Musical.ly: Die dunkle Seite der Hype-App für Teenies

Musical.ly: Die dunkle Seite der Hype-App für Teenies

Vom singenden Teenie wischt es sich zur aufwändigen Tanzchoreo, dann kommt eine Blondine, die mit dem Eis in der Hand so tut, als sei sie eingefroren, bis ihr die Sauce an der Waffel herunterläuft. Auf den ersten Blick wirkt Musical.ly bunt, laut, sehr verspielt – und weitgehend harmlos. Kein Wunder, dass viele Eltern kein Problem mit der Obsession ihrer Teenager mit der Hype-App haben. Dabei sollten sie sich der zahlreichen Gefahren durchaus bewusst sein – vor allem für die ganz kleinen Nutzer.

Kinder in lasziven Posen

Die scheinen sich auf der Plattform pudelwohl zu fühlen, warnen etwa US-Kinderschutz-Gruppen in einem Bericht von “K5News”. Weil viele der Kinder die Posen und die Kleidung der “Großen” nachahmen, finden sich auch ohne lange Suche Dutzende Clips von Kindern unter zehn, die sich semi-lasziv durchs Bild räkeln. Betrachtet man sich ihre Follower, stößt man schnell auf Accounts, die Tausenden von klar erkennbar jungen Kindern folgen und deren Clips teilweise mit deutlich sexuellen Kommentaren und Emojis versehen sind.

Noch schlimmer: Viele dieser Accounts scheinen die unwissenden Kleinen regelrecht zu anzüglichem Verhalten zu verleiten. Einer Recherche von “Mobilsicher” zufolge, fordern Nutzer die Kinder auf, bestimmte Posen einzunehmen oder bieten gleich eine Telefonnummer an, um “weitere Videos aufzunehmen”.

Sex sells

Die entsprechenden Clips finden sich, wenn man die passenden Suchbegriffe kennt. Obwohl Musical.ly sich alle Mühe gibt, entsprechende Suchbegriffe zu sperren, etwa den Begriff “Bellydance”, tauchen kurz darauf neue Varianten auf, unter denen es fröhlich weitergeht.

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Die Frage, warum die Nutzer die einschlägigen Hashtags benutzen, dürfte schnell geklärt sein: Sie bekommen dadurch schlicht mehr Likes und Follower. Wie in anderen sozialen Medien träumen auch bei Musical.ly viele vom großen Durchbruch, wie etwa die Zwillinge Lisa und Lena, die bei Musical.ly über 26 Millionen Follower haben. Das wollen andere auch erreichen – und verstehen in ihrer Naivität wohl nicht, wem sie mit bestimmten Hashtags in die Tasche spielen.

Teenie-Probleme unterm Brennglas

Doch auch andere klassische Gefahren des Teenie-Seins finden sich bei Musical.ly. Die Körper der jungen Nutzer werden gnadenlos in den Kommentaren auseinander genommen, immer wieder finden sich Hashtags, mit denen Magersucht gefördert werden. Die beliebtesten “Anaroxia” und “Proana” wurden allerdings mittlerweile gesperrt. Clips, die das “Cutting”, also selbst verursachte Verletzungen anpreisen, gab es ebenfalls schon. Und: Immer wieder werden Kinder und Jugendliche wegen vermeintlich schlechter oder peinlicher Clips gemobbt. Eine Zehnjährige nahm sich gar wegen eines bei dem Netzwerk hochgeladenen Streit das Leben.

Wie sollten Eltern mit Musical.ly umgehen?

Trotz der Gefahren ist Musical.ly natürlich für die meisten Kinder und Jugendliche in erster Linie eine Quelle für Spaß und Freude. Eltern sollten aber natürlich trotzdem wissen, was ihre Kinder dort treiben, mit ihnen darüber sprechen und es einordnen – und im Zweifel dann doch den Riegel vorschieben. So, wie man es mit den anderen Gefahren des Jugendalter eben auch tut.