Neuropathischer Schmerz – Behandlungsmöglichkeiten und Klassifizierungen

Neuropathischer Schmerz – Behandlungsmöglichkeiten und Klassifizierungen

Der neuropathische Schmerz, der durch Läsionen, Fehlfunktionen oder Entzündungen von Nerven verursacht wird, ist häufig schlecht diagnostiziert und therapiert. Etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung sind von neuropathischen Schmerzen betroffen, und mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz auf etwa acht Prozent.

Reizphänomene des neuropathischen Schmerzes

Der neuropathische Schmerz ist durch Spontanschmerzen und Stimulus-evozierte Schmerzen wie Hyperalgesie, Allodynie, Parästhesie und Dysästhesie gekennzeichnet. Leichte neuropathische Schmerzen können Symptome wie Jucken, Kribbeln, Drücken oder Brennen hervorrufen und plötzlich einschießen.

Klassifizierung des neuropathischen Schmerzes

Traditionell wird der neuropathische Schmerz nach den zugrunde liegenden Krankheiten klassifiziert. Eine neuere Klassifizierung richtet sich nach den pathophysiologischen Mechanismen und ermöglicht eine gezieltere Behandlung.

Eine mögliche Klassifizierung beinhaltet:

  • Sympathisch unterhaltene Schmerzen: Hierbei werden Teilgeschädigte Neurone oder Bereiche des proximalen Spinalganglions mit Adrenozeptoren gekoppelt und führen zur Erregung primärer Afferenzen.
  • Abnorme Erregbarkeit: Durch vermehrte Expression und Fehlverteilung von Kationenkanälen kommt es zur Spontanaktivität und abnormen Depolarisationsmustern von Axonen.
  • Disinhibition von Nozizeptoren: Durch Abschwächung der Inhibition kommt es zur Senkung der Konzentration der Schmerzinhibitoren.
  • Zentrale Sensibilisierung: Ein anhaltender Einstrom von Schmerzsignalen verstärkt die Erregbarkeit sekundärer Neurone.
  • Periphere Sensibilisierung: Periphere Nervenläsionen führen zu Entzündungsprozessen und Senkung der Erregungsschwelle von intakten Schmerzfasern.
  • Anatomische Reorganisation: Der Verlust von nozizeptiven C-Afferenzen führt zur Besetzung freigewordener Synapsen durch Aβ-Berührungsfasern.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei der Behandlung des neuropathischen Schmerzes stehen verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. Antidepressiva wie Amitryptilin zeigen eine gute Wirksamkeit bei der Schmerzlinderung bestimmter Formen der Neuropathie. Antiepileptika wie Carbamazepin und Gabapentin werden ebenfalls eingesetzt und haben gute Erfolge gezeigt. Lokalanästhetika wie Lidocain können bei sympathisch unterhaltenem Schmerz hilfreich sein.

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Weitere Ansätze beinhalten die Blockade von Calciumkanälen, die Hemmung von NMDA-Rezeptoren, die Aktivierung von GABA-Rezeptoren sowie die Bindung an Vanilloid-Rezeptoren und Cannabinoid-Rezeptoren. Auch die Prüfung weiterer Ansätze wie die Hemmung von Adenosinrezeptoren und die Aktivierung von Nicotinischen Acetylcholinrezeptoren sind vielversprechend.

Neue Targets und fixe Kombinationen von bekannten Arzneimitteln werden ebenfalls intensiv erforscht.

Ausblick

Die Entwicklung einer Mechanismen-orientierten Pharmakotherapie des neuropathischen Schmerzes ist eine Herausforderung, der durch umfangreiche und differenzierte Forschungsanstrengungen begegnet werden muss. Eine gezielte Behandlung durch erfahrene Ärzte ist für eine erfolgreiche Schmerztherapie unerlässlich. Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Wirkprinzipien die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen können und somit eine wirksamere Behandlung des neuropathischen Schmerzes ermöglichen.