Die Landwirtschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, sowohl im konventionellen als auch im nachhaltigen Bereich. Obwohl der Markt für Bio-Produkte stetig wächst, machen ökologisch bewirtschaftete Flächen nur einen geringen Teil der gesamten Anbaufläche aus (9,6 Prozent im Jahr 2020, Quelle: Umweltbundesamt). Die hohen Produktionskosten der Bio-Lebensmittel können allein durch den Verkauf nicht gedeckt werden. Hier kann Photovoltaik einen großen Beitrag leisten. Angesichts dieser Ausgangssituation sind die meisten Landwirte dankbar für jede zusätzliche Einnahmequelle, und die Stromerzeugung auf dem eigenen Acker oder Gehöft kann eine solche sein.
Vorteile von Photovoltaik in der Landwirtschaft
Ställe und Scheunen auf Agrarbetrieben verfügen oft über eine große Dachfläche. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen auf diesen Dächern bringt einen Skaleneffekt mit sich, der die Kosten pro Solarpaneel senkt. Je mehr Module aufgestellt werden, desto günstiger wird der erzeugte Solarstrom. Es ist jedoch zu beachten, dass große Anlagen auch ein hohes Gewicht haben, und nicht alle Gebäude die erforderlichen Standortbedingungen erfüllen. Es gibt jedoch eine alternative Lösung.
Besonders günstige Bedingungen für eine PV-Anlage sind gegeben, wenn Geräte unter dem Dach oder auf dem Feld ausschließlich bei Sonnenschein betrieben werden. Bei optimalen Bedingungen kann der in Eigenregie produzierte Strom den Bedarf zu bis zu 100 Prozent decken. Zudem entfällt die Anschaffung eines teuren Batteriespeichers. Landwirte, die bereits über diese Ausgabe nachgedacht haben, können sich also entspannt zurücklehnen.
Attraktive Anreize für Photovoltaik in der Landwirtschaft
Verpachten als Komfortlösung
Landwirte, die über Dächer oder Anbauflächen verfügen und nur einen geringen Strombedarf haben, können durch Verpachten eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen. Je nach Fläche dürfte der jährliche Ertrag für den Landwirt im niedrigen bis mittleren vierstelligen Euro-Bereich liegen. Durch Verpachten können sich die Landwirte intensiver dem Vieh oder der Bewirtschaftung der Ackerflächen widmen, während der Pächter den Betrieb der Photovoltaikanlage finanziert.
Netzeinspeisung und Direktvermarktung
Jeder, der Solarstrom aus einer Photovoltaikanlage ins öffentliche Netz einspeist, erhält hierfür eine Einspeisevergütung. Zwar ist die Einspeisevergütung in den letzten Jahren gesunken, sie bleibt jedoch über die Laufzeit von 20 Jahren konstant und rechnet sich bei steigenden Strompreisen zunehmend. Die Unabhängigkeit von Preisschwankungen auf den Agrarmärkten gilt als eines der Hauptargumente für den Einsatz einer Photovoltaik-Anlage.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Strom direkt an einen Abnehmer in der Nähe des Betriebs zu liefern. Neuanlagen ab einer Größe von 100 kW müssen ohnehin direkt vermarktet werden.
Förderkredit und Bundesprogramm Energieeffizienz
Die finanzielle Last einer PV-Investition müssen Landwirte nicht alleine tragen. Es gibt weiterhin Fördermöglichkeiten für erneuerbare Energien, wie den Förderkredit 270 der KfW. Zudem können Landwirte seit November 2020 eine Förderung bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantragen, die Investitionen in erneuerbare Energien unterstützt. Dabei können bis zu 40 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben bezuschusst werden.
Trend Agrophotovoltaik
Um die Erneuerbare-Energien-Ziele zu erreichen, geben die Bundesländer nach und nach Flächen mit ertragsarmen Böden für den Zubau von Photovoltaikanlagen frei. Diese Lösung geht jedoch auch mit dem Verlust vieler Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung einher. Die Agrophotovoltaik bietet eine Lösung, bei der Flächen sowohl für die Lebensmittel- als auch für die Stromproduktion genutzt werden können.
Eine PV-Anlage, die etwa 5 Meter über dem Boden installiert wird, hat verschiedene Vorteile. Landwirtschaftliche Maschinen können problemlos darunter hindurchfahren und die Pflanzen erhalten ausreichend Sonne. Die Landnutzungseffizienz kann um über 60 Prozent gesteigert werden.
Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Agri-Photovoltaik im Obstbau. Dabei können herkömmliche Schutzkonstruktionen wie Hagelschutznetze und Folienüberdachungen durch Photovoltaikanlagen ersetzt werden, was zu einer sicheren und qualitativ hochwertigen Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion führt.