Palmöl besitzt für Hersteller eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften: Es ist günstig, hitzestabil und lässt sich vielfältig und gut verarbeiten. Jedoch wachsen Ölpalmen fast ausschließlich in Gegenden, in denen normalerweise Regenwälder gedeihen. Dadurch werden Millionen Hektar Waldfläche illegal gerodet, was nicht nur den Klimawandel vorantreibt, sondern auch Tiere und Menschen aus ihrem natürlichen Lebensraum vertreibt.
Der Anbau von Ölpalmen führt zu ökologischen und sozialen Problemen. Viele Menschen möchten daher Palmöl vermeiden oder bevorzugen Produkte mit nachhaltig produziertem Palmöl.
Kinder nehmen durch Palmöl zu viele Schadstoffe auf
Bei der Raffination von Palmöl können im Vergleich zu anderen Pflanzenölen erhöhte Mengen an Fettschadstoffen entstehen, darunter 3-MCPD-Fettsäureester (3-MCPD), der möglicherweise krebserregend ist.
Die Verbraucherzentrale Bayern hat im Jahr 2019 insgesamt 26 Hersteller von palmölhaltigen Keksen, Müslis, Brotaufstrichen und Snacks nach dem Gehalt an 3-MCPD in ihren Produkten befragt. Von diesen haben 11 Hersteller genaue Angaben zu den Fettschadstoffen gemacht. Die Ergebnisse zeigen, dass den Herstellern die Problematik zwar bewusst ist, aber ihre Produkte dennoch Schadstoffmengen enthalten, die vor allem bei Kindern, je nach Lebensmittelauswahl, schnell die täglich tolerierbare Menge an 3-MCPD überschreiten können.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt in seiner Stellungnahme von 2020 an, dass ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für Kinder und Säuglinge (über Säuglingsnahrung) besteht.
Seit Anfang 2021 gibt es europaweit Höchstgehalte für 3-MCPD-Fettsäureester in verschiedenen Lebensmitteln, darunter Pflanzenöle sowie Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung. Die Verbraucherzentralen hatten eine solche Regelung seit Jahren gefordert, damit Produkte mit erhöhten Fettschadstoff-Werten aus dem Verkehr gezogen werden können.
Palmöl in Lebensmitteln erkennen
Palmöl wird hauptsächlich in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertigsuppen, Schokoriegeln, Eiscreme oder Margarine eingesetzt. Auf Lebensmitteln muss neben der Klassenbezeichnung “pflanzliches Öl” auch die pflanzliche Herkunft des Fettes in der Zutatenliste angegeben sein, zum Beispiel “Palm”, “Palmfett” oder “Palmöl”.
Für Kosmetika und Waschmittel ist eine solche Kennzeichnung nicht vorgeschrieben.
Ob das Palmöl aus nachhaltiger Produktion stammt, ist in der Regel schwer erkennbar. Bislang gibt es keine staatlichen Siegel mit klaren Vorgaben für nachhaltig produziertes Palmöl. Käufer müssen sich daher auf freiwillige Label und Hinweise der Anbieter verlassen, die oft schwer verständlich und kaum nachvollziehbar sind. Kritiker bemängeln zudem, dass die verschiedenen Nachhaltigkeits-Zertifizierungen wie RSPO meist unzureichend sind.
Einkaufstipps
Um den Konsum von Palmöl zu reduzieren, hier einige Tipps:
- Kochen und backen Sie öfter selbst mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, da Palmöl häufig in Fertiggerichten verwendet wird.
- Verzichten Sie am besten auf hoch verarbeitete Lebensmittel mit Palmöl. Achten Sie auf die Zutatenliste oder einen Hinweis des Herstellers wie “Ohne Palmöl”.
- Beim Lebensmitteleinkauf für Kinder besonders auf palmölfreie Produkte achten.
- Wenn es keine Alternativen ohne Palmöl gibt, bevorzugen Sie palmölhaltige Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung und fairem Handel (Bio- und Fairtrade-Siegel).
- In Kosmetikprodukten können Inhaltsstoffe wie Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, Palm Kernel Alcohol, Glyceryl Palmitate oder Palmstearin auf Palmöl hinweisen.
Forderungen der Verbraucherzentrale
Da Palmöl in großen Mengen und in vielfältiger Weise eingesetzt wird, ist es kaum möglich, es komplett zu verbannen. Kurzfristig gibt es keine einfachen Lösungen für das Problem und keine sofort verfügbaren Alternativen.
Die Industrie muss weiterhin daran arbeiten, Fettschadstoffe wie 3-MCPD in Lebensmitteln für Säuglinge und Kinder zu vermeiden oder insgesamt deutlich zu reduzieren.
Hersteller von Lebensmitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika sind aufgefordert, ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht zu werden. Sofern sie nicht auf Palmöl verzichten möchten, sollten sie verstärkt nachhaltig produziertes, zertifiziertes Palmöl verwenden oder Palmöl aus ökologischem Anbau und fairem Handel bevorzugen.
Um beim Einkauf Transparenz zu schaffen und eine bewusste Kaufentscheidung zu ermöglichen, ist ein staatlich zertifiziertes und streng kontrolliertes Siegel für nachhaltiges Palmöl erforderlich. Solange ein solches Siegel fehlt, müssen Hersteller Verbraucher auf den Produktverpackungen von Lebensmitteln, Wasch-, Reinigungsmitteln und Kosmetika verständlich, nachvollziehbar und gut sichtbar über die Herkunft und Herstellung des Palmöls informieren.
Die Verwendung von Palmöl zur Energiegewinnung in der EU, vor allem als Biodiesel, trägt zur Verschärfung der Probleme der Palmölproduktion bei und verursacht wahrscheinlich sogar höhere Treibhausgasemissionen als die fossilen Energieträger, die es ersetzen soll. Um dem Klimaschutz gerecht zu werden, sollte Palmöl nicht zur Energiegewinnung verbrannt werden.