Online-Zeitungen: Zu teuer! Warum wir nicht bereit sind, für Nachrichten zu zahlen

Online-Zeitungen: Ihr seid zu teuer!

Am Ende hat mich eine “hyperlokale” Geschichte überzeugt. Der Bonner Generalanzeiger berichtete exklusiv über den Radau auf dem Platz vor meiner Wohnung – allerdings hinter einer Bezahlschranke. Dazu kam eine vielversprechende Geschichte über ein Haus im Stadtteil Ippendorf, das in einer Netflix-Serie verwendet wurde. In den letzten Monaten gab es immer mehr interessante, kostenpflichtige Beiträge.

Früher waren Online-Zeitungen kostenlos, jetzt verlangen sie Geld – und das ist schwer zu vermitteln. Als Kunde von GA+, dem Bezahlmodell meiner Lokalzeitung, muss ich ehrlich zugeben, dass es längst überfällig war. Doch das Hauptproblem für die schwierige Beziehung zwischen Anbietern und Kunden bei Online-Zeitungen ist einfach zu erklären: Es war früher kostenlos. Wer bezahlt schon gerne für etwas, das er früher umsonst bekommen hat?

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der Generalanzeiger hat von der Umstellung auf Paid Content profitiert. Die Geschichten sind besser geworden, vielseitiger und tatsächlich lokaler. Während der Flutkatastrophe im Juli hat der GA im Gegensatz zu einigen anderen Medien eine gute Figur gemacht. Das Online-Abo kostet bei jährlicher Zahlung knapp 6 Euro im Monat. Das sollte einem guten Journalismus wert sein.

Allerdings gibt es ein Problem: Guter Journalismus wird teuer, wenn man ihn aus verschiedenen Quellen lesen möchte – zu teuer. Denn nicht nur lokale Zeitungen, sondern auch überregionale Online-Zeitungen verstecken ihre besten Beiträge hinter Bezahlschranken.

Der Spiegel beispielsweise verlangt stolze 19,99 Euro im Monat für die Online-Ausgabe. Das ist kaum günstiger als der Kauf aller gedruckten Ausgaben im Monat. Auch die “Zeit” verlangt ganze 21,60 Euro im Monat. Wenn man die Abos von Spiegel+, Zeit+ und GA+ zusammenrechnet, kommt man auf fast 50 Euro im Monat. Ein stolzer Preis für die drei Seiten, die ich am liebsten lese.

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Natürlich gibt es noch mehr. Die “Süddeutsche” bietet interessante Beiträge an, je nach Abo-Umfang zwischen 9,99 Euro (nur Online-Angebot) und 29,99 Euro (inklusive SZ-Tageszeitungen als E-Paper). Spezialmagazine sind meist noch günstiger. “Spektrum” kostet beispielsweise 5,40 Euro im Monat und Heise+ 12,95 Euro. Auch das “Manager Magazin” lese ich manchmal gerne für 8,99 Euro. Einzelne Abos sind nicht teuer, aber in der Summe läppert es sich.

Das freie Internet wird langsam zur Geschichte. Verlage und Journalisten wollen von ihrer Arbeit leben können – das verstehe ich als Journalist selbst. Aber seitdem das Leistungsschutzrecht eingeführt wurde, verschwindet auch die Übersicht. Aggregatoren wie Google News müssen nun sogar für Textanrisse bezahlen. Dadurch kann ich viele Beiträge nicht mehr kostenlos lesen. Der Zugang zu ungefilterten Informationen geht verloren. Einzelne regionale Newsangebote zeigen Nicht-Abonnenten nicht einmal mehr einen kostenlosen Teaser an. Möchte man einzelne Beiträge lesen, muss man das Monatsabo kaufen.

Es scheint, als hätten die Verlage ihre Paid-Content-Angebote an den Bedürfnissen der Nutzer vorbei geplant. Mich interessieren nicht alle Beiträge auf Zeit+, Spiegel+ oder Heise+. Aber ich muss für alle bezahlen, auch wenn ich nur einen einzigen Beitrag lesen möchte. Früher waren Magazine in der Lage, einzelne Artikel zum Kauf anzubieten, aber das hat sich offensichtlich nicht rentiert.

Aber 20 Euro im Monat für Nachrichten zu bezahlen? Das ist für mich nicht hinnehmbar. Vergleichen wir es mit anderen Diensten: Unbegrenzter Musikgenuss auf Spotify, Apple Music oder Deezer kostet 10 Euro im Monat. Das Serien-Streaming auf Netflix, Apple TV+, Sky Ticket oder Disney+ liegt im Schnitt bei 10 Euro. Andere Apps wie Meditation, Musiklernen oder Pflanzenerkennung kosten meistens nicht mehr als 10 Euro. Warum sind Nachrichten dann doppelt so teuer? Das kann ich nicht nachvollziehen.

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Der Vergleich ist nicht ganz fair, aber englischsprachige US-Nachrichtenportale wie die “New York Times” (regulär 8 Euro im Monat, oft vergünstigt) oder die “Washington Post” (ab 4 Euro im Monat) zeigen, dass es anders geht. Englischsprachige Zeitungen haben eine größere Reichweite und sind deshalb kundenfreundlicher. Ihre Preise sind eher akzeptabel.

Was ist die Lösung? Gute Frage! Wahrscheinlich würde ich selbst für 10 Euro im Monat nicht alle journalistischen Angebote abonnieren, nur um zwei oder drei Beiträge zu lesen, die mich interessieren. Bisher haben mir Kiosk-Modelle wie Blendle oder Readly am besten gefallen. Sie bieten eine Auswahl von Artikeln verschiedener Magazine und Zeitungen an. Leider fehlt die Möglichkeit, genau die Beiträge zu suchen, die ich lesen möchte. Wenn das möglich wäre, wären sie für mich der beste Weg.

Was wir derzeit bei Spiegel+ oder Zeit+ sehen, ist die beste Lösung für die Verlage, aber nicht für die Leser. Ich glaube nicht, dass die Entwicklung hier schon zu Ende ist. Die aktuellen Paid-Content-Angebote sind für mich in den meisten Fällen einfach zu teuer.

Das Beitragsbild zeigt einen zufälligen Ausschnitt vom Angebot von Zeit+ (Screenshot).

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