Nacktkatzen, besser bekannt als Sphynx oder Sphinx-Katzen, sind berühmt für ihr Fehlen an Fell. Während wir Menschen dichtes und glänzendes Haar bewundern, führt dünnere oder gar keine Haare zu Verlegenheit. Nacktkatzen sind jedoch das Ergebnis einer bewussten Züchtung. Normalerweise ist ein gesundes Fell bei Tieren ein Indikator dafür, dass sie richtig ernährt werden und alle nötigen Nährstoffe erhalten. Die Natur erlaubt jedoch manchmal genetische Mutationen, die zu Gendefekten führen und verhindern, dass bei Nacktkatzen Haare, einschließlich Tasthaare, wachsen.
Ist Haarlosigkeit bei Katzen natürlich?
Sphynx-Katzen mögen im Internet als “hässlichste Katzen der Welt” für Klicks sorgen, aber andere finden sie liebenswürdig. Doch die Haarlosigkeit birgt ein ernstes Problem: Das Fehlen von Tasthaaren an Maul, Beinen und Augen kann das natürliche Verhalten der Katzen beeinträchtigen. Gutachter und Gerichte kommen zu dem Schluss, dass dies als Qualzucht einzustufen ist. Doch warum ist das so?
Züchter argumentieren gerne, dass die Nacktheit ihrer Katzen eine natürliche Mutation sei. Doch Mutationen sind selten und werden fast immer vom Erbgut ausgeschlossen, da sie zu lebensbedrohlichen Funktionseinbußen und einer schlechten Vitalität führen. Haarlosigkeit würde in einer natürlichen Umgebung ein Nachteil sein, da betroffene Tiere sensorisch, kommunikativ und klimatisch beeinträchtigt wären und anfällig für Hautverletzungen und Sonnenbrand wären. Daher gibt es in freier Wildbahn kaum Nacktkatzen, abgesehen von seltenen Ausnahmen.
Genmutation als Rassemerkmal bei Nacktkatzen
Durch gezielte Paarungen von Trägern mutierter Gene wird die Vererbung dieser Eigenschaften gefördert. Dies geschieht nicht nur bei haarlosen Katzen, sondern auch bei anderen Rassen mit Merkmalen wie verkürzten Beinen, gefalteten Ohren oder übermäßigem Fell. Jedes dieser Merkmale ist mit mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen verbunden. Die gezielte Zucht solcher Eigenschaften widerspricht dem natürlichen Genpool einer Art und ist somit nicht als natürlich anzusehen.
Nacktkatzenrassen
- Sphynx: Haarlos und bekannteste Nacktkatzenrasse.
- Bambino: Nackt und kurze Beine.
- Levkoy: Nackt und gefaltete Ohren.
Sphynx und Co: Die Entwicklung vom Haar zum Nackten
Nacktkatzen werden nicht immer nackt geboren. Einige haben zunächst dünes oder sehr feines Fell. Manchmal bleibt der Haarwuchs im Erwachsenenalter erhalten, manchmal verlieren die Katzen ihr Fell nach kurzer Zeit. Die Nacktheit wird durch einen Gendefekt verursacht, der zu einer Fehlfunktion der Haarwurzeln führt, sodass die Haare nicht oder nur unvollständig wachsen können. Dies betrifft auch die Tasthaare am Kopf und an den Beinen. Tasthaare spielen eine wichtige Rolle für die Nahorientierung von Katzen und können bei Nacktkatzen deformiert, verkürzt oder gar nicht vorhanden sein.
Nacktkatzenzucht: Eine moderne Erfindung
Die Zucht von Nacktkatzen ist eine vergleichsweise neue Entwicklung. Bis vor einigen Jahrzehnten blieben Hauskatzen weitgehend von gezielten züchterischen Eingriffen in ihren Körperbau und ihr Aussehen verschont. Nacktkatzen wurden erst seit den 1960er Jahren gezielt gezüchtet und 1980 als erste Rasse anerkannt. Die steigende Beliebtheit von Hauskatzen als Haustiere hat zu immer mehr züchterischen Experimenten geführt. Wenn eine überlebensfähige Mutation auftritt, wird sie zum Rassemerkmal gemacht. Später finden sich Menschen, die diese Exoten schätzen und bereit sind, viel Geld dafür zu bezahlen.
Nacktkatzen: Indoor-Spezies ohne Fell
Für Nacktkatzen wird eine reine Wohnungshaltung bei warmem Klima empfohlen, da sie im Freien gefährdet wären. Die Sonne kann ihre Haut schneller verbrennen und sie sind anfälliger für Verletzungen durch andere Katzen oder im Unterholz. Nacktkatzen sind nicht bewusst, dass ihnen das Fell fehlt und dass sie draußen anfälliger sind. Dennoch haben sie den angeborenen Wunsch zu streifen und zu jagen. Daher ist eine intensive Betreuung und Beschäftigung in der Wohnung notwendig.
Die Herausforderungen der Pflege
Nacktkatzen haben einen hohen Pflegebedarf. Die Krallen müssen regelmäßig gekürzt werden, da sie sonst Verletzungen verursachen können. Da ihnen Schutzhaare fehlen, müssen die Ohren regelmäßig gereinigt werden. Nacktkatzen sollten alle zwei Wochen gebadet werden, um den schützenden Fettfilm zu entfernen. Die Pflege der häuslichen Umgebung ist ebenfalls wichtig, da Bakterien in den Hautfalten gedeihen können.
Gesundheitliche Probleme und Qualzucht
Bei Nacktkatzen treten auch weitere gesundheitliche Probleme auf, wie Faltohren, die mit Muskelschwäche und Schmerzen verbunden sind, sowie Skelettschäden aufgrund von Kurzbeinigkeit. Diese Probleme sind das Ergebnis von Genmutationen und werden als Qualzucht eingestuft. Die Nacktheit der Katzen wird von Zuchtverbänden und dem Tierschutzgesetz kritisch betrachtet.
Nacktkatzen als Option für Allergiker?
Nacktkatzen werden oft als allergikerfreundliche Katzen beworben. Allergiker reagieren tatsächlich möglicherweise besser auf Nacktkatzen, da diese weniger Haare und damit weniger allergieauslösende Proteine in der Luft haben. Allerdings reagiert jeder Allergiker individuell auf unterschiedliche Allergenmengen, die von der Katze und ihrem Geschlecht abhängen. Daher gibt es keine Garantie für eine allergiefreie Reaktion.
Tierschutzrelevante Aspekte
Faltohren und das Fehlen von Vibrissen (Tasthaaren) werden als Qualzucht-Kriterien betrachtet und sind gemäß dem Tierschutzgesetz verboten. Das Berliner Verwaltungsgericht hat in einem Fall bereits die Zwangskastration eines Sphynx-Katers angeordnet. Auch Zuchtverbände wie die Fédération internationale Féline (FIFe) verbieten das Züchten von Katzen ohne funktionsfähige Vibrissen.
Das Wohlergehen der Tiere sollte immer im Mittelpunkt stehen und darf nicht den wirtschaftlichen Interessen der Züchter geopfert werden.