Nächtlicher Harndrang (Nykturie): Tipps gegen nächtliches Wasserlassen

Nächtlicher Harndrang (Nykturie): Ursachen und Behandlung

Wachen Sie ständig mitten in der Nacht auf, um die Toilette aufzusuchen? Nächtliches Wasserlassen oder Nykturie ist eine häufige Erkrankung, die Menschen jeden Alters betreffen kann. In diesem Artikel erfahren Sie, was die Ursachen für dieses Leiden sind, wie Sie es erkennen können und welche Behandlungen zur Linderung zur Verfügung stehen. Wir werden auch Änderungen des Lebensstils besprechen, die Sie vornehmen können, um die Symptome in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass sie zurückkehren. Wenn Sie also mit nächtlichen Toilettengängen zu kämpfen haben, bleiben Sie dran für weitere Informationen über Nykturie!

Nächtlicher Harndrang

Welche Ursachen kommen bei nächtlichem Harndrang infrage?

Mehrere Ursachen können zusammenkommen und sich gegenseitig beeinflussen. Über die körperlichen Ursachen hinaus ist auch der Einfluss psychischer Bedingungen (Ängste, Stress) nicht zu unterschätzen.

Nächtlicher Harndrang kann z.B. bei einer übermäßigen Produktion von Urin (Polyurie) im Falle einer vermehrten Zufuhr von Flüssigkeiten vor dem Schlaf hervorgerufen werden, insbesondere wenn es sich um harntreibende Getränke wie Kaffee und Alkohol handelt. Eine vermehrte Urinbildung kann sich ebenfalls im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, Nieren- (Niereninsuffizienz) und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zeigen. Zudem kann die Beschwerde im Rahmen der Einnahme von Medikamenten vorkommen, wie im Falle der Behandlung mit Diuretika.

Abgesehen davon kann nächtlicher Harndrang durch ein Problem bei der Ableitung des Harns über die Harnwege entstehen. Typischerweise tritt dies bei einer Verengung unterhalb der Harnblase auf (sog. subvesikale Obstruktion), die z.B. durch eine beginnende Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie), wiederkehrende Entzündungen der Harnröhre (Urethritis), Strahlenbelastung oder Verletzungen der ableitenden Harnwege bedingt sein kann. Da eine Abflussbehinderung vorliegt, kann sich dies zusätzlich über einen verzögerten Beginn beim Wasserlassen, einen abgeschwächten Harnstrahl und die Entleerung kleiner Urinportionen (Pollakisurie) bemerkbar machen. Hierbei kann das Gefühl entstehen, dass die Harnblase nicht vollständig entleert werden kann (sog. Restharnbildung).

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Zystitis als Ursache

Außerdem kommt eine Blasenentzündung (Zystitis) als Ursache infrage. Sie entspricht einem entzündlichen Zustand der Harnblase, welcher am häufigsten bakteriell bedingt ist. Klassischerweise äußert sich eine Blasenentzündung neben dem extremen Harndrang über gehäuftes Wasserlassen in Verbindung mit Schmerzen (Algurie). Falls eine chronische Entzündung der Harnblasenwand ohne Nachweis von Bakterien im Urin festgestellt wird, spricht man von einer interstitiellen Zystitis. Dabei tritt häufiges, dringendes und mit Schmerzen oder Brennen verbundenes Wasserlassen Tag und Nacht auf und kann zu unkontrolliertem Harnverlust (Harninkontinenz) führen. Die Ursache ist dabei ungewiss.

Des Weiteren führt eine überaktive Blase (auch: Reizblase) zu nächtlichem Harndrang bei kleinen Harnmengen. In diesem Zuge tritt intensiver Harndrang schon bei geringen Füllmengen der Harnblase auf und kann auch mit einem ungewollten Urinverlust einhergehen. Die zugrundeliegende Ursache ist unbekannt.

Außerdem kann ein sog. Hyperaldosteronismus die genannten Beschwerden hervorrufen. Dabei kommt es durch eine erhöhte Produktion des Hormons Aldosteron meist zu einer Nykturie in Kombination mit Bluthochdruck und einem Kaliummangel.

Schließlich kann eine Nykturie auch in Verbindung mit unterschiedlichen Formen der Harninkontinenz auftreten, wobei das Gefühl eines Harndrangs bei der Drang-, Misch- und der kindlichen Harninkontinenz festzustellen sind.

Ist nächtlicher Harndrang normal?

Viele Menschen sind vielleicht überrascht, wenn sie erfahren, dass nächtlicher Harndrang ein völlig normales Phänomen ist. Der nächtliche Harndrang kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, z. B. wenn man vor dem Schlafengehen zu viel Flüssigkeit zu sich nimmt oder eine überaktive Blase hat. Manchmal kann es sogar ein Anzeichen für ein größeres Problem sein, wie eine Harnwegsinfektion oder Diabetes. Nächtliches Wasserlassen muss jedoch nicht unbedingt auf gesundheitliche Probleme hindeuten und kann oft durch einfache Gewohnheiten wie den Verzicht auf Koffein vor dem Schlafengehen und Beckenbodentraining gelindert werden. Wenn nächtliches Wasserlassen übermäßig oder störend wird, sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt sprechen, um zugrundeliegende Probleme auszuschließen. Denken Sie also daran: Auch wenn niemand gerne nachts auf die Toilette geht, so ist es doch oft ein ganz natürlicher Teil des Lebens!

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Wie kann die Harnblase untersucht werden?

Jeder Untersuchung geht eine medizinische Befragung voraus. Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Fall darauf gelegt, seit wann und wie oft die Beschwerden bestehen, wie viel Wasser gelassen wird, ob weitere Erkrankungen vorliegen und welche Medikamente (auch bei Bedarf) eingenommen werden. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung kann die Harnblase über die Bauchdecke getastet, d.h. palpiert, werden. Bei Verdacht auf einen entzündlichen Zustand kann eine Urinprobe und/oder Blutentnahme notwendig sein. Das Organ kann über eine Ultraschalluntersuchung oder endoskopisch in einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) eingesehen werden. Auch eine Miktionszystourethrografie kann während des Wasserlassens nach einer Kontrastmittelgabe erfolgen. Darüber hinaus kann im Rahmen von urodynamischen Untersuchungen beispielsweise die Aktivität der Blasenmuskulatur beurteilt werden.

Tipps gegen nächtlichen Harndrang

Allgemein sollten regelmäßige Verlaufskontrollen eingehalten werden, damit voranschreitende Beschwerden frühzeitig aufgedeckt und behandelt werden. In erster Linie ist die Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung wichtig. So kann z.B. eine Verengung aufgehoben werden, indem über einen operativen Einschnitt eine Erweiterung der Harnröhre erreicht wird. Hilfreich sind bereits minimale Lebensstiländerungen wie z.B. die Vermeidung von Stress, Reduzierung des Körpergewichts, Blasentraining und eine Verminderung der Trinkmenge am späten Abend. Dabei ist darauf zu achten, dass die allgemein empfohlene Trinkmenge von 1.5 Litern eingehalten werden sollte. Der Verzicht auf Kaffee und Alkohol ist ebenfalls empfehlenswert. Zudem kann eine Anpassung der Medikamenteneinnahme nach ärztlicher Rücksprache in Betracht gezogen werden.

Medikamente

Unter engmaschiger ärztlicher Betreuung kann es zu einer Verschreibung von Anticholinergika oder dem antidiuretischen Hormon (Desmopressin) kommen. Dadurch kann eine Verminderung der Häufigkeit des nächtlichen Wasserlassens erzielt werden, was mit einer bedeutenden Erhöhung der Lebensqualität verbunden ist.

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Fazit

Wenn Sie unter übermäßigem nächtlichen Wasserlassen leiden, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt sprechen. Nykturie kann durch eine Vielzahl von Grunderkrankungen oder Lebensgewohnheiten verursacht werden, und nur durch eine korrekte Diagnose kann eine wirksame Behandlungsmethode bestimmt werden. Durch einfache Änderungen wie den Verzicht auf Koffein vor dem Schlafengehen, Beckenbodenübungen und wenn Sie Ihr Körpergewicht reduzieren, können Sie die unangenehmen Symptome oft lindern. In schwerwiegenderen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um die Nykturie zu kontrollieren und einen erholsamen Schlaf zu gewährleisten. Denken Sie daran, dass es wichtig ist, Ihre Gesundheit in die Hand zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie häufiges oder lästiges nächtliches Wasserlassen bemerken!

Quellen:

  • Heppner, H.J. Was ist bei Nykturie zu tun?. MMW – Fortschritte der Medizin 162, 22-24 (2020). https://doi.org/10.1007/s15006-020-0141-4
  • BASICS Urologie, Christoph Hammes, 5. Auflage (2022)
  • Basiswissen Urologie, Thomas Gasser, 7. Auflage (2019)
  • Urologie, Richard Hautmann, Jürgen E. Gschwend, 5. Auflage (2014)