Ein entlegenes Berggasthaus hoch über dem Arntal in Südtirol. Um die Hütte zu erreichen, muss man einen kilometerlangen Aufstieg bewältigen. Der Wirt des Gasthauses besitzt zwei Fahrzeuge. Der erste ist ein Mitsubishi Pajero – ein echter Offroader. Aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, hat der Wirt einen anderen Trumpf im Ärmel. Er enthüllt ein wahres Alpenmonster – einen Pinzgauer.
Der Pinzgauer wurde von Steyr Puch für das österreichische Bundesheer in Graz entwickelt und gebaut. Dieser Mini-Truck kann mit Fug und Recht behaupten, eines der besten Geländefahrzeuge der Welt zu sein. Die Entwicklung begann 1964 und 1971 wurden die ersten Modelle ausgeliefert. Insgesamt wurden über 30.000 Fahrzeuge produziert. Der Pinzgauer ist in Benzin- und Dieselausführungen erhältlich, wobei die Dieselvariante eher selten ist. Es gibt ihn als kurzes 4×4-Modell oder als 6×6-Fahrzeug mit drei Achsen. Er kann entweder mit geschlossenem Dach als Funk- und Kommandowagen oder mit Planenverdeck über einer Pritsche ausgestattet sein.
Günstig zum perfekten Offroad-Fahrzeug
Obwohl der Pinzgauer auch an zivile Institutionen wie die Feuerwehr verkauft wurde, wurden die meisten Fahrzeuge vom Militär übernommen. Neben dem österreichischen Bundesheer wurden Pinzgauer auch von den Streitkräften des Vereinigten Königreichs, der Schweiz, Saudi-Arabiens, Jordaniens und vieler anderer Nationen verwendet. In Großbritannien wurde der Pinzgauer bis 2007 produziert, in Österreich endete die Produktion bereits im Jahr 2000.
In den Alpen trennt sich das Militär nun von seinen betagten Arbeitspferden. Allein im Jahr 2014 wurden 700 Pinzgauer vom Bundesheer ausgemustert. Im Allgemeinen soll der Zustand der Pinzgauer aus Schweizer Beständen deutlich besser sein. In der Schweiz werden die Fahrzeuge bis zum Verkauf stets gewartet und es ist unüblich, Fahrzeuge aufgrund eines Ersatzteil-Mangels zu schlachten.
Kein Fahrzeug für Komfortliebhaber
Einzelne Pinzgauer werden zu Preisen ab etwa 11.000 Euro angeboten, obwohl das Preisniveau von Jahr zu Jahr schwankt und von der Menge abhängt, die das Militär auf den begrenzten Markt drückt. Gebrauchtwagen mit Zulassung kosten ab etwa 15.000 Euro. Für ein gut erhaltenes Exemplar ohne Wartungsstau sollte man jedoch mit über 25.000 Euro rechnen.
Obwohl der Pinzgauer im Gelände nahezu unzerstörbar ist, muss der private Käufer einige Kompromisse eingehen. Fahrer und Beifahrer sitzen noch einigermaßen bequem – ähnlich wie in einem VW Käfer der 60er Jahre. Ohne zusätzliche Dämmung ist das Geräuschniveau im Fahrzeug jedoch sehr hoch. Auf der Ladefläche ist Platz für größere Transporte, allerdings möchte niemand länger als ein paar Kilometer auf den längs eingebauten Bänken ausharren.
Außerdem merkt man dem Pinzgauer an, dass er nicht für die Straße konzipiert wurde. Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 110 km/h sind theoretisch möglich, aber es ist ratsam, es bei 80 km/h zu belassen. Dafür ist das Fahrzeug relativ handlich. Der Zweiachser ist mit 4,17 Metern Länge und 1,8 Metern Breite deutlich kleiner als ein VW Passat. Der Dreiachser ist mit bis zu 5,3 Metern Länge natürlich ein anderes Kaliber, aber auch nicht größer als ein Lieferwagen.
Für den täglichen Weg zur Arbeit ist der Pinzgauer aus Graz sicherlich nicht die beste Wahl. Viele private Käufer rüsten ihren Pinzgauer jedoch zu einem Expeditionscamper um.
Der Dreiachser mit großem Kastenaufbau bietet mehr Platz. Aber auch geschlossene Varianten erfreuen sich großer Beliebtheit. Durch den Einbau eines Klappdachs kann der Raum im Inneren erweitert werden. Eine weitere Option ist die Installation einer Schlafbox auf dem Dach.
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