SUVs sind überall präsent und dominieren aktuell die Automobilbranche. Doch was ist mit den klassischen Segmenten? Opel kümmert sich darum und bringt für den Astra und den Insignia jeweils einen neuen Motor auf den Markt. Wir hatten die Möglichkeit, beide Aggregate zu testen.
Was steckt dahinter?
Bis zum Jahr 2024 plant Opel, in jeder Baureihe neben konventionellen Motoren auch Hybrid- oder Elektroantriebe anzubieten. Obwohl bereits 2020 ein elektrischer Corsa erscheinen wird, wird noch einige Zeit vergehen, bis der Markt wirklich bereit dafür ist. Deshalb konzentriert sich Opel darauf, die klassischen Verbrennungsmotoren zu verbessern und zu optimieren. Diese Aufgabe ist nicht leicht, vor allem wenn man die Abgasnorm Euro-6d-Temp und den neuen WLTP-Verbrauchszyklus berücksichtigt. Das Ergebnis sind ein Biturbo-Diesel mit 150 PS im Opel Astra und ein Turbobenziner mit 200 PS im Insignia.
Der Opel Astra – ein Blick ins Innere
Der Golf-Konkurrent Astra präsentiert sich mit einem neu gestalteten Multifunktionslenkrad, bei dem die Bedienelemente nun klarer zu erkennen sind. Die Bedienung ist einfach und logisch, möglicherweise gerade deshalb, weil Opel beim Astra noch nicht auf ein großflächiges Digitalcockpit setzt. Der Innenraum überrascht positiv in Bezug auf Haptik und Verarbeitung. Selbst mancher Premium-Konkurrent des Astra kann da nicht mithalten. Im Fond bietet der Astra ausreichend Beinfreiheit, und das Fünftürer-Modell verfügt über ein Kofferraumvolumen von 370 Litern. Wer mehr Platz benötigt, kann sich für den “Sports Tourer” entscheiden, den Kombi mit einem Volumen von mindestens 540 Litern. Besonders hervorzuheben sind die exzellenten AGR-Sitze, die sogar mit Belüftung erhältlich sind. Allerdings sollte man bedenken, dass für die Leder-Variante mit Belüftung ein Aufpreis von 2.300 Euro fällig wird. Die normalen AGR-Möbel sind in der Regel ausreichend (je nach Ausstattungsniveau zwischen 685 und 295 Euro). Opel lässt es auch bei den Assistenzsystemen nicht an Möglichkeiten fehlen: Von der Verkehrszeichenerkennung bis zum Totwinkelwarner ist vieles vorhanden.
Wie fährt sich der Diesel und wie umweltfreundlich ist er?
Die Laufkultur des 1,6-Liter-Biturbo-Dieselmotors ist akzeptabel, da er nie wirklich laut wird. Allerdings ist das typische Diesel-Nageln leise im Hintergrund hörbar. Der Selbstzünder spricht gut an, da die sequenzielle Turbotechnik mit einem großen und einem kleinen Lader eingesetzt wird. Zwischen 1.500 und 2.250 Umdrehungen stehen maximale 350 Newtonmeter zur Verfügung. Die präzise Lenkung und die relativ straffe Federung passen zur sportlichen Note des Fahrzeugs. Zwei Zahlen verdeutlichen die Stärken des Motors: Der Sprint von 80 auf 120 km/h gelingt in 7,1 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beachtlichen 225 km/h. Einziger Kritikpunkt ist das serienmäßig verbaute Sechsgang-Schaltgetriebe, bei dem eine Option für ein Automatikgetriebe wünschenswert wäre.
Keine Sorge bezüglich Umweltzonen: Der Astra 1.6 Biturbo-Diesel erfüllt die Abgasnorm Euro-6d-Temp. Dafür ist ein SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung im Fahrzeug verbaut. Preismäßig startet der neue Top-Diesel im Astra bei 27.720 Euro für die Fünftürer-Version des Sondermodells “120 Jahre”. Der Kombi kostet genau 1.000 Euro mehr.
Und wie sieht es beim Insignia aus?
Beim Insignia gibt es zwei Neuheiten: Ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 200 PS und Partikelfilter sowie ein verbessertes Infotainmentsystem. Ansonsten ändert sich nichts an den beeindruckenden Ausmaßen des Insignia. Das schicke Fließheck-Modell (“Grand Sport” genannt) misst bereits 4,90 Meter und der Kombi (“Sports Tourer” genannt) sogar fast fünf Meter. Das sind deutliche amerikanische Maße, denn tatsächlich wird der Insignia auch als Buick Regal in Rüsselsheim produziert. Mit einem Kofferraumvolumen von 560 bis 1.665 Litern und einer guten Nutzbarkeit eignet sich der Kombi perfekt als Familienauto. Dennoch könnte man sich sowohl im Innenraum als auch auf den Sitzplätzen etwas mehr Platz vorstellen.
Das Cockpit ist zwar geräumig, aber dennoch ansprechend gestaltet. Im Gegensatz zur Konkurrenz übertreibt Opel nicht mit vielen Displays, was jedoch nicht bedeutet, dass der Insignia in Bezug auf Infotainment zurückliegt. Im Gegenteil: Die Systeme “Multimedia Radio” und “Multimedia Navi Pro” mit bis zu acht Zoll Touchscreen sind neu. Die Bedienung erfolgt entweder per Wischgesten oder Tasten am Lenkrad. Bis zu fünf Fahrer können ihr eigenes Nutzerprofil erstellen. Weitere Funktionen umfassen vernetzte Navigationsdienste, mit denen die Route vorausschauend geplant werden kann. Besonders empfehlenswert ist das große Head-up-Display, das je nach gewählter Ausstattung bereits serienmäßig vorhanden ist.
Ein 200-PS-Benziner? Klingt vielversprechend!
Der 1,6-Liter-Turbobenzinmotor im Insignia ist nicht nur vielversprechend, sondern auch sehr leise. Bereits beim langsamen Anfahren ist er kaum zu hören. Die optionale Sechsgang-Automatik passt perfekt dazu, auch wenn man bei Bedarf gerne noch ein paar Gänge mehr wünschen würde. Immerhin müssen 280 Newtonmeter zwischen 1.650 und 4.500 Umdrehungen bewältigt werden. Es ist jedoch seltsam, dass einige Diesel-Modelle über ein Achtgang-Automatikgetriebe verfügen. Eine kleine Kritikpunkt: Die Lenkung könnte etwas direkter sein. Um ein Lob auszusprechen: Bei einer vorausschauenden Fahrweise konnte der Insignia mit Automatikgetriebe einen Verbrauch von 6,2 Litern erzielen. Bezüglich Umweltfreundlichkeit erfüllt der Insignia die Euro-6d-Temp-Norm, einschließlich Benzinpartikelfilter. Der Grand Sport mit manuellem Getriebe ist ab 35.195 Euro erhältlich, und wie beim Astra kostet der Kombi 1.000 Euro mehr.
Fazit: 8 von 10
Opel hat sich still und heimlich mit exzellenten Motoren hervorgetan. Insbesondere der 200-PS-Benziner ist eine sparsame Alternative in Zeiten der Diesel-Verunsicherung. Ob man den 150-PS-Selbstzünder im Astra wirklich braucht, ist eine individuelle Entscheidung. Generell ist der Opel Astra ein unterschätztes Highlight in der Kompaktklasse.