PIMS: Ein Entzündungssyndrom bei Kindern

PIMS: Ein Entzündungssyndrom bei Kindern

PIMS, auch bekannt als Pädiatrisches Inflammatorisches Multiorgansyndrom, ist ein besorgniserregendes Entzündungssyndrom, das bei Kindern auftreten kann. Es wird angenommen, dass es eine späte Komplikation einer SARS-CoV-2-Infektion ist. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Symptome, Diagnose und Untersuchungen im Zusammenhang mit PIMS.

Wann liegt PIMS vor?

Um PIMS zu diagnostizieren, befragen Ärzte zunächst die betroffenen Kinder und deren Eltern. Sie erkundigen sich nach den genauen Beschwerden und klären ab, ob eine Coronavirus-Infektion vorlag. In manchen Fällen gibt es einen positiven Nachweis des Sars-CoV-2-Virus durch einen PCR-Test oder einen Antigen-Schnelltest. In anderen Fällen zeigt ein Antikörper-Test, dass eine Infektion stattgefunden hat. Aber auch ein Risikokontakt kann auf ein mögliches PIMS hinweisen, selbst ohne positiven Test.

Untersuchungen

Wenn Ärzte den Verdacht auf PIMS haben, veranlassen sie eine Reihe weiterführender Untersuchungen. Dazu gehören unter anderem:

  • Herzultraschall: Ärzte achten darauf, ob es krankhafte Veränderungen am Herzen gibt, wie einen Erguss im Herzbeutel oder Probleme mit den Herzklappen. Auch die Pumpleistung des Herzens wird überprüft.
  • EKG: Bei PIMS sind zum Beispiel vermehrt Extraschläge des Herzens zu sehen.
  • MRT des Herzens: Falls Ärzte einen entzündeten Herzmuskel vermuten, machen sie gegebenenfalls ein Kernspin-MRT, oft mit Kontrastmittel.
  • Röntgen- bzw. CT-Thorax: Auf den Bildern können Ärzte Anzeichen für Ergüsse, eine Lungenentzündung oder ein Lungenödem erkennen.
  • Ultraschall des Bauches: Bei Beschwerden im Verdauungstrakt schließen Ärzte mit Hilfe des Ultraschalls andere Ursachen wie eine Blinddarmentzündung aus und erkennen mögliche Komplikationen wie Bauchwasser, eine vergrößerte Leber oder einen entzündeten Darm.
  • Neurologische Untersuchungen: Diese sind besonders sinnvoll, wenn Kinder mit PIMS neurologische Symptome wie Schwindel, Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfälle haben.
  • Bestimmung der Blutwerte: Bei PIMS sind Entzündungswerte wie das C-reaktive Protein oder Interleukin-6 erhöht. Auch die Anzahl der roten Blutkörperchen oder Blutplättchen kann durch PIMS vermindert sein. Zudem prüfen Ärzte die Organfunktionen und erkennen Gerinnungsstörungen.
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Auch andere schwere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, werden von Ärzten ausgeschlossen. Dazu gehören beispielsweise eine Blutvergiftung, eine Darminfektion oder schwere Herz- oder Lungenerkrankungen.

Falldefinition PIMS

Für die Diagnose von PIMS haben Mediziner genaue Merkmale festgelegt, die das Entzündungssyndrom ausmachen. Demnach wird die Diagnose gestellt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind (sogenannte Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation WHO):

  • Kinder und Jugendliche bis einschließlich 19 Jahre
  • Nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion oder aufgrund von Risikokontakten wahrscheinliche Infektion
  • Fieber über mindestens drei Tage (laut der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie länger als 48 Stunden)

Zusätzlich müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • Hautausschlag oder beidseitige nicht-eitrige Bindehautentzündung oder Entzündungen an Haut oder Schleimhaut
  • Niedriger Blutdruck oder Schock
  • Herzbeteiligung wie Myokarditis, Perikarditis, Valvulitis oder Koronarpathologien
  • Blutgerinnungsstörung
  • Probleme im Verdauungstrakt wie Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Verdacht auf Blinddarmentzündung

Außerdem müssen Auffälligkeiten im Blutbild und erhöhte Entzündungswerte nachgewiesen werden.

Es gibt derzeit noch keine weltweit einheitlichen Diagnosekriterien. Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC nennt beispielsweise leicht abweichende Kriterien, wie beispielsweise ein Höchstalter von 21 Jahren oder mindestens zwei betroffene Organsysteme wie Herz oder Verdauungstrakt.

Das Entzündungssyndrom bei Erwachsenen wird nach ähnlichen Merkmalen diagnostiziert. Je nach Falldefinition können neben den oben genannten noch weitere Kriterien hinzukommen, wie neurologische Probleme oder Hinweise auf einen Leberschaden. Der zeitliche Zusammenhang zu einer Corona-Infektion kann bis zu zwölf Wochen betragen.

PIMS oder Kawasaki-Syndrom?

Das PIMS weist starke Ähnlichkeiten zum Kawasaki-Syndrom auf. Bei beiden Erkrankungen reagiert das Immunsystem übermäßig auf eine Infektion. Dennoch handelt es sich um unterschiedliche Krankheiten.

Beim Kawasaki-Syndrom entzünden sich kleine und mittelgroße Blutgefäße. Es betrifft vor allem Kleinkinder zwischen zwei und fünf Jahren. Die Erkrankung beginnt mit hohem Fieber, das mehr als fünf Tage anhält. Wie bei PIMS gibt es auch für das Kawasaki-Syndrom spezifische Diagnosekriterien.

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PIMS-Patienten sind in der Regel älter als Kawasaki-Patienten und weisen häufiger schwere Verläufe auf. Zusätzlich treten bei Kindern mit PIMS wesentlich öfter Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auf. Auch neurologische Auffälligkeiten oder Atemnot sind bei PIMS eher selten, im Gegensatz zum Kawasaki-Syndrom.

Da sowohl PIMS als auch das Kawasaki-Syndrom durch Infektionen ausgelöst werden können, gestaltet sich die Diagnose manchmal schwierig. Experten gehen jedoch davon aus, dass es Überschneidungen zwischen den beiden Krankheiten gibt.

In Bezug auf PIMS unterscheiden Mediziner daher zwischen verschiedenen Syndromen:

  • Sars-CoV-2 non-Kawasaki PIMS (non-KS-PIMS): Hierbei handelt es sich um reine PIMS-Fälle, bei denen höchstens ein Kawasaki-Kriterium erfüllt ist.
  • (Sars-CoV-2) Kawasaki-Syndrom (KS): Diese Diagnose wird gestellt, wenn mindestens zwei der fünf Kawasaki-Kriterien erfüllt sind, jedoch nicht die Kriterien für PIMS.
  • Sars-CoV-2 PIMS plus Kawasaki-Syndrom (KS-PIMS): Dieses Syndrom umfasst PIMS-Fälle, bei denen die Kinder mehr als zwei der fünf Kawasaki-Kriterien erfüllen.

Je stärker sich PIMS und das typische Kawasaki-Syndrom überlappen oder ergänzen, desto schwerer ist der Krankheitsverlauf. Etwa zwei Drittel der PIMS-Patienten erfüllen auch die Kawasaki-Kriterien.

PIMS oder TSS (Toxisches Schocksyndrom)?

Die Symptome von PIMS ähneln teilweise auch dem Toxischen Schocksyndrom (TSS).

Das TSS ist ebenfalls eine akute, lebensbedrohliche Multiorganerkrankung, die schweres Fieber, einen schnellen Blutdruckabfall und Hautausschlag verursachen kann. Das TSS ist jedoch eine akute Infektionskrankheit, die durch bestimmte Bakterien wie Staphylococcus aureus oder seltener Streptokokkus pyogenes verursacht wird. Diese Bakterien besiedeln den Körper und produzieren giftige Stoffe.

Diese Toxine aktivieren bestimmte Immunzellen stark und lösen eine fehlgeleitete Immunantwort aus, die zu einer unkontrollierten Entzündung führt. Die Toxine werden daher auch als “Toxine mit Superantigeneigenschaft” bezeichnet. Beim TSS besteht die Gefahr eines lebensbedrohlichen Zytokinsturms, der viele Organsysteme schädigen kann.

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Obwohl sich PIMS und TSS in einigen Bereichen ähneln, sind es dennoch unterschiedliche Erkrankungen. PIMS wird mit einer SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung gebracht, während das TSS durch spezifische Bakterien verursacht wird.

Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Artikel allgemeiner Natur sind und keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung darstellen. Wenn Sie sich Sorgen um die Gesundheit Ihres Kindes machen, wenden Sie sich bitte an einen Arzt.