ORA Funky Cat im Test: Ein Elektrofahrzeug, das enttäuscht

ORA Funky Cat im Test: Ein Elektrofahrzeug, das enttäuscht

von Lisa Brack, 02. Juni 2023

Im Test mit dem ORA Funky Cat stellen wir nach unserem Malle-Trip vor fünf Monaten ernüchtert fest, dass es kaum Verbesserungen gab. Weder in Bezug auf Reichweite, Verbrauch noch das Laden kann die China-Katze überzeugen. War der Marktstart zu früh?

Unser Fazit: Niedlichkeit allein reicht nicht aus!

Nach unserer ersten Testfahrt waren wir noch positiv eingestellt, doch nach zwei Wochen mit der 400 Pro+-Version schwindet die Begeisterung. Es reicht nicht, nur gut auszusehen. Ein gutes Elektrofahrzeug sollte sparsam sein, eine Reichweite von mehr als 350 km haben und insgesamt serienreif wirken.

Die niedliche Funky Cat erfüllt all das jedoch nicht. Sie verbraucht viel Strom, schafft es im Mischverkehr nur auf 300 Kilometer und lädt langsam. Das Infotainmentsystem wirft viele Fragen auf und der Assistent ist gängelnd und wenig hilfreich. Außerdem fehlen wichtige Funktionen wie Android Auto/Apple Car Play oder ein Tempomat, der automatisch die Geschwindigkeitsbeschränkung übernimmt. Auch wenn uns versichert wird, dass viele dieser Funktionen in den kommenden Wochen verfügbar sein werden, ist es inakzeptabel, dass der Testwagen bereits jetzt an Kunden ausgeliefert wird.

Immerhin bietet der Funky Cat angenehmen Fahrkomfort mit einer komfortablen Federung, gut dosierbaren Bremsen und hat beim Euro-NCAP-Crashtest volle fünf Sterne erreicht. Also keine Sorge, das Auto ist sicher.

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Für wen ist der Ora Funky Cat geeignet?

„Ora“ steht für „Open Reliable Alternative“ und definiert damit die Zielgruppe: Käufer, die offen für neue Marken sind. Die junge Marke benötigt genau diese Akzeptanz, da der Funky Cat keine herausragenden Eigenschaften hat, die ihn einzigartig machen. Weder ist er besonders günstig noch bietet er andere Merkmale, die ihn von der Konkurrenz abheben. Dennoch könnten die kurzen Lieferzeiten, von etwa vier Wochen, frustrierte Interessenten anderer Modelle dazu bewegen, sich den Funky Cat genauer anzusehen. Ora muss jedoch schnell die vielen Fehler und Lücken beheben, um potenzielle Käufer nicht zu enttäuschen.

Testwerte und Daten des Ora Funky Cat 400 Pro+

  • Preis: 47.490 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 4,23 x 1,82 x 1,60 Meter
  • Leistung: 126 kW / 171 PS
  • Drehmoment: 250 Nm
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Reichweite WLTP: 420 km
  • Gemessene Test-Reichweite: 370 km Stadt, 302 km Landstraße, 234 km Autobahn (130 km/h)
  • Batteriekapazität: 66,5 kWh
  • Ladeleistung: bis 67 kW DC, bis 11 kW AC
  • Ladezeiten AC 11 kW: 6 Stunden
  • Ladezeiten DC 10 bis 80%: 52 Minuten
  • Fahrmodi: 5 (Eco, Eco+, Auto, Normal, Sport)
  • Anhängelast: 0
  • Anzahl Sitze: 5
  • Kofferraum und Frunk: 228 bis 858 Liter (bei umgeklappten Rücksitzen), kein Frunk
  • Antrieb: Front
  • Inkludierte Extras: Adaptiver Tempomat, 360-Grad-Kamera, Panorama-Glasdach uvm.
  • Lieferzeiten: sofort verfügbar (Stand Ende Mai 2023)

Ora Funky Cat Reichweite: Stromhungrig und trödelig im Test

Der Fronttriebler liegt sicher auf der Straße und macht auch in Kurven Spaß. Die fünf Fahrmodi bieten zwar wenig Änderungen, aber eine angenehme Lenkung und eine gute Federung tragen zum Fahrkomfort bei. Die Leistung von 171 PS, 250 Nm Drehmoment und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sind ausreichend, spielen jedoch bei einem Elektrofahrzeug keine besondere Rolle.

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Wichtiger sind die Werte in Bezug auf Akku, Reichweite und Verbrauch. Der Funky Cat ist wahlweise mit einem 48 kWh oder 63 kWh Akku erhältlich. Abhängig von der Akkugröße soll eine Reichweite von 300 bis 420 Kilometer möglich sein. Jedoch erfüllt er diese Angaben im Test bei moderaten Frühlingstemperaturen nicht. Der Funky Cat 400 Pro+ mit einem gemessenen Akkustand von 66,5 kWh kommt in der Stadt noch 370 km weit und auf der Autobahn bei 130 km/h nur noch 234 km mit einem Verbrauch von 28,5 kWh/100 km – ohne Heizung! Vergleichbare Modelle wie der VW ID.3 Pro, der Cupra Born oder der Renault Mégane E-Tech verbrauchen hier nur 23 kWh. Auch der Stadt- und Landstraßenverbrauch liegt mit 18 bzw. 22 kWh/100 km recht hoch.

Die maximale Ladeleistung von 67 kW an einem Schnelllader ist im Vergleich zu Modellen wie dem VW ID.3 oder Cupra Born nicht beeindruckend. Zudem hält diese Leistung nur bis etwa 40 Prozent Füllstand. Im Durchschnitt beträgt die Ladeleistung 53 kW von 10 auf 80 Prozent. Der Akku benötigt gute 50 Minuten, um von 10 auf 80 Prozent aufgeladen zu werden. Die kleinere Version mit einem 48 kWh Akku schafft das in 43 Minuten. Beide Varianten können an einer Wallbox mit 11 kW dreiphasig geladen werden, was 5,5 bzw. 6,5 Stunden dauert. Ein 22-kW-Bordlader ist jedoch nicht verfügbar.

Obwohl die Reichweite, der Verbrauch und die Ladeleistung im Test enttäuschend sind, gefällt uns die hochwertige Innenausstattung mit veganem Leder und dem schönen Panoramadach. Im Fond haben bequem zwei Erwachsene Platz.

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Sprachassistent: Bringt einen zur Weißglut

Great Wall Motor hat sich entschieden, kaum haptische Tasten zu verbauen. Stattdessen soll der Sprachassistent genutzt werden. Leider gibt es viele Funktionen, die der Assistent auch nach dem Marktstart noch nicht beherrscht. Nur einfache Befehle wie “Mach das Schiebedach auf” oder “Mir ist warm” führt er willig aus. Bei komplexeren Befehlen stößt man jedoch auf Grenzen. Die Bedienung des Infotainmentsystems gestaltet sich dadurch umständlicher. Zudem reagiert der Assistent teils sehr unfreundlich und die vielen Ansagen können nerven. Am Ende schaltet man diese Hinweise häufig ab.

Lücken vermitteln ein Vorseriengefühl

Auch das Infotainmentsystem selbst wird kritisiert. Die Schrift ist zu klein und viele Funktionen sind unklar. Zudem fehlen wichtige Features wie Verbrauchsstatistiken, Android Auto und Apple Car Play. Auch die App war zum Testzeitpunkt noch nicht einsatzbereit. Ora muss dringend diese Fehler beheben, da es frustrierend ist, das Fahrzeug in diesem Zustand an Kunden auszuliefern.

Kofferraum: Drei Colakisten – mehr passt nicht rein

Das Kofferraumvolumen ist mit 228 Litern sehr begrenzt – gerade mal drei Getränkekisten passen hinein. Selbst umgeklappt bietet der Funky Cat nur 858 Liter, was unter dem Wert des VW ID.3 liegt. Ein Frunk ist nicht vorhanden. Bei regennasser Fahrbahn verschmutzt die Heckscheibe schnell, jedoch gibt es keinen Scheibenwischer.

Preise und Verfügbarkeit des Ora Funky Cat

Die Preise beginnen bei 38.990 Euro und reichen bis knapp 50.000 Euro für die GT-Version mit 63 kWh Akku. Der getestete Funky Cat 400 Pro+ mit Wärmepumpe und Panoramadach kostet 47.490 Euro. Für uns ist das zu teuer für ein Fahrzeug, das noch zu sehr nach Vorserienauto wirkt.

Leasingangebote sind zum Testzeitpunkt im Sommer 2023 verfügbar. Bei monatlichen Raten unter 200 Euro ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis akzeptabel.

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