Frau Tupper, eine bekannte Drag Queen, berichtet von den Vorfällen, denen sie in der Berliner U-Bahn begegnet. Die Menschen fühlen sich unsicher und werden beschimpft. Doch was sagen die anderen Fahrgäste? Frau Tupper erzählt von ihren Erfahrungen.
Beschimpfungen und Gekicher in der U-Bahn
Frau Tupper berichtet, dass sie nur die Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, die sie gut kennt. Dennoch sind dumme Sprüche und Gelächter auch dort zu hören, wo sie sich eigentlich auskennt. Insbesondere ab Hermannplatz wird es schwierig, dort treffen Testosteron gesteuerte Jungs aufeinander und fühlen sich zum Pöbeln herausgefordert. “Ficki, Ficki”, “Schwuchtel”, “Tunte”, “die ist doch ein Mann” sind noch die harmloseren Beschimpfungen. Frau Tupper findet es enttäuschend, dass auch Mädchen mit Migrationshintergrund oft mit hässlichem Gekicher reagieren. Sie fragt sich, warum sie das tun, wo sie doch selbst so viele blöde Kommentare abbekommen. Doch es gibt auch positive Erfahrungen.
Solidarität und Schutz in der U-Bahn
Frau Tupper erzählt, dass sie oft in Schutz genommen wird. Sie erinnert sich an eine Situation, in der eine türkische Mutter aufgestanden ist und die Jungs aufforderte, den Wagen zu verlassen, da man so nicht über andere Menschen spricht. Auch ein heterosexuelles Paar hat sich solidarisiert und Frau Tupper beigestanden, als sie von einem Mann als “Schwuchtel” beschimpft wurde. Sie ärgerten sich darüber, dass so etwas in Kreuzberg überhaupt vorkommt. Dennoch gibt es auch Strecken, wie die zwischen Kurfürstenstraße und Warschauer Straße, auf denen wenig passiert. Frau Tupper scherzt sogar darüber, dass es manchmal enttäuschend ist, wenn niemand auf ihr aufwendiges Outfit reagiert.
Sicherheit in der U-Bahn
Frau Tupper gibt zu, dass sie beim Runterkommen auf den Bahnhof darauf achtet, wie voll der Bahnsteig ist und wo sie sich am besten hinstellt. Wenn es fast leer ist, überlegt sie sogar, den Bus zu nehmen, um nicht alleine mit fremden Menschen warten zu müssen. Sie nennt es gesunde Vorsicht, aber betont, dass sie sich generell sicher fühlt und noch nie den Sicherheitsdienst rufen musste. Dennoch ist sie sich bewusst, dass sie bisher viel Glück hatte. Andere Drag Queens wurden bereits tätlich angegriffen.
Das Leben in Berlin
Frau Tupper wohnt in der Nähe des Nollendorfplatzes, wo es aufgrund der steigenden Anzahl von Strichern und Drogendealern rauer geworden ist. Dennoch fühlt sie sich dort wohl. Allerdings ist sie immer wachsam, wenn sie in Drag auf der Straße unterwegs ist. Sie achtet auf potenzielle Gefahrenquellen und offene Kneipen, in die sie im Notfall flüchten könnte. Sie betont jedoch, dass sie trotz allem in einer luxuriösen Situation lebt, da es in anderen Ländern nicht einmal möglich ist, offen schwul zu leben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Mehr Sicherheitspersonal oder Aufmerksamkeit?
Frau Tupper ist sich nicht sicher, ob mehr Sicherheitspersonal auf den Bahnhöfen helfen würde. Sie befürchtet, dass sich die Probleme lediglich verlagern würden. Stattdessen plädiert sie dafür, dass wir alle aufmerksamer und akzeptierender sein sollten. Es sei wichtig, dass Menschen erkennen, dass Drag Queens ganz normale Menschen sind. Sie möchte ein Stück Normalität in die U-Bahn bringen und zeigen, dass auch Drag Queens mal in Ruhe Zeitung lesen oder einfach in Stille dasitzen können.