Paul Prüfer: Wie ein einfacher Einschnitt den Schuhmarkt revolutionierte

Paul Prüfer

Paul Prüfer

Mario Moretti Polegatos Wurzeln liegen im Weinhandel. Seine Familie ist der weltgrößte Prosecco-Exporteur. Von einem Betriebsausflug in die Rocky Mountains brachte er 1989 eine so einfache wie geniale Idee mit: Löcher in der Gummisohle verhindern Schweißfüße. Er stellte den Wein in den Keller und machte Geox zum drittgrößten Schuhproduzenten der Welt. Geox-Schuhe haben demnach einen wirklich hohen Bekanntheitsgrad.

Polegato schnitt Löcher in die Sohle seiner Schuhe – Geox war geboren

Dieser erkannte zwar nicht als Erster, dass Gummisohlen Schweißfüße begünstigen, da Gummi absolut nicht atmungsaktiv ist, aber er war der Erste, der gegen diesen Missstand ein so einfaches wie geniales Mittel erfand: Der Legende nach geschah es 1989 in den Rocky Mountains. Polegato, damals noch Geschäftsführer des Familienweingutes, echauffierte sich über seine schwitzenden Füße während des anstrengenden Marsches durch die Rockies. Als Mann der Tat bohrte er kurzerhand mit einem Messer Löcher in seine Schuhe und erfreute sich an dem kühlenden Effekt. Dumm war nur, dass diese neu geschaffenen Öffnungen so groß waren, dass wiederum Wasser und Dreck in den Schuh eindringen konnten. Doch die Idee für Geox-Schuhe war geboren.

Noch heute zeugt eine kleine Narbe an der Hand des Unternehmers von der Geburt seines äußerst profitablen Einfalls. Zurück in Italien arbeitete er an der professionellen Umsetzung. So setzte er an den Stellen, wo sich die meisten Schweißdrüsen an der Fußsohle befinden, Löcher in die Sohle. Doch damit nicht genug. Über der Laufsohle der Geox-Schuhe lagert eine spezielle Membran, die aus porösem Material besteht. Ihr Material wurde von der NASA entwickelt. Sie nimmt den Schweiß im Fuß auf und leitet diesen durch die perforierte Sohle nach außen. Die Dichte der Mikroporen der Membran ist dabei so gering, dass kein Wasser von außen mehr in die Geox-Schuhe eindringen kann.

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Durch pfiffige Idee erobern die Geox-Schuhe den Weltmarkt

Seine mittlerweile patentierte Idee offerierte der Italiener zuerst den großen Sportartikelherstellern Adidas und Nike. Beide lehnten ab. Überzeugt von der Innovation seiner Erfindung gründete er kurzerhand im Jahr 1995 im italienischen Ort Treviso die Firma Geox. Schuhe standen anfangs im Mittelpunkt des Geschäfts. Tatsächlich schienen die Käufer nur auf dieses technisch innovative Produkt gewartet zu haben, welches von Geox auf alle erdenklichen Schuhe angewendet wird. Innerhalb von zehn Jahren avanciert Geox zum größten Schuhhersteller Italiens und zum drittgrößten Schuhlieferanten in der Welt. Seit 1999 wird das Geox-Prinzip unter dem Label „Geox Apparel“ auch auf Oberbekleidung angewendet. Im Jahr 2004 erfolgte gar der Börsengang des Unternehmens. Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurden weltweit über 20 Millionen Paar Geox-Schuhe verkauft. Das Unternehmen erwirtschaftete in dem Krisenjahr einen Umsatz von 865 Millionen Euro.

Qualitätsmängel bei Geox-Schuhen führt zu Einbruch in Deutschland

Deutschland ist übrigens der größte Markt von Geox außerhalb Italiens und gerade hier gibt es für die Italiener eine Hiobsbotschaft. So hat der deutsche Schuhfachhandel für dieses Jahr rund 50 Prozent weniger Geox-Schuhe bestellt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Grund dafür sollen Qualitätsmängel sein. Viele Schuhhändler bemerkten undichte Geox-Schuhe, die den Kunden nasse Füße bescherten. Bricht Geox hier etwa sein Versprechen? Der Konzern wollte diese Meldungen nicht kommentieren.

Gleichwohl blickt Polegato positiv in die Zukunft, schließlich besitzen 90 Prozent der weltweit getragenen Schuhe eine Gummisohle, die nach Ansicht Polegatos nur darauf warten durch das Geox-Prinzip atmungsaktiv gemacht zu werden. Das wachsende Sortiment spricht dabei für ihn.

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Übrigens: Der Firmenname Geox setzt sich aus dem griechischen Worte „geo“ (Erde) und dem Buchstaben x zusammen. Das x symbolisiert dabei die Technologie, die in den Schuhen steckt.