Überblick
Myasthenia Gravis (MG) ist eine relativ häufige neuromuskuläre Krankheit bei Hunden. Sie wird durch eine Abnormalität in der Übertragung von Informationen von einem Nerv zum anderen verursacht. Konkret handelt es sich um eine Verringerung der Anzahl von Rezeptoren für einen für diese Übertragung entscheidenden chemischen Botenstoff: den Neurotransmitter Acetylcholin.
In der tiermedizinischen Praxis werden zwei Formen von Myasthenia Gravis unterschieden: die angeborene Form, die eine sehr schlechte Prognose hat, tritt auf, wenn Hunde mit einer reduzierten Anzahl von Rezeptoren für Acetylcholin geboren werden. Die erworbene Form gilt als weniger bedrohliche Krankheit, bei der das Immunsystem seine eigenen Acetylcholinrezeptoren angreift und damit die normale Nervenkommunikation behindert.
Bei der angeborenen Form wird MG als autosomal-rezessiver Erbgang vererbt und tritt bei sehr jungen Hunden auf. Die Vererbungsweise der erworbenen Krankheit ist unbekannt. Sie tritt am häufigsten bei mittelalten bis älteren Hunden auf.
Symptome und Diagnose
Das häufigste Symptom, das mit Myasthenia Gravis verbunden ist, ist Regurgitation. Dieses Symptom, das oft mit Erbrechen verwechselt wird, tritt auf, wenn die glatte Muskulatur der Speiseröhre (der Schlauch, der vom Mund zum Magen führt) nicht gut genug funktioniert, um geschluckte Nahrung in den Magen zu transportieren. Hunde, die von dieser Krankheit betroffen sind, erbrechen unverdautes Futter, nehmen ab oder gedeihen nicht und können Atemwegsbeschwerden haben, die auf eine Aspirationspneumonie (Husten, Fieber, Mattigkeit und/oder Atemnot) hinweisen. Diese Symptome treten häufiger bei der erworbenen Form der Krankheit auf.
Weitere Symptome sind allgemeine Schwäche, Schwierigkeiten beim Gehen und eine geringe Belastbarkeit. Sowohl betroffene Welpen als auch ältere Hunde zeigen eine signifikante Reduktion der Symptome nach Ruhephasen.
Die Diagnose der erworbenen Form wird durch Blutuntersuchungen zur Bestimmung des Vorhandenseins von Acetylcholinrezeptor-Antikörpern gestellt. Dieser Test liefert eine definitive Bestätigung der Krankheit.
Bei der angeborenen Form gestaltet sich die Diagnose jedoch nicht so einfach. Nervenleitungsuntersuchungen und die Überwachung der Muskelreaktion auf ein injiziertes Medikament, das die Neurotransmission verbessert, sind erforderlich, um eine definitive Diagnose stellen zu können.
Betroffene Rassen
Angeborene Myasthenia Gravis tritt am häufigsten bei Jack Russell Terrier, Springer Spaniel und kurzhaarigen Fox Terrier auf. Die erworbene Form tritt hauptsächlich bei großen Rassen wie Deutschen Schäferhunden, Golden Retrievers und Labrador Retrievers auf.
Behandlung und Kosten
Die Behandlung der erworbenen Form beruht auf einem Medikament, das den Abbau von Acetylcholin verringert und so mehr Zeit für die Neurotransmission ermöglicht. Mestinon (Pyridostigminhydrochlorid) ist das Medikament der Wahl in der tiermedizinischen Praxis. Es erfordert jedoch einen gewissen Grad an Ausprobieren, um die richtige Dosierung zu finden.
Bei der angeborenen Form gestaltet sich die Behandlung nicht so eindeutig. Obwohl dasselbe Medikament verwendet wird, sprechen Welpen nicht so gut darauf an. Die meisten verschlechtern sich fortschreitend, bis sie nicht mehr normal laufen können. Die große Mehrheit wird letztendlich euthanasiert.
Die Kosten für die Behandlung der angeborenen Form sind aufgrund der oft mangelnden Erfolgsaussichten nicht hoch. Die Diagnose kann jedoch eine erhebliche Belastung für die Besitzer sein, die eine definitive Erklärung für die Probleme ihres Hundes suchen. In diesem Prozess können Kosten von 500 bis 2.000 Euro anfallen.
Für erworbene Fälle, bei denen die Diagnose relativ einfach ist, sind die langfristigen Kosten der Medikation oft die größte finanzielle Belastung. Die Kosten für die Behandlung können jedoch erheblich sein, wenn schwerwiegende sekundäre Effekte der Krankheit auftreten. Insbesondere die Behandlung einer Aspirationspneumonie kann sehr teuer sein, insbesondere wenn eine Intensivpflege erforderlich ist.
Prävention
Sowohl bei der angeborenen als auch bei der erworbenen Form sollten weder Eltern noch Geschwister von betroffenen Hunden zur Zucht verwendet werden. Dies ist die Grundlage einer effektiven Prävention.
Quellen
- Shelton, G.D. 1992. Canine myasthenia gravis. In R.W. Kirk and J.D. Bonagura (eds.) Kirk’s Current Veterinary Therapy XI Small Animal Practice. pp.1039-1042. W.B. Saunders Co., Toronto.
- Braund, K.G. 1995. Peripheral nerve disorders. In S.J. Ettinger and E.C. Feldman (eds.) Textbook of Veterinary Internal Medicine, pp. 701-726. W.B. Saunders Co., Toronto.