Mobbing ist heutzutage ein allgemein bekannter Begriff. Viele verwenden jedoch sowohl “Mobbing” als auch “Cybermobbing” synonym, obwohl sie nicht immer dasselbe bedeuten. Aber wie können wir die verschiedenen Arten von Mobbing unterscheiden? Grundsätzlich können wir traditionelles Mobbing von Cybermobbing unterscheiden. Also, was sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Mobbing? Und wie hängen sie zusammen?
Um diese Fragen zu beantworten, schauen wir uns an, was traditionelles Mobbing und Cybermobbing eigentlich bedeuten. Dafür betrachten wir ein anschauliches Beispiel.
Traditionelles Mobbing
Stellen wir uns Paul vor, der in der Schule gemobbt wird und Angst hat, dorthin zu gehen. Im Sportunterricht und während des regulären Unterrichts wird er ausgelacht und beschimpft. In der Pause wird er bewusst ausgeschlossen und manchmal sogar von anderen Kindern geschlagen.
Paul wird auf traditionelle Weise gemobbt. Woran erkennt man das?
- Paul wird absichtlich von anderen verletzt.
- Das Mobbing findet kontinuierlich über einen längeren Zeitraum statt.
- Paul fühlt sich hilflos und schutzlos den Gemeinheiten ausgeliefert.
- Diejenigen, die Paul mobben, sind stärker und mächtiger als er.
Diese Merkmale machen traditionelles Mobbing zu einer besonderen Form aggressiven Verhaltens. Aggressives Verhalten umfasst Handlungen und Aussagen, die darauf abzielen, jemanden zu verletzen.
Traditionelles Mobbing hat außerdem weitere Merkmale. Paul hat direkten Kontakt zu den Tätern und wird von ihnen mit Worten oder körperlich angegriffen, einschließlich der Ausgrenzung. Diejenigen, die Paul mobben, können also sehen, wie er auf die Angriffe reagiert. Außerdem wird Paul in der Schule von anderen heruntergemacht. Daher findet das Mobbing hauptsächlich auf dem Schulgelände statt.
Cybermobbing
Seit einigen Monaten besitzt Paul ein Smartphone. Er ist begeistert, da er nun auch unterwegs erreichbar ist und das Internet nutzen kann. Er findet neue Freunde über soziale Netzwerke. Doch nach einer Weile erhält er auch gemeine und beleidigende Nachrichten. Bilder von ihm werden gegen seinen Willen veröffentlicht, was zu weiterem Spotten und Ausgrenzung führt, da jeder diese Beiträge sehen kann.
In diesem Beispiel sprechen wir von Cybermobbing. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Cybermobbing und traditionellem Mobbing. Paul wird auch hier absichtlich von anderen verletzt, und das Mobbing findet über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt statt.
Dennoch unterscheidet sich Cybermobbing in einigen Punkten von traditionellem Mobbing. Das Mobbing erfolgt nun nicht persönlich und direkt, sondern über das Internet oder das Handy (z. B. über WhatsApp, Facebook, usw.). Die Täter sind also nicht direkt sichtbar und Paul kennt sie möglicherweise nicht einmal. Zusätzlich wird Paul nicht mehr an einem festen Ort wie der Schule schikaniert. Durch das Internet kann das Mobbing überall und rund um die Uhr stattfinden. Beleidigende Beiträge bleiben länger sichtbar und können sich viel schneller verbreiten. Dadurch sind diese Nachrichten einer großen Anzahl von Menschen zugänglich, die Paul möglicherweise nicht kennen.
Beziehung zwischen traditionellem Mobbing und Cybermobbing
Obwohl traditionelles Mobbing und Cybermobbing sich in einigen Punkten unterscheiden, gehen beide Arten von Mobbing nahtlos ineinander über. Jemand, der zum Beispiel in der Schule gemobbt wird, kann auch online Angriffen ausgesetzt sein und umgekehrt. Täter und Opfer von Cybermobbing finden sich oft in ähnlicher Form im realen Leben wieder. Man kann also sagen, dass Cybermobbing eine neue Form des Mobbings ist, die sich durch neue Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten entwickelt hat.
Quellen:
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