismen, sondern um das Gesamtbild des Menschen als Ganzes. Auch Konzepte wie Resilienz, Coping-Strategien und Selbstwirksamkeit spielen hierbei eine Rolle.
Es liegt in der Verantwortung der Kirchenleitung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Pfarrern und Pfarrerinnen Raum für Erholung, Reflexion und Spiritualität bieten. Hier kann noch mehr getan werden, um den Pfarrberuf gesundheitsfördernder zu gestalten. Gleichzeitig müssen auch gesellschaftliche Veränderungen beachtet werden, die nicht außer Kraft gesetzt werden können. Die Kirche und ihre Pfarrerinnen und Pfarrer stehen somit in einem Prozess der Transformation.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, sich über den Auftrag der Kirche und die gemeinsame Verständigung darüber im Klaren zu sein. Die persönliche Glaubensmission eines Einzelnen sollte nicht über dem Auftrag der Kirche stehen. Eine solche Verständigung könnte entlastend sein und ermöglichen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer auch einmal genug haben können. Es geht darum, die zentralen Aufgaben im Pfarrberuf zu definieren und zu entscheiden, welche Aufgaben anders organisiert oder sogar abgegeben werden können.
Abschließend betont Bünker, dass die Ortsgemeinde einen unschätzbaren Wert hat und in der Zukunft sogar noch wichtiger werden wird. Sie ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Lebensumstände zusammenkommen und voneinander lernen können. Die Kirche als Gemeinschaft trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei und hat eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu erfüllen.
Der Pfarrberuf mag anspruchsvoll sein, aber mit den richtigen Rahmenbedingungen und einer verantwortungsvollen Personalentwicklung kann er zu einer erfüllenden und beglückenden Berufung werden. Es liegt an den Kirchen, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um den Pfarrerinnen und Pfarrern ein gesundes und positives Arbeitsumfeld zu bieten.