Oben ohne im Schwimmbad bald erlaubt? Wiesbaden will sich freischwimmen

Oben ohne im Schwimmbad bald erlaubt? Wiesbaden will sich freischwimmen

In Wiesbaden sollen bald alle Badegäste mit freiem Oberkörper in den Freibädern und Hallenbädern erlaubt sein. Mehrere Parteien im Stadtparlament setzen sich für eine Gleichstellung der Geschlechter ein. Der Seniorenbeirat der Stadt ist jedoch skeptisch.

Gleichstellung der Geschlechter im Schwimmbad

Die Wiesbadener Volt-Partei setzt sich dafür ein, dass das Schwimmen mit freiem Oberkörper in Schwimm- und Freibädern für alle Geschlechter erlaubt sein soll – also auch für Frauen und Diverse. Diese Forderung wurde vom Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Sicherheit der Stadt ohne große Diskussionen befürwortet.

Die weibliche Brust als natürliche Gegebenheit

Janina Vinha von der Wiesbadener Volt-Partei fordert ein Umdenken in Hessen. Die weibliche Brust solle nicht nur als sexuelles Objekt betrachtet werden, sondern als natürliche Gegebenheit. Das Wiesbadener Jugendparlament teilt diese Meinung und stellt die Frage, warum die männliche und weibliche Brust unterschiedlich behandelt werden sollen. Beide seien schließlich sekundäre Geschlechtsmerkmale und sollten gleichgestellt werden.

Offenheit des städtischen Bäderbetreibers

Der städtische Bäderbetreiber Mattiaqua zeigt sich offen für die Idee. Die Hausordnung für die Wiesbadener Bäder und Thermen wurde bereits überarbeitet, ist aber noch nicht in Kraft getreten. In der überarbeiteten Hausordnung ist vorgesehen, dass alle Besucher sich oben ohne in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen.

Skepsis beim Seniorenbeirat

Der Wiesbadener Seniorenbeirat äußert jedoch Skepsis. Angelika Dortmann erklärt dies mit der “Gewohnheit in unserem Kulturkreis”. Die Senioren seien mit Traditionen und Normen aufgewachsen, die das oben ohne Schwimmen im Schwimmbad als befremdlich erscheinen lassen. Der städtische Ausländerbeirat hingegen sieht keinen Bedarf für eine Anpassung der bestehenden Badeordnung.

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Andere Städte gehen diesen Schritt bereits

In anderen Städten wie Göttingen, Köln, Hannover und Berlin ist das Schwimmen mit freiem Oberkörper bereits erlaubt. Die Stadt Göttingen führte vor einem Jahr die Gleichstellung ein, sodass Frauen und non-binäre Menschen das gleiche Recht wie Männer haben.

Unterschiedliche Regelungen in anderen hessischen Städten

Während Wiesbaden vorprescht, halten sich andere hessische Städte zurück. In Hanau wird das oben-ohne Schwimmen auf Kulanz-Basis und ohne Rechtsanspruch geduldet. In Darmstadt entscheidet das Personal individuell, ob die Bekleidung der Badegäste den guten Sitten, der Ordnung und der Sicherheit entspricht. In Fulda muss die Kleidung aus hygienischen Gründen angemessen sein.

Marburg erlaubt, Frankfurt ohne Diskussion

In Marburg ist das Tragen von Oberteilen im Freibad ab dieser Saison nicht mehr vorgeschrieben. Im Hallenbad besteht einmal in der Woche die Möglichkeit dazu. Die Stadt plant, am Ende der Saison mögliche Anpassungen vorzunehmen, basierend auf den Rückmeldungen der Besucher. Frankfurt hat bisher kein politisches Eingreifen in dieser Angelegenheit benötigt und behandelt das Thema seit Jahren unkompliziert und mit großer Kulanz.

Mit Schritt für Schritt neuen Freiheiten im Schwimmbad entwickelt sich die Gleichstellung in Deutschland zunehmend weiter. Bald kann sich jeder Badegast in Wiesbaden ohne Oberteil im Schwimmbad aufhalten. Gleichzeitig gibt es jedoch auch skeptische Stimmen, die an den Traditionen und Normen festhalten. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Debatte weiterentwickelt.