Motorroller: Wie man richtig bremst und sicher zum Stehen kommt

Motorroller: Wie man richtig bremst und sicher zum Stehen kommt

Von Null auf hundert km/h ist kein Problem, aber von hundert km/h auf Null zu kommen, ist eine echte Herausforderung. Viele glauben fälschlicherweise, dass Motorroller genauso gut bremsen können wie Autos. Doch das ist ein Irrtum. Das richtige Bremsen sollte geübt werden, da es im Ernstfall Leben retten kann.

Der Bremsvorgang

Beim Bremsen wird die Bewegungsenergie des Motorrollers in Wärme umgewandelt. Trommel- oder Scheibenbremsen gewährleisten die notwendige Verzögerung am Rad. Früher wurden ausschließlich Trommelbremsen verwendet, heute haben sich jedoch die Scheibenbremsen durchgesetzt. Sie behalten auch bei hoher Belastung einen Großteil ihrer Bremswirkung bei.

Radlastverteilung

Um das Fahrzeug optimal zu verzögern, müssen beide Bremsen gleichzeitig bedient werden. Jede Bremse sollte nur so stark betätigt werden, wie das jeweilige Rad Kraft übertragen kann. Bei einem Motorroller ist die Radlast zu 35 bis 40 Prozent auf dem Vorderrad und zu 60 bis 65 Prozent auf dem Hinterrad verteilt. Das bedeutet, dass das Hinterrad zu Bremsbeginn die meiste Kraft übertragen kann. Deshalb wird bei einem Motorroller stärker verzögert. Das Vorderrad hingegen blockiert schnell und kann wegrutschen, wenn die Bremse nicht rechtzeitig gelöst wird.

Hinten blockiert – vorne dosiert

Die Gewichtsverlagerung während einer Bremsung führt dazu, dass sich das Gewicht zusätzlich um 15-20 Prozent auf das Vorderrad verlagert. Dadurch wird eine stärkere Verzögerung erreicht. Die Faustformel für das richtige Bremsen lautet: Den linken Handbremshebel schnell und kräftig betätigen, dann den rechten Handbremshebel gut dosieren und den Bremsdruck entsprechend der Gewichtsverlagerung verstärken.

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Der Fahrer sollte sich angewöhnen, geradeaus in den Horizont zu sehen, in den Hüften einzuknicken, die Ellbogen anzuziehen, den Lenker gerade zu halten und nach vorne zu lehnen, um den Schwerpunkt nach vorne und nach unten zu bringen. Man braucht keine Angst vor dem blockierenden Hinterrad zu haben, man kann dies mit seinem ganzen Gewicht wieder ausgleichen. Um die Hemmung vor einer Vollbremsung zu verlieren, sollte man ständig üben und sich bis an die Blockiergrenze des Vorderrades heranwagen. Der kombinierte Einsatz beider Bremsen sollte am Schluss geübt werden. Am besten kann man die verschiedenen Bremsmanöver auf einem übersichtlichen und verkehrsarmen Parkplatz üben oder bei einem Fahrsicherheitstraining, das der ADAC häufig anbietet.

Gefahrenbremsung

Der Brems- und Ausweichweg ist bei Geschwindigkeiten bis ca. 50 km/h ähnlich lang. Die richtige Wahl zwischen Bremsen und Ausweichen sollte von den örtlichen Gegebenheiten und dem fahrerischen Know-how abhängen. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h macht es wenig Sinn, zuerst zu bremsen und dann auszuweichen. Die Bremszeit bis zum Stillstand ist kaum länger als die Zeit, die für das Lösen der Bremse und das Einleiten eines Ausweichmanövers benötigt wird.

Sicherheitspotential beim Bremsen

Die Unfallstatistik zeigt, dass das Sicherheitspotential beim Bremsen nicht optimal genutzt wird. Häufig passieren Unfälle, weil Zweiradfahrer nicht mutig genug sind, abrupt zu bremsen. Die deutlichen Erfahrungsunterschiede zwischen Anfängern, Geübten und Sportfahrern spielen dabei ebenfalls eine Rolle.

Die ungünstige Gewichtsverteilung bei Rollern führt zu einem anderen Bremsverhalten als bei Motorrädern. Bei Rollern wirken nur 35-40 Prozent des Gewichts auf die Hinterräder, bei Motorrädern hingegen die Hälfte. Das Verhältnis wird noch gravierender, wenn man zu zweit fährt. Hinzu kommt, dass beim Roller die Hinterbremsen mit der schwächeren linken Hand betätigt werden müssen. Manche Rechtshänder haben Schwierigkeiten, bei einem Roller mit zwei Personen besetzt die Hinterradbremsen mit der linken Hand ausreichend zu bedienen.

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Die Verwendung der Vorderradbremse mit dem rechten Bremshebel führt vor allem bei Rollern mit kleinen Rädern dazu, dass die Vorderräder frühzeitig blockieren und wegrutschen. Das liegt an der geringen Vorderradbelastung und dem kleineren Massenträgheitsmoment der Räder. Bei feuchter Fahrbahn verstärkt sich dieses Problem noch durch harte Reifen, die eigentlich für den asiatischen Raum ausgelegt sind, sowie durch die oft simple Dämpfungstechnik mit den kleinen Federwegen an der Vordergabel.

Verbesserungen in der Bremstechnik

Bei neuen Modellen wurden Verbesserungen in der Bremstechnik vorgenommen. Die Suzuki Burgmann verfügt über ein Kombibremssystem, das mit dem linken Bremshebel bedient wird und die Bremskraft zwischen Hinter- und Vorderrad im erforderlichen Verhältnis verteilt. Yamaha setzt auf ABS. Roller mit ABS sind in Europa nicht weit verbreitet, sondern eher im japanischen Raum anzutreffen.

Die wendigen Roller machen das Ausweichen zu keinem Problem. Es gibt jedoch spezifische Fallen, wie die geringe Bodenfreiheit und ungünstig montierte Hauptständer, die den Roller bei engen Kurven regelrecht aushebeln. Roller mit 12- oder 13-Zoll-Bereifung sind wesentlich sicherer, aber ihre Bodenfreiheit verbessert sich dadurch kaum. Roller mit 16-Zoll-Rädern hingegen fahren sich ähnlich wie Motorräder und bieten ein besseres Verhältnis. Obwohl die Fahrfähigkeiten besser sind, sind Roller in Mitteleuropa nicht so verbreitet wie in Italien und Spanien.

Das Video zeigt, wie man eine Notbremsung mit dem Motorroller durchführt.

Notbremsung mit dem Motorroller

Das richtige Bremsen ist entscheidend für die Sicherheit beim Fahren mit einem Motorroller. Mit dem Wissen um die richtige Bremsweise und ausreichend Übung kann man im Ernstfall schnell und sicher zum Stehen kommen.